Versender zeigen bei Card Link Nerven |
Cornelia Dölger |
25.06.2025 13:30 Uhr |
Das Card-Link-Verfahren galt von Anfang an als Brückentechnologie und soll durch die Gesundheits-ID ersetzt werden. / © FUNKE Foto Services
Beim E-Rezept zeigen die Versender Nerven. Nicht nur bestanden sie seinerzeit darauf, dass ein zusätzlicher Einlöseweg geschaffen wird, damit auch sie Zugriff auf die begehrten E-Verschreibungen bekommen. Sogar mit Klagen drohten sie dem Bund – und bekamen am Ende, was sie wollten, nämlich die – von ihnen – entwickelte Technologie, die es ihnen ermöglicht, den Rx-Markt digital zu entern: Card Link.
Was die Versandbranche mit Diskriminierungsfreiheit gegenüber lokalen Apotheken begründete, stieß bei eben diesen auf harsche Kritik. Denn Card Link barg ihrer Meinung nach erhebliche Sicherheitsrisiken. Hinzu kam das umstrittene Vorgehen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG): Im März vergangenen Jahres beschloss die Gesellschafterversammlung der Gematik die Spezifikationen für das Software-Modul. Das BMG drückte das Verfahren mit seiner 51-Prozent-Mehrheit in der Gesellschafterversammlung durch – im Alleingang und gegen den Willen aller anderen Gesellschafter. Es folgte breite Kritik an dem Vorgehen. Inzwischen allerdings hat sich Card Link als Einlöseweg in Apotheken etabliert.
Das Verfahren hatte von Anfang ein Verfallsdatum. Das Verfahren mit Stecklösung und elektronischer Gesundheitskarte (eGK) gilt als Brückentechnologie, die eines Tages durch die breite Nutzung der Gesundheits-ID überflüssig werden soll. Die Gesundheits-ID soll eine Alternative zur eGK darstellen, Versicherte sollen damit einen kartenlosen Zugang zu allen Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) bekommen.
Der damalige Staatssekretär im BMG, Edgar Franke, wies vergangenes Frühjahr in einer Stellungnahme zum BMG-Alleingang darauf hin, dass Card Link eine »Übergangstechnologie für einen Zeitraum von etwa 1,5 Jahren« darstelle. Die Zulassungen für Card Link sind befristet, das Ablaufdatum nähert sich also.
Konkret soll das Verfahren ab April 2026 von der Gesundheits-ID abgelöst werden. Ziel sei, die digitalen Identitäten breit in die Fläche zu bringen, kündigte Gematik-Chef Florian Fuhrmann im vergangenen Herbst an. Und vor diesem Hintergrund werden die Versender offenbar erneut nervös. Aufgeschreckt wurden sie von einem Börsenanalysten, der in der Freiwilligkeit der Gesundheits-ID »ein kritisches, strukturelles Risiko« für Onlineapotheken sah, wie »Der Aktionär« Anfang Juni berichtete.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.