Vermehrt Pregabalin-assoziierte Todesfälle |
Daniela Hüttemann |
11.03.2024 15:00 Uhr |
Und hier scheint auch das Problem zu liegen. Sie zitieren eine Analyse der Zahlen zu Gabapentinoid-Toten in England zwischen 2004 und 2020, die im April 2022 im »British Journal of Clinical Pharmacology« erschienen ist. Dort wurden 2322 Todesfälle in Zusammenhang mit Pregabalin und 913 mit Gabapentin genauer analysiert. In mehr als 90 Prozent der Fälle gab es eine Konutzung von Opioiden, wobei nur in einem Viertel der Fälle beide Medikamente ärztlich verordnet waren. Todesursache waren wohl in der Regel nicht die beiden Gabapentinoide, da Blutanalysen (sub)therapeutische Blutwerte ergaben. Nur in zwei Fällen wurde der Exitus auf die Gabapentinoide selbst zurückgeführt.
Zum lebensgefährlichen Problem werden Gabapentin und vor allem Pregabalin also wohl nur, wenn sie missbräuchlich und in Kombination mit anderen Drogen, vor allem Opioiden, verwendet werden. Nichtsdestotrotz sollten nach Ansicht von Sumnall und Hamilton sowohl die verordnenden Ärzte als auch die Patienten besser über die potenziellen Risiken von Pregabalin und Gabapentin aufgeklärt werden, vor allem das Abhängigkeitspotenzial. Die Verschreiber sollten regelmäßig prüfen, ob die Verordnung weiterhin notwendig ist. Zudem sollten Interaktionen berücksichtigt werden, insbesondere bei einer Suchterkrankung.
Zugleich müsse die Drogenpolitik das Problem stärker berücksichtigen und die gefährdeten Personen bräuchten mehr Unterstützung. »Ein einfaches Verbot der Verschreibung von Pregabalin erscheint weder praktikabel noch sicher, da es als nützliches und wirksames Medikament gilt, von dem viele Menschen profitieren«, betonen die Suchtexperten. Eine Verschärfung der Beschränkungen für Pregabalin sehen sie ebenfalls als nicht praktikabel an. Es könnte sogar zu größerem Schaden führen, schließlich sei die Verschreibungsfähigkeit 2019 bereits eingeschränkt worden. »Um etwas Sinnvolles zu tun, ist es entscheidend zu verstehen, warum Menschen Pregabalin mit anderen Medikamenten kombinieren, ob sie es verschrieben bekommen oder nicht«, so ihr Fazit.