Verlust des Y-Chromosoms könnte Männerherzen schaden |
Annette Rößler |
18.07.2022 11:00 Uhr |
Gegenüber dem »Science Media Center« loben mehrere unabhängige Experten das Design der Studie, benennen aber auch auf weiteren, sich daraus ergebenden Forschungsbedarf. Erklärungsbedürftig ist etwa, wie der Verlust des Y-Chromosoms TGFβ1 beeinflusst, denn das Gen für diesen Wachstumsfaktor liegt gar nicht auf dem Y-Chromosom. Dieses werde laut Professor Dr. Thomas Thum von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) umgangssprachlich auch als »genetisches Ödland« bezeichnet, weil es überhaupt nur relativ wenige Gene beinhalte. Dennoch seien Zusammenhänge zwischen dem Y-Chromosom und dem Immunsystem beziehungsweise mit Entzündungsreaktionen relativ gut beschrieben. »Der Verlust des Y-Chromosoms könnte daher womöglich zu einem eher erhöhten ›Entzündungszustand‹ führen, der wiederum Fibroseprozesse befeuert«, vermutet Thum.
Für Professor Dr. Elisabeth Zeisberg von der Universitätsmedizin Göttingen ist die größte offene Frage, die sich aus der Arbeit ergibt, was das Ergebnis für Frauen bedeutet. »Wenn nur der Verlust, nicht aber das primäre Fehlen des Y-Chromosoms einen Krankheitswert hat, dann würde dies bedeuten, dass der Entzug des Y-Chromosoms ein Problem darstellt, das primäre Fehlen eines Y-Chromosoms aber nicht. Zu verstehen, warum das so ist, wird zukünftig relevant sein, um therapeutische Konsequenzen aus der Studie abzuleiten.«