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Immunantwort

Vaginale Geburt könnte Impf-Antikörper begünstigen

Im Vergleich zu einem Kaiserschnitt könnte eine vaginale Geburt der Antikörperlevel von Säuglingen nach einer Meningokokken- oder Pneumokokken-Impfung erhöhen. Das legt eine Studie nahe. Das Forschungsteam aus den Niederlanden assoziiert diesen Zusammenhang mit einem unterschiedlich zusammengesetzten Darmmikrobiom.
Laura Rudolph
21.11.2022  09:00 Uhr

In Deutschland erblickt fast jedes Dritte Kind per Kaiserschnitt das Licht der Welt. Verglichen dazu, könnte eine vaginale Geburt das Mikrobiom diversifizieren und die Antikörperantwort auf Pneumokokken- und Meningokokken-Impfungen bei den Säuglingen erhöhen. Das legen die Ergebnisse einer Beobachtungsstudie aus den Niederlanden nahe, die kürzlich im Fachjournal »Nature Communications« veröffentlicht wurden (DOI: 10.1038/s41467-022-34155-2). Demnach könnte das durch die Art der Geburt bedingte Profil des Darmmikrobioms mit beeinflussen, wie die Antikörperreaktion der Kinder auf Impfungen ausfällt.

Das Forschungsteam um Emma de Koff vom Amsterdam University Medical Centre analysierte das Darmmikrobiom anhand von Stuhlproben von 120 pünktlich geborenen Säuglingen. Sie nutzten dazu die 16S rRNA-Sequenzierung. Das 16S rRNA Gen kodiert für einen Teil des bakteriellen Ribosoms und dient zur taxonomischen Bestimmung der Bakterien.

Die vaginal geborenen Säuglinge wiesen demnach in den ersten zwei Lebensmonaten mehr Bifido- und Escherichia-coli-Bakterien und weniger Enterococcus faecium und Klebsiella-Bakterien auf als Säuglinge, die per Kaiserschnitt entbunden wurden. Ab dem Alter von zwei Monaten war zwischen den unterschiedlichen Geburtsarten kein Unterschied in der Zusammensetzung des Mikrobioms mehr erkennbar.

Vaginale Geburt korrelierte mit höheren Impf-Antikörperleveln

Die Immunreaktion der Säuglinge auf die Pneumokokken- beziehungsweise Meningokokken-Impfung analysierten die Forschenden über antigenspezifische IgG-Antikörper im Speichel gemessen mittels Immunoassay. Im Falle der Pneumokokken-Impfung wurde der mukosale Antikörperlevel bei 101 Säuglingen im Alter von zwölf Monaten gemessen, im Median 28 Tage nach der Pneumokokken-Auffrischungsimpfung. Im Falle der Meningokokken-Impfung bestimmten die Forschenden die Antikörperlevel von 66 Säuglingen im Alter von 18 Monaten, im Median 116 Tage nach der Impfung.

Eine vaginale Geburt war in der Studie mit höheren Antikörperreaktionen gegen beide Impfstoffe verbunden – unabhängig von anderen Wirtsfaktoren wie Geschlecht, Antibiotikagebrauch in den ersten drei Lebensmonaten oder Haustieren im Haushalt. Dabei stand die relativ erhöhte Anzahl von Bifido- und E. coli-Bakterien in den ersten Lebenswochen bei vaginaler Geburt in positivem Zusammenhang mit einer erhöhten Anti-Pneumokokken-Antikörperreaktion. Die erhöhte Anti-Meningokokken-Antikörperreaktion korrelierte nur mit der relativen Häufigkeit von E. coli-Bakterien.

Geringer ausfallen könnte dieser positive Effekt bei Kindern, die zwar auf natürlichem Weg geboren wurden, anschließend jedoch Formulanahrung statt Muttermilch erhielten: Stratifizierte Analysen zeigten, dass innerhalb der Gruppe der vaginal entbundenen Säuglinge (n = 51) die Anti-Pneumokokken-Antikörperreaktion bei den gestillten Säuglingen (n = 7) etwa um das 3,5-fache höher ausfiel als bei denen, die mit Formulanahrung gefüttert wurden.

Das Fazit der Studienautoren lautet, dass die Entwicklung des Darmmikrobioms in der frühen Kindheit robuste Immunantworten auf Impfungen im Kindesalter fördern könnte. Weitere Forschung zum Thema steht noch aus.

 

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