US-Zulassung für orale Stuhltransplantation |
Christina Hohmann-Jeddi |
27.04.2023 16:40 Uhr |
Mit Vowst™ wurde in den USA jetzt eine Kapsel zur fäkalen Mikrobiom-Transplantation zugelassen. / Foto: Getty Images/Grace Cary
Zur Behandlung von wiederkehrenden CDI ist die fäkale Mikrobiom-Transplantation (FMT) deutlich wirksamer als andere Therapieoptionen. Während in Deutschland die Methode nur im Rahmen von Studien oder als individueller Heilversuch eingesetzt werden kann, sind in den USA inzwischen zwei Präparate zugelassen: Die US-Arzneimittelbehörde FDA erteilte dem Fertigpräparat Vowst™ von Seres Therapeutics für die Vermeidung von weiteren CDI bei erwachsenen Patienten mit wiederkehrenden CDI die Zulassung. Das geht aus einer Mitteilung der Behörde vom 26. April hervor.
Nach einer Antibiotikatherapie sollen Patienten mit wiederkehrenden CDI vier Kapseln Vowst täglich für drei aufeinanderfolgende Tage nehmen. Die Kapseln enthalten lebende Bakterien, aufbereitet aus menschlichem Stuhl von ausgewählten, qualifizierten Spendern. »Obwohl die Spender und der gespendete Stuhl auf übertragbare Erreger getestet werden, besteht das Risiko, mit Vowst Infektionserreger zu übertragen«, heißt es von der FDA. Das Präparat könne zudem Nahrungsmittelallergene enthalten, wobei das Ausmaß des mit diesen assoziierten Risikos für unerwünschte Wirkungen nicht bekannt sei.
In einer Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit erhielten 89 Probanden nach einer initialen Antibiotikatherapie Vowst und 93 Patienten ein Placebo. Acht Wochen nach der Behandlung lag die CDI-Inzidenz in der Vowst-Gruppe um den Faktor 3,2 niedriger als in der Placebogruppe: CDI traten bei 12,4 Prozent der mit Vowst Behandelten und bei 39,8 Prozent der Probanden der Kontrollgruppe auf. Die häufigsten Nebenwirkungen in klinischen Studien waren Blähungen, Fatigue, Verstopfung, Frösteln und Diarrhö.
Die Zulassung von Vowst biete eine neue Option, wiederkehrende CDI zu verhindern, sagt Dr. Peter Marks von der FDA: »Die Verfügbarkeit von Fäkal-Mikrobiota-Produkten, die oral eingenommen werden können, ist ein entscheidender Fortschritt in der Versorgung der Patienten mit dieser potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung und ihrem Zugang zu der Technologie.«
Seit November 2022 ist bereits das Fertigpräparat Rebyota™ von Ferring Pharmaceuticals in den USA verfügbar, das bei rezidivierenden Clostridioides-difficile-Infektionen nach einer Antibiotikatherapie angewendet wird, um weitere Rezidive zu verhindern. Es wird tiefgekühlt aus der Apotheke abgeholt, zu Hause aufgetaut und als rektale Einzeldosis appliziert. Hierzu sagt Gastroenterologe Professor Dr. Andreas Stallmach: »Aufgrund der komplexen und schwierigen Zubereitung sowie der Liefer- und Applikationsbedingungen bin ich mir nicht sicher, ob kurzfristig eine Ausweitung nach Europa stattfindet.« Ein oral zu applizierendes Produkt hat hier sicher Vorteile.
Einen Fortschritt in puncto Sicherheit würde es darstellen, wenn statt des gesamten Mikrobioms aus Fäzes nur ein Cocktail von gezüchteten Bakterienstämmen verabreicht würde. An einem solchen Präparat arbeitet das Unternehmen Vedanta Biosciences. Die Kapsel VE303 enthält verschiedene nicht toxische und nicht pathogene Stämme von C. difficile, die dessen Nische im Mikrobiom besetzen. Die tägliche Einnahme von VE303 über zwei Wochen konnte in einer hohen Dosierung das Risiko für ein Rezidiv bei Patienten mit wiederkehrenden CDI um den Faktor 3,3 im Vergleich zu Placebo senken. Das zeigen die Ergebnisse einer Phase-II-Studie, die jetzt im Fachjournal »JAMA« veröffentlicht wurden.