US-Ministerium geht bei Corona-Ursprung von Laborpanne aus |
Wie das SARS-Coronavirus-2 Ende 2019 entstand, ist bis heute unklar. Zu seinem Ursprung gibt es verschiedene Hypothesen. / Foto: Adobe Stock/dermatzke
Bislang ist nicht abschließend geklärt, woher das Pandemievirus SARS-CoV-2 stammt und ob es natürlichen Ursprungs ist oder im Labor hergestellt wurde. Nun gibt es einen weiteren Befürworter der Labor-Hypothese: das US-Energieministerium. Das gehe aus einem als Verschlusssache eingestuften Geheimdienstbericht hervor, der kürzlich dem Weißen Haus und wichtigen Mitgliedern des Kongresses vorgelegt worden sei, berichtete das »Wall Street Journal« am Sonntag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. Damit schließe sich das Energieministerium nun der Einschätzung der Bundespolizei FBI an, wonach sich das Virus wahrscheinlich durch eine Panne in einem chinesischen Labor verbreitet hat. Das Ministerium vermute dies allerdings mit einem nur »niedrigen« Grad der Gewissheit.
Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte am Sonntag, dass er den Bericht weder bestätigen noch zurückweisen könne. »Im Moment gibt es noch keine endgültige Antwort der Geheimdienste auf diese Frage«, betonte Sullivan mit Blick auf den Ursprung des Virus. »Einige Teile der Geheimdienste sind zu Schlussfolgerungen auf der einen Seite gekommen, andere haben gesagt, dass sie einfach nicht genug Informationen haben, um sicher zu sein.«
Einige US-Behörden sind nach wie vor der Ansicht, dass das Virus wahrscheinlich auf natürliche Weise übertragen wurde, andere sind unentschlossen. Die Schlussfolgerung des Energieministeriums beruht dem Bericht zufolge auf neuen Erkenntnissen. Es blieb aber unklar, was für Erkenntnisse dies waren. Zuvor war das Ministerium laut »Wall Street Journal« unschlüssig in seiner Bewertung. Das Ministerium hat wie andere US-Ministerien eigens ein Büro für Nachrichtendienste und Spionageabwehr, das zur Gemeinschaft der US-Geheimdienste gehört.
Diese gehen dem Ursprung des Coronavirus nach. Im Jahr 2021 gab es nach mehrmonatiger Prüfung keine Einigkeit unter den US-Geheimdiensten über den Ursprung des Coronavirus. Ob das Virus aus einem Labor stamme oder von einem Tier auf den Menschen übergesprungen sei, sei offen, hieß es in einem damals veröffentlichten Bericht in dem die Geheimdienstabteilungen verschiedener Behörden ihre Einschätzung veröffentlichten.
Ein Sprecher des deutschen Bundesgesundheitsministeriums sagte zu dem Bericht: »Wir haben weiterhin keine eigenen Erkenntnisse, die diese Labor-Hypothese im Augenblick stützen.«
China hat Vorwürfe zu einem möglichen Laborunfall stets zurückgewiesen – so auch dieses Mal. Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning sagte am Montag vor der Presse, die Suche nach dem Ursprung des Virus sei eine wissenschaftliche Angelegenheit und solle »nicht politisiert« werden. Dass eine Laborpanne »höchst unwahrscheinlich« sei, habe die Forschungsmission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit chinesischen Wissenschaftlern bei ihren Untersuchungen 2021 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan festgestellt, wo das Virus erstmals entdeckt worden war. Es solle aufgehört werden, die Labortheorie aufzubauschen und China zu verleumden, sagte die Sprecherin weiter.
Eine Fortsetzung der Forschungsmission der WHO werde es wohl nicht geben, heißt es in einem Artikel vom Nachrichtenportal von »Nature«. Der mit Spannung erwartete zweite Teil der Forschungsarbeit zum Coronavirus-Ursprung wurde demnach »leise zurückgestellt«. »Es gibt keine Phase zwei«, sagte Maria von Kerkhove von der WHO gegenüber »Nature«. Offenbar spielten Schwierigkeiten des Zugangs der WHO-Experten nach China hier eine Rolle. Über die Gründe, die die zweite Phase der Untersuchungen blockierten, wollte das chinesische Außenministerium auf Anfrage von »Nature« keine Angaben machen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.