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Off-Label-Gebrauch

US-Apothekerverband warnt vor Ivermectin als Covid-19-Mittel

Die amerikanischen Apotheker- und Ärzteverbände haben sich deutlich gegen die Verschreibung und Abgabe das Krätze- und Wurmmittels Ivermectin zur Prävention oder Behandlung von Covid-19 ausgesprochen. Hintergrund ist der anhaltende Off-Label-Trend in den USA.
Daniela Hüttemann
06.09.2021  18:00 Uhr

Schon zu Beginn der Corona-Pandemie gab es erste Berichte, dass der altbekannte antiparasitäre Arzneistoff Ivermectin in vitro die Vermehrung von SARS-CoV-2 hemmen kann. Anekdotische Berichte und eine viel zitierte, aber auch viel kritisierte klinische Studie aus Brasilien taten ihr übriges, um Ivermectin weltweit ein Absatzhoch zu bescheren.

Doch die Wirkung von Ivermectin ist bislang weder für die Behandlung noch Vorbeugung von Covid-19 ausreichend wissenschaftlich belegt, wie ein Cochrane-Review erst kürzlich zusammenfasste. Gegen den Einsatz als Corona-Mittel aufgrund der mangelhaften Datenlage sprechen sich derzeit unter anderem die Weltgesundheitsorganisation und die wichtigsten US-Behörden FDA, CDC und NIH aus. Auch die deutsche Leitlinie zur stationären Therapie von Covid-19-Patienten spricht sich gegen den Einsatz außerhalb von klinischen Studien aus. Und auch Hersteller MSD sieht bislang noch nicht genügend Evidenz, um den Off-Label-Gebrauch zu rechtfertigen. 

Trotzdem scheint zumindest in den USA Ivermectins Corona-Karriere ungebrochen anzuhalten. Daher sprachen sich vergangene Woche der US-Ärzteverband American Medical Association sowie die Apothekerverbände American Pharmacists Association (APhA) und American Society of Health-System Pharmacists deutlich gegen die Verordnung und Abgabe von Ivermectin zur Prophylaxe und Therapie von Covid-19 außerhalb klinischer Studien aus.

»Wir sind beunruhigt über Berichte, wonach die ambulante Verschreibung und Abgabe von Ivermectin seit der Zeit vor der Pandemie um das 24-fache gestiegen ist und in den letzten Monaten exponentiell zugenommen hat«, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Dieses Prozedere müsse umgehend aufhören. Apotheker, Hausärzte und andere Verschreiber sollten Patienten vor einem solchen Off-Label-Gebrauch und dem Erwerb in Online-Shops warnen – insbesondere, wenn auch Ivermectin-haltige Tierarzneimittel von Menschen angewendet werden.

Besondere Gefährdung, wenn Menschen Tierarzneimittel anwenden

Präparate für größere Tiere seien höher dosiert als Humanarzneimittel, was das Risiko für Vergiftungen bei Menschen deutlich erhöht. Derzeit lägen die Anfragen bei den Giftnotrufen in den USA bezüglich Ivermectin um das Fünffache höher als vor der Pandemie. Zu den Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, bei Überdosen kann es zu Hypotonie und neurologischen Effekten wie eingeschränktes Bewusstsein, Verwirrung, Halluzinationen, Anfällen, Koma und Tod kommen.

Statt auf ein bei Covid-19 noch nicht ausreichend erprobtes Medikament zurückzugreifen, sollten Ärzte und Apotheker hingegen vielmehr nachdrücklich zur Impfung und den etablierten Schutzmaßnahmen raten und gegebenenfalls über die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten wie die Antikörper-Therapie aufklären.

Weltweit laufen derzeit Studien mit Ivermectin zur Prophylaxe und Behandlung von Covid-19. Eine der größeren Studien zu dieser Fragestellung ist beispielsweise die PRINCIPLE-Studie, angesiedelt an der Universität Oxford, die bereits zu inhalativem Budesonid, Azithromycin und Doxycyclin Ergebnisse geliefert hat. Der Studienarm mit Ivermectin läuft noch.

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