Unwort des Jahres: »Effizienzreserven« |
Annette Rößler |
17.11.2022 14:00 Uhr |
Trotz der schmerzhaften Honorarkürzung gelte es aber, nach vorne zu blicken. Und da böten sich durchaus Chancen, sagte Münch. Er erinnerte daran, dass die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken ein im Koalitionsvertrag verankertes Ziel sowohl der Landesregierung in Sachsen-Anhalt als auch der Bundesregierung sei. Minister Lauterbach habe zudem angekündigt, die Gespräche mit den Apothekern intensivieren zu wollen, für weitere Sparrunden Experten hinzuzuziehen und das Leistungsspektrum der Apotheken auszubauen. »Da sind wir dabei und daran werden wir ihn erinnern«, sagte Münch. Als Vorschläge für sofort umsetzbare, kostensparende Maßnahmen im Umkreis der Apotheke nannte er die Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente, Bürokratieabbau und die Digitalisierung.
»Dabei denke ich nicht nur an das E-Rezept, sondern auch an schnelle und unkomplizierte Wege zum Informationsaustausch. Wie viel unnötige Zeit kostet uns im Moment etwa das fast unmögliche Unterfangen, mit einer Arztpraxis Kontakt aufzunehmen, um wichtige Fragen zur Versorgung eines Patienten zu klären«, sagte Münch. Das könne auch im Zusammenhang mit den pharmazeutischen Dienstleistungen ein Problem darstellen. Diese seien an sich ein Riesenerfolg, auch wenn die Umsetzung momentan noch zäh sei. Die Gründe für die Zurückhaltung bei vielen Apotheken seien aus seiner Sicht vor allem fehlende Zeit und Personalmangel. »An der Nützlichkeit an sich kann aber keiner zweifeln.«
Auch Lutz Boden vom Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH), der in der Kammerversammlung einen Gastvortrag hielt, wies darauf hin, wie wichtig eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern ist. »Aus unserer Sicht ist zwischen diesen beiden Berufsgruppen mehr Miteinander erforderlich«, sagte Boden, der selbst Apotheker ist. Nur so könne etwa auch die Prävention von Krankheiten verbessert werden.
Die persönliche Kommunikation mit dem Patienten sei dabei von zentraler Bedeutung – und ein Alleinstellungsmerkmal der Apotheke vor Ort gegenüber Versandapotheken. Eine Umfrage des BAH habe ergeben, dass sehr viele Patienten genau das besonders schätzen: die Möglichkeit, direkt nachzufragen, und das Beratungserlebnis vor Ort. Als Gründe für einen Einkauf beim Versandhandel seien dagegen zuvorderst ein geringerer Preis und Bequemlichkeit genannt worde – aber der Preis für Arzneimittel sei in der Offizin nicht zwangsläufig höher als beim Versandhandel und bequem sei beispielsweise auch der Botendienst, sagte Boden.