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Schwankende Lipidwerte

Unterschätzter Risikofaktor für Demenz

Könnten Fluktuationen bei den Lipidwerten hinsichtlich des Demenzrisikos aussagekräftiger sein als die absoluten Mittelwerte? Die Ergebnisse einer aktuellen Studie deuten genau das an.
Theo Dingermann
12.02.2025  16:20 Uhr

In die Untersuchung waren 9846 Teilnehmer der ASPREE-Studie (Aspirin in Reducing Events in the Elderly) eingeschlossen. Die ASPREE-Studie war eine internationale klinische Studie, in der ursprünglich geprüft wurde, ob die tägliche Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure das Leben gesunder älterer Menschen durch Vorbeugung oder Verzögerung altersbedingter Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt und Schlaganfall), Demenz, Depressionen und bestimmter Krebsarten verlängert. Die Studie wurde dann als ASPREE-eXTension weitergeführt, in deren Verlauf die Teilnehmer bis zu elf Jahre nachbeobachtet werden.

Konkret bestimmten die Forschenden um Dr. Zhen Zhou von der Monash University in Melbourne, Australien, die Lipidwerte der Teilnehmer zu Studienbeginn und in den Jahren 1, 2 und 3. Es wurden nur Probanden eingeschlossen, die weder vor Beginn noch im Laufe der Studie lipidsenkende Medikamente eingenommen hatten. Die Variabilität in den Werten wurde dann anhand von vier verschiedenen Formeln quantifiziert, wobei die sogenannte Variabilität unabhängig vom Mittelwert verwendet wurde. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt im Fachjournal »Neurology« erschienen.

Bei den jährlichen Untersuchungen wurden jeweils das Gesamtcholesterol (TC), das LDL-Cholesterol (LDL-C), das HDL-Cholesterol (HDL-C) und die Triglyzeride gemessen. Die Messwerte schwankten dabei teilweise erheblich, nämlich um bis zu 2,36 beziehungsweise 2,07 mmol/L für TC beziehungsweise LDL-C (durchschnittliche Variabilität 0,39 beziehungsweise 0,34). Dabei war eine erhöhte Variabilität von TC und LDL-C signifikant mit einem erhöhten Risiko für Demenz und kognitiven Abbau (CIND) assoziiert. So lag beispielsweise das Demenzrisiko im obersten Quartil der TC-Variabilität um 60 Prozent höher als im untersten Quartil (Hazard Ratio 1,60). Personen mit einer LDL-C-Variabilität im obersten Quartil hatten ein um 48 Prozent höheres Risiko für eine Demenz als Personen im untersten Quartil.

Schwankungen wichtiger als der absolute Mittelwert

Je stärker TC und LDL-C schwankten, umso schneller nahmen die globale Kognition, das episodische Gedächtnis und die psychomotorische Geschwindigkeit ab. Hierunter versteht man die Schnelligkeit, mit der eine Person Veränderungen in der Umgebung erkennt und darauf reagiert. Kein signifikanter Zusammenhang ergab sich zwischen der HDL-C- oder der Triglyzeridvariabilität und dem Demenzrisiko. Allerdings ließ sich für die Triglyzeridvariabilität ein leichter Effekt auf den kognitiven Abbau (CIND) erkennen.

Bemerkenswert ist, dass die absoluten Lipidwerte eine untergeordnete Rolle spielten. Das galt sowohl für die durchschnittlichen Cholesterolwerte als auch für den Trend (steigend oder fallend) dieser Durchschnittswerte.

So deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass die Überwachung von Cholesterolwert-Schwankungen über die Zeit wichtige zusätzliche Informationen zur Abschätzung des Demenzrisikos liefern könnte. Diese Information erhält man nicht, wenn man einmalige Messwerte für eine Risikobewertung heranzieht.

Die Studienautoren spekulieren, dass wiederholte Schwankungen des Cholesterols die Hirngefäße schädigen, indem sie beispielsweise entzündliche Prozesse fördern, die für neurodegenerative Erkrankungen relevant sind. Zudem könnten durch die Konzentrationsschwankungen die Integrität der Gehirnstruktur gestört und deren Funktion durch Atherosklerose und endotheliale Dysfunktion beeinträchtigt werden, was letztlich generelle neuronale Schäden verursachen könnte.

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