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Geriatrie

Ungewöhnliche Covid-19-Symptome bei Älteren

Ältere Menschen erkranken nicht nur im Durchschnitt schwerer als jüngere an Covid-19, sie zeigen auch häufiger untypische Symptome. Ein wichtiges ist das Delir, das auch mit einer schlechten Prognose einhergeht.
Christina Hohmann-Jeddi
20.09.2021  18:00 Uhr

Delir zeigt schweren Verlauf an

Auf ein bei älteren Patienten häufiges Symptom ging Professor Dr. Christine von Arnim von der Universitätsmedizin Göttingen auf dem Kongress genauer ein: das Delir. Darunter wird eine Störung der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins verstanden, wobei weitere kognitive Domänen wie Gedächtnis, Orientierung oder Sprache zusätzlich betroffen sein können. Der Zustand beginne spontan und könne im Tagesverlauf variieren, berichtete die Ärztin. »Es ist immer die Konsequenz einer anderen Erkrankung.«

Einer Metaanalyse über 48 Studien zufolge liegt die Prävalenz des Delirs bei Covid-19-Patienten insgesamt bei 24 Prozent, bei den über 65-Jährigen bei 28 Prozent. Diese Ergebnisse stellte ein taiwanisches Forscherteam im Mai im Journal »Age and Ageing« vor. Von den Patienten mit bekannter Demenz wiesen sogar 45 Prozent ein Delir auf. Die Analyse zeigte auch, dass Patienten mit dieser Verwirrtheit ein dreifach erhöhtes Mortalitätsrisiko hatten.

Bei der Krankenhausaufnahme von Covid-19-Patienten ist Delir einer weiteren Studie zufolge das fünfthäufigste Symptom nach Fieber, Husten, Atemnot und Fatigue, berichtete die Ärztin. »Es ist außerdem das einzige, das mit zunehmendem Alter immer häufiger wird.« Eine Studie untersuchte, welche Symptome bei der Klinikeinweisung von Covid-19-Patienten Erst- und Hauptsymptom sind; darin war bei 16 Prozent der Patienten Delir das bestimmende Symptom (»JAMA Network Open«). 37 Prozent der Patienten mit diesem Verwirrtheitszustand hätten keine Covid-19-typischen Krankheitszeichen wie Fieber oder Atemnot gezeigt, berichtete von Arnim.

Wie präsentiert sich das Delir bei diesen Patienten? Der Untersuchung zufolge wiesen 54 Prozent der Betroffenen Wahrnehmungsstörungen auf, 43 Prozent waren desorientiert, 20 Prozent zeigten eine hypoaktive Form mit Schläfrigkeit und Apathie und 16 Prozent waren hyperaktiv mit Agitiertheit und motorischer Unruhe. Die Verwirrtheit dauere in etwa vier Tage an, so von Arnim. Je länger das Delir anhalte, desto höher falle die Mortalität aus.

Einer britischen Untersuchung zufolge tritt das Delir häufig vor respiratorischen Symptomen auf und kann auch mit zerebrovaskulären Komplikationen einhergehen, etwa mit territorialen Infarkten, Vaskulitis oder Enzephalomyelitis. Es sei durchaus sinnvoll, bei Patienten mit Delir eine MRT-Aufnahme des ZNS anzufertigen, erklärte die Ärztin. Häufig sei die kognitive Beeinträchtigung das klinische Erscheinungsbild einer Enzephalopathie, wobei die direkte Infektion des Gehirns eine Rarität sei. Meist handele es sich um eine Reaktion auf eine systemische Entzündung. Neben den physiologischen Ursachen trügen auch Umweltfaktoren zum Entstehen des Delirs bei Covid-19 bei, sagte von Arnim.

In der Pandemie seien Senioren gerade in Pflegeheimen sozial isoliert gewesen, was ein Delir begünstigen kann. Im Fall einer Coronainfektion habe sich die Situation noch verschärft: Die Patienten seien isoliert und von Angehörigen getrennt worden, Pflegende seien gestresst und mit Masken und Schutzausrüstung vermummt gewesen, was die Kommunikation mit ohnehin schlecht hörenden Menschen noch erschwert. Das sei zusammengenommen »das Gegenteil von dem, was wir als Delir-Management-Strategien kennen«. Aufgrund der Relevanz des Problems forderte von Arnim, dass das Delir bei allen Covid-19-Patienten systematisch erfasst, überwacht, behandelt und nachuntersucht werden sollte.

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