| Carolin Lang |
| 26.04.2024 09:00 Uhr |
Wie die Bezeichnung schon impliziert, gibt es innerhalb des Autismus-Spektrums sehr unterschiedliche Ausprägungen. Forschende unternähmen erhebliche Anstrengungen, um kognitive Prozesse zu identifizieren, die bei Autismus-Spektrum-Störungen beeinträchtigt sind, doch sie könnten auch mit vielen Verhaltensstärken einhergehen, die anerkannt und gefördert werden sollten, schreibt die Arbeitsgruppe.
So hätten manche Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung ein überdurchschnittliches Verständnis für Details, Regeln und Systematik sowie ein großes Interesse daran, zu verstehen, wie Dinge funktionieren. In mehreren Studien werde davon berichtet, dass diese Menschen ihre Aufmerksamkeit zum Teil in außergewöhnlichem Maß auf eine einzige Aufgabe richten können, was auch als Hyperfokus bezeichnet wird. Dieser könne sich aber auch als Faszination für starre Abläufe etwa bei Prozessen oder Maschinen manifestieren. Weiter sei die Fähigkeit, sich visuell auf lokale Details zu konzentrieren, mitunter besonders ausgeprägt.
Die Begeisterung für feste Regeln und Prozesse könnte erklären, warum einige Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung eine ausgeprägte Begabung für Mathematik oder andere MINT-Fächer, also Informatik, Naturwissenschaft und Technik, haben. Ihr Anteil an der Gesamtstudienpopulation im UK sei aber ingesamt gering, räumen die Autorinnen und Autoren ein. Schätzungsweise 10 Prozent der Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung hätten überdurchschnittliche mathematische Fähigkeiten.
Für Menschen mit Legasthenie, auch Dyslexie oder Lese-Rechtschreibschwäche genannt, dokumentierten Studien, dass sie mitunter besonders kreativ sind und sich durch eine innovative Denkweise auszeichnen. Möglicherweise eigneten sich Betroffene diese Stärken im Laufe des Lebens an, indem sie sich ständig an für sie suboptimale Situationen anpassen, heißt es in der Publikation. So waren in einer explorativen Metaanalyse die kreativen Leistungen Erwachsener mit Legasthenie signifikant besser als die der Kontrollgruppe, was für Kinder und Jugendliche nicht zu beobachten war (DOI: 10.1002/dys.1677).
Darüber hinaus könne Legasthenie mit einem hervorragenden räumlichen Vorstellungsvermögen sowie einer ausgeprägten visuellen Verarbeitungsfähigkeit verbunden sein. Fallstudien berichten zudem von einem erweiterten Wortschatz, außergewöhnlichen analytischen Fähigkeiten sowie einem guten Sinn für Humor. Mehrere Studien dokumentierten eine gute Problemlösungskompetenz.