Glyphosat gilt nach Einschätzung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen. Behörden wie die EFSA und das BfR sehen bei Einhaltung der Anwendungsregeln allerdings kein relevantes Krebsrisiko. / © imago images/Christian Spicker
Eine Studie aus dem Jahr 2000, die eine zentrale Rolle in der Debatte um die Sicherheit des Pestizids Glyphosat spielt, ist von der Fachzeitschrift »Regulatory Toxicology and Pharmacology« formell zurückgezogen worden. Das Papier war seit damals ein wichtiges Argument für Angaben des damaligen Herstellers Monsanto, das Herbizid Roundup® und sein Wirkstoff Glyphosat hätten keine krebserregenden Wirkungen.
In einer Stellungnahme des Bayer-Konzerns, der Monsanto 2018 übernommen hatte, hieß es: »Von Monsanto hat sich niemand als Autor beteiligt und der Bezug des Unternehmens zu dem Papier wurde ordnungsgemäß offengelegt.«
Die Studie habe weithin als wegweisend in der Debatte gegolten, hieß es vom Fachverlag Elsevier, in dem das Fachblatt erscheint. Nun sei aber unklar, ob die gezogene Schlussfolgerung – dass Glyphosat und das Präparat Roundup nicht krebserregend sind – tatsächlich korrekt ist. Es wurden Bedenken hinsichtlich der Urheberschaft der Studie, der Gültigkeit der Ergebnisse im Zusammenhang mit einer falschen Darstellung der Beiträge der Autoren und des Studiensponsors sowie potenzieller Interessenkonflikte der Autoren geäußert, schreibt der zuständige Chefredakteur Martin van den Berg in der Mitteilung. Demnach gibt es mehrere Punkte, die zur Rücknahme führten, unter anderem:
Die Schlussfolgerungen der Studie hinsichtlich der Karzinogenität von Glyphosat basieren ausschließlich auf Studien von Monsanto, die kein tumorauslösendes Potenzial zeigten, schreibt van den Berg. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung habe es andere Langzeitstudien zur chronischen Toxizität und Karzinogenität gegeben, deren Daten nicht berücksichtigt wurden.
Ein Rechtsstreit in den USA brachte Korrespondenz von Monsanto ans Licht, aus der hervorgeht, dass die drei in der Studie genannten Autoren wohl nicht allein für den Inhalt verantwortlich waren. Stattdessen hätten möglicherweise Mitarbeiter von Monsanto ohne ordnungsgemäße Nennung als Mitautoren an der Erstellung mitgewirkt.