Ukraine-Hilfe im Mittelpunkt |
Hier wird eine gemeinsame Arzneimittellieferung von Apotheker ohne Grenzen, Apotheker Helfen und München hilft Ukraine im Gesamtwert von 40.000 Euro auf den Weg nach Charkiw in der Ukraine gebracht. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
Die Messestände der beiden apothekerlichen Hilfsorganisationen sind direkt miteinander verbunden; in der Mitte informieren sie über ihre Ukraine-Hilfe. »Wir verdeutlichen damit die Zusammenarbeit unserer Organisationen in bestimmten Projekten, zum Beispiel aktuell in der Ukraine«, sagt Dr. Andreas Wiegand, Geschäftsführer von Apotheker Helfen. So wurde bereits eine Hilfslieferung im Wert von 40.000 Euro gemeinsam mit AoG auf den Weg gebracht und weitere Sendungen in gleicher Größenordnung sind geplant.
Dank der enormen Spendenbereitschaft konnte AH die humanitäre Hilfe für die Ukraine rasch starten und nachhaltig ausbauen. »Partnerorganisationen sowie ukrainische Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen melden gezielt ihren Bedarf bei uns an«, erklärt Wiegand. »Wir überprüfen dies detailliert. Die anfängliche hektische Nachfrage nach Medikamenten ist erfreulicherweise abgeebbt.«
Erst kürzlich stellte AH gemeinsam mit der Krankenhausapotheke im Klinikum Nürnberg Medikamente, vorwiegend Infusionslösungen und Antibiotika, für ein Krankenhaus in Rivne bereit. »Wir haben eineinhalb Paletten im Wert von mehr als 10.000 Euro gepackt, die mit NAVIS e. V. nach Lwiw gebracht und weitertransportiert werden«, berichtet der Apotheker. Inzwischen habe AH Arznei- und Hilfsmittel im Wert von rund 388.000 Euro in der Ukraine-Hilfe umgesetzt.
Apotheker ohne Grenzen sendet ebenfalls regelmäßig Arzneimittel und Verbandsstoffe in die Ukraine. Bis einschließlich Juli kamen so mehr als 130 Lieferungen zustande. Zuletzt ging zum Beispiel gemeinsam mit der Apothekerkammer Bremen eine Lieferung im Wert von 70.000 Euro nach Ivano-Frankivsk in der Nähe von Lwiw. Auch hier gab es eine konkrete Bestellliste einer Partnerorganisation; den Transport übernahm der eigentlich auf Seenotrettung spezialisierte Verein Mission Life (Ortsgruppe Dresden).
»Wir freuen uns, dass wir in der Ukraine-Hilfe und auch jetzt auf der Expopharm unsere Stärken bündeln können«, sagt Kira Morandin, Referentin Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit bei AoG zur verstärkten Zusammenarbeit mit AH. Denn die Nachfrage sei ungebrochen hoch, während die Spendenbereitschaft mittlerweile stark nachgelassen habe. Ihr Verein beschäftigt derzeit drei Apotheker hauptamtlich als Koordinatoren für die Ukraine-Hilfe, die zeitweise am Stand C-24 vor Ort in München sein und ihre Eindrücke schildern werden.
Zudem informieren beide Vereine über ihre zahlreichen anderen Projekte auf der ganzen Welt, die dringend Unterstützung brauchen.
»Wir stellen zwei Projektpartnern im Südsudan Arzneimittel für die Behandlung der Flussblindkrankheit und der Folgeerkrankung Epilepsie zur Verfügung«, nennt AH-Geschäftsführer Wiegand ein Beispiel. »In Uganda wird mit unserer Unterstützung das siebte Gesundheitszentrum im Kibaale Distrikt in Mutagata bis Ende 2022 fertiggestellt.«
Ganz neu ist die Mitwirkung im Projekt YIK-Pinda zur Brustkrebsfrüherkennung in Burkina Faso. Es geht um eine Aufklärungskampagne von Frauenorganisationen, die die DearMamma-Methode zur Selbstabtastung der Brust fördert und bekannter macht. Ziel ist es, die Überlebenswahrscheinlichkeit der Frauen zu verbessern. Denn in Burkina Faso sterben 50 Prozent aller an Brustkrebs erkrankten Frauen innerhalb von fünf Jahren, weil der Tumor zu spät entdeckt wird. CGM Lauer wird das Projekt mit einer Spendenaktion im Rahmen der Expopharm unterstützen.
Apothekerin Dr. Jennifer Lehmann unterstützt hier eine Ärztin bei der Versorgung von Mittelmeerflüchtlingen in Griechenland. / Foto: Apotheker ohne Grenzen
AoG informiert unter anderem über ein neues Projekt in Nepal. Seit Beginn dieses Jahres unterstützt der Verein gemeinsam mit seinem lokalen Partner EcoHimal die Versorgung von Gesundheitsposten in entlegenen Himalaya-Regionen mit essenziellen Medikamenten. Zudem wird das Gesundheitspersonal vor Ort in der richtigen Anwendung der vorhandenen Arzneimittel geschult.
Weiterhin aktiv ist AoG für die Mittelmeerflüchtlinge. Zusammen mit Medical Volunteers International kümmern sich deutsche Apothekerinnen und Apotheker um die medizinische Versorgung von Flüchtlingen in Athen, Thessaloniki und bis vor Kurzem auch auf Lesbos. Im Juni waren AoG-Einsatzkräfte vor Ort und sprachen mit den Ärzten über die Medikamentenausstattung und halfen bei der ISO-Qualifizierung eines Medikamentenlagers.
Besucher am Stand C-26 von AH können bei der Expopharm erfahren, wie eine Apotheke oder Arzneimittelabgabestelle in armen Ländern arbeitet und wie überschaubar das Arzneimittelsortiment oft ist. Blickfang ist eine Mini-Apotheke mit Abgabefenster für Kunden. In einem schlichten Regal stehen Großgebindedosen mit losen Tabletten, die mittels Zählteller für jeden Patienten individuell gerichtet werden. Natürlich werden hier keine wirkstoffhaltigen Tabletten, sondern Schokolinsen oder Bonbons in die Tablettentütchen abgefüllt.
Apotheker-Helfen-Geschäftsführer Dr. Andreas Wiegand freut sich, den Verein und seine Arbeit den Expopharm-Besuchern wieder persönlich näher bringen zu können (Archivbild von 2019). / Foto: PZ/Alois Mueller
Wer fundierte pharmazeutische Informationen sucht, wird in den Toolboxen der Medbox, einer Online-Wissensdatenbank, fündig. Mitarbeitende von AH haben die Toolbox zu antimikrobiellen Resistenzen (AMR) und die Pharmacy-Toolbox mit Inhalt gefüllt. »Am Stand von Apotheker Helfen wollen wir pharmazeutische Inhalte prominent anbieten, um den Besuchern einen vertieften Einblick in die Entwicklungszusammenarbeit zu geben«, resümiert Wiegand.
Beide Vereine informieren darüber hinaus, wie sich jeder Einzelne oder ein Apothekenteam engagieren kann. »Jede Spende zählt, denn überall wird die Lage schwieriger«, so Morandin.
Am Samstag, 17. September, könnten die Expopharm-Besucher den AoG-Messestand zeitweise unbesetzt vorfinden. Denn zeitgleich findet die jährliche AoG-Mitgliederversammlung inklusive Vorstandswahl statt. Da es sich um eine öffentliche Sitzung in der Nähe der Messehalle handelt, lädt der Verein alle Interessierten ein, vorbeizukommen. Es wird unter anderem eine Videopräsentation aus den Projekten geben. »Das ist eine tolle Chance, einen Eindruck von unserer Arbeit zu bekommen«, so AoG-Mitarbeiterin Kira Morandin.