Überaktives Träumen als möglicher Parkinson-Vorbote |
Laura Rudolph |
05.04.2023 09:00 Uhr |
In Deutschland sind schätzungsweise 5 Prozent der Menschen ab 60 Jahren von einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung betroffen, die mit überaktiven Träumen einhergeht. / Foto: Adobe Stock/koldunova
In der Phase des REM-Schlafs kommt es zu schnellen Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern, den namensgebenden Rapid Eye Movements (REM). Träume während dieser Schlafphase sind meist besonders lebhaft, die Muskulatur jedoch schlaff, sodass sich die schlafende Person normalerweise nicht viel bewegt. Bei Menschen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist das jedoch anders: Sie schreien, treten oder schlagen um sich beim Träumen.
In Deutschland sind schätzungsweise bis zu 830.000 Menschen von einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung betroffen, allen voran Männer ab 60 Jahren. Das berichtet die Deutsche Hirnstiftung in einer Pressemitteilung. »Aktionsgeladene, teilweise aggressive Träume, die immer wieder auftreten, sind typisch für diese Schlafstörung«, erklärt Professor Dr. Kathrin Reetz, Vizepräsidentin der Deutschen Hirnstiftung.
Träumende berichteten demnach häufig von einer Flucht oder einem Angriff im Traum, gegen den sie sich mit Tritten wehren wollen. Menschen, die ein solches Verhalten bei einer anderen, schlafenden Person beobachten, sollten ihr dies unbedingt mitteilen. Denn eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung könne ein Vorbote für eine Parkinson-Erkrankung sein, so die Hirnstiftung. Bei wiederholten Auffälligkeiten während des Schlafens sei deshalb eine ärztliche Abklärung ratsam. Diese kann einen Besuch im Schlaflabor, neurologische und neuropsychologische Untersuchungen sowie bildgebende Verfahren für Aufnahmen des Gehirns umfassen.
Die Ursachen hinter der Störung seien noch nicht vollständig verstanden, informiert die Deutsche Hirnstiftung auf ihrer Website. Bis zu 50 Prozent der Parkinson-Patienten, etwa 80 Prozent der Patienten mit einer Lewykörperchen-Demenz sowie 100 Prozent der Patienten mit Multisystematrophie seien von dieser Auffälligkeit betroffen. Die Symptome der REM-Schlaf-Verhaltensstörung gingen dabei oftmals den Symptomen der neurologischen Erkrankungen voraus. Die Störung könne zudem durch Medikamente, etwa Antidepressiva, bedingt sein. Behandeln lasse sich die REM-Schlaf-Verhaltensstörung symptomatisch, etwa mit Clonazepam und Melatonin. Eine ursächliche Behandlung sei derzeit aber nicht verfügbar.
Wichtig für die Betroffenen: sich und andere bei den »aktionsgeladenen« Träumen nicht zu verletzen. Reetz rät, Gegenstände, von denen eine Verletzungsgefahr ausgeht, aus der Nähe des Bettes zu entfernen. Ein weicher Teppich oder eine Matte vor dem Bett könnten einen Fall aus dem Bett abmildern. »Menschen mit schwerer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollten eventuell alleine schlafen oder zumindest ein größeres Kissen zwischen sich und die andere Seite des Bettes legen«, heißt es abschließend in der Pressemitteilung.