Trotz Trauer gesund bleiben |
dpa |
16.06.2025 09:00 Uhr |
»Offiziell« spricht man laut Kachler nach einem halben Jahr von einer chronifizierten Trauer. Er appelliert jedoch, diesen Zeitpunkt auf eineinhalb oder zwei Jahre zu verschieben: »Wenn der Schmerz dann immer noch im Vordergrund steht, oder immer wieder ausgeblendet wird, zeigt sich dies oft auch auf körperlicher Ebene.«
Die Experten empfehlen, sich schon frühzeitig nach einem schweren Verlust vom Hausarzt durchchecken zu lassen und eine Trauerbegleitung aufzusuchen – etwa in Form eines Trauercafés, Einzelbegleitungen, Trauergruppen oder Beratungsstellen. »Es ist gut, sich ein Stück weit prophylaktisch begleiten zu lassen, damit die Trauer nicht im Körper stecken bleibt. Die Lösungsrichtung heißt: sie aus dem Körper ins Abfließen oder ins Laufen zu bringen«, rät Kachler.
Und man kann auch selbst einiges dazu beitragen, damit sich die Trauer und Schmerz aus dem Körper lösen können. Vor allem Männern rät Kachler, den Schmerz beim Laufen nach außen zu bringen – nicht als Ablenkung beim Joggen, sondern als bewusste Verbindung mit der Verlust-Situation: »Es geht darum, beim schnellen Gehen oder Laufen die Trauer zu spüren, an den Tod des nahen Menschen zu denken und das Vermissen zu spüren.« Manche laufen dann bis zur Erschöpfung – oder auch, bis sie endlich weinen können.
Frauen hilft es oft, den Schmerz über die Tränen ganz bewusst aus dem Körper fließen zu lassen, die Hand auf die schmerzhaften Körperstellen zu legen und nach außen zu atmen, um den Schmerz so zu lösen. Darüber hinaus rät der Trauer-Therapeut seinen Patienten, den Schmerz im wahrsten Sinne des Wortes herauszuschreien.
Marei Rascher-Held hat die Erfahrung gemacht, dass auch Achtsamkeitsübungen, Atemübungen und Imaginationsreisen helfen, ebenso wie Feldenkrais-Kurse, Yoga und körperliche Bewegung. »Der Fokus soll auf dem Körper liegen, dabei darf ich mich einfach mal leiten lassen durch Angebote, die mir hilfreich sind und zu Hause fortgeführt werden können.«
Manchmal sind die positiven Folgen schnell spürbar: Die Trauernden merken dann, dass die Anspannung sinkt, dass Kieferknochen und Nacken nicht mehr wehtun und sich der Hals etwas freier anfühlt.