Pharmazeutische Zeitung online
Corona-Pandemie

Traumatisierte Helfer, gefährdete Patienten

Erschöpft und traumatisiert: Viele Angehörige von Gesundheits- und Heilberufen hat die Covid-19-Pandemie an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Fachleute fordern Hilfe für die traumatisierten Helfer und eine »psychische Schutzausrüstung«.
Brigitte M. Gensthaler
15.09.2020  15:30 Uhr

Ein Großteil der Behandelnden – seien es Ärzte, Rettungs- und Pflegekräfte oder Angehörige anderer Heilberufe – sähen sich nach der Pandemiewelle des Frühjahrs als »Second Victims«, berichtete Professor Dr. Reinhard Strametz vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) heute bei einer Online-Pressekonferenz. Anlass ist der Welttag der Patientensicherheit am 17. September, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter das Motto »Safe health workers, safe patients« stellt.

Was bedeutet der Begriff »Second Victim«, also zweites Opfer? Der US-amerikanische Internist Albert Wu prägte ihn im Jahr 2000 und meinte damit eine behandelnde Person, die einen Patientenschaden verursacht hat und dadurch selbst traumatisiert wird. Doch neben selbst verursachten Fehlern können auch andere ungewöhnliche Ereignisse schwer traumatisieren. Verlieren die Behandler den Glauben an die eigene Kompetenz, kann dies zu Schlaflosigkeit, Verlust von Empathie, Flashbacks bis hin zu Depression, posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und sogar zum Suizid führen.

»Momentan dürfte die Mehrheit der Behandelnden psychisch traumatisiert sein. Das ist ein flächendeckendes Problem und könnte unser Gesundheitssystem an die Grenzen bringen«, warnte der Anästhesiologie und Professor für Medizin für Ökonomen an der Hochschule Rhein/Main. Nach der SARS-CoV-1-Epidemie, die relativ schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte, habe nahezu die Hälfte der an der Behandlung Beteiligten über psychische Belastungen bis hin zu PTBS geklagt. »Dabei wissen wir seit langem, dass schon unter Normalbedingungen im Gesundheitswesen 50 Prozent der Behandelnden Second Victims sind.«

Die Traumatisierung begünstige Fehler in der Patientenversorgung, erklärte Strametz und forderte: »Wir müssen allen Beteiligten die Chance zu geben, das Trauma zu verarbeiten.« Denn nur sichere Mitarbeiter ermöglichten sichere Patienten. Darauf weise das diesjährige Motto des Welttages der Patientensicherheit hin: Safe health workers, safe patients. Oder, wie der Arzt es nannte: »Mitarbeitersicherheit ist Patientensicherheit.«

Schutzausrüstung für die Seele

Zur Stärkung der Mitarbeitersicherheit sei neben persönlicher Schutzausrüstung wie Masken und Kittel eine »psychische Schutzausrüstung« nötig. Wesentliche Komponenten seien eine auf Mitarbeitersicherheit und Resilienz ausgerichtete Führung, psychosoziale Unterstützung proaktiv sowie jederzeit bei Bedarf und eine sach- und lösungsorientierte Aufarbeitung kritischer Ereignisse durch Gespräche oder (Schaden-)Fallanalysen. Unerlässlich sei, über Fehler und kritische Ereignisse zu sprechen und daraus zu lernen.

Der Arzt forderte eine zeitnahe Unterstützung der traumatisierten Helfer. »Wir müssen unser Gesundheitssystem jetzt, gerade vor einer möglichen Grippewelle und dem nahenden Winter, resilienter gestalten.« Sonst drohe der Verlust der bislang erzielten Erfolge. »Patientensicherheit ohne Mitarbeitersicherheit ist absolut undenkbar.«

Das APS hat für den konstruktiven Umgang mit Fehlern, die Ausführung von Fallanalysen und für die psychosoziale Unterstützung von Behandelnden in Zeiten von Covid-19 Handlungsempfehlungen herausgegeben.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa