Pharmazeutische Zeitung online
Hormonersatztherapie

Transdermale Therapien als sicherste Option

Eine schwedische Forschungsgruppe hat das Herz-Kreislauf-Risiko verschiedener Formen der Hormonersatztherapie in den Wechseljahren untersucht. Ein vergleichsweise geringes Risiko wiesen transdermale Systeme wie Hormonpflaster auf. Ein Wirkstoff hatte ein deutlich ungünstigeres Profil.
Laura Rudolph
02.12.2024  16:02 Uhr

In Deutschland sind aktuell etwa neun Millionen Frauen in den Wechseljahren. Häufig leiden sie unter Symptomen des Estrogenmangels wie Hitzewallungen, Nachtschweiß oder depressiven Verstimmungen. Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann diese lindern und Osteoporose vorbeugen, ist aber mit Risiken verbunden. 

Eine Forschungsgruppe der Universität Uppsala in Schweden hat nun untersucht, wie sich verschiedene HRT-Wirkstoffe und Verabreichungsformen (oral versus transdermal) auf das Risiko für venöse Thrombosen, Schlaganfall und Herzinfarkt auswirken. Die Studie, die rund eine Million Frauen im Alter von 50 bis 58 Jahren einschließt, ist die weltweit umfassendste zu den derzeit verwendeten Substanzen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal »The BMJ« veröffentlicht und zeigen, dass die Risiken je nach Wirkstoff und Verabreichungsform variieren. Vergleichsweise risikoarm sind demnach transdermale Therapien wie Hormonpflaster.

»Viele Frauen befürchten, dass Hormontherapien das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Diese Sorge basiert auf älteren Studien, die vor über 20 Jahren durchgeführt wurden und sich nur mit einer einzigen Therapieform beschäftigten. Seitdem wurden viele neue Präparate eingeführt und unsere Studie zeigt, dass die früheren Schlussfolgerungen nicht für alle Behandlungsarten gelten«, sagt Dr. Therese Johansson, Erstautorin, in einer Pressemitteilung.

Verschiedene HRT-Formen untersucht

Für die Studie untersuchte das Team um Johansson die Risiken verschiedener Therapieformen, darunter die orale kombinierte kontinuierliche Therapie (Estrogen plus Gestagen), die orale kombinierte sequentielle Therapie (Wechsel zwischen Estrogen und Gestagen), orales Estrogen als Monotherapie, Tibolon und die transdermale Therapie mit Estrogen oder mit Estrogen plus Gestagen. 

Bei diesem speziellen Studiendesign wurden innerhalb einer Studie 138 kleinere, simulierte Studien durchgeführt; jeden Monat begann eine neue Teilstudie, bei der die Teilnehmerinnen in zwei Gruppen eingeteilt wurden: Die eine begann mit einer HRT, die andere nicht (Kontrollgruppe). Dieser Ansatz ermöglichte eine umfassende Analyse und eine langfristige Beobachtung, ohne dass eine große klinische Studie erforderlich war. Insgesamt führten die Forschenden die Daten von 919.614 Frauen zusammen. Der Studienzeitraum war von 2007 bis 2018.

Risiken variieren zwischen Therapieformen

Innerhalb von zwei Jahren nach Therapiebeginn erlitten 24.089 Frauen (2,6 Prozent) ein Herz-Kreislauf-Ereignis, darunter 43 Prozent eine koronare Herzkrankheit, 17 Prozent einen Schlaganfall, 18 Prozent einen Herzinfarkt und 38 Prozent venöse Thrombosen.

Besonders risikobehaftet war Tibolon, ein synthetischer Testosteron-Abkömmling, der das Herz-Kreislauf-Risiko um 52 Prozent erhöhte, verglichen mit HRT-Nichtanwenderinnen. Das relative Risiko für Herzinfarkt erhöhte sich um 94 Prozent und das für Schlaganfall um 97 Prozent. Das Risiko für venöse Thrombosen war dagegen nicht erhöht.

Orale Estrogen-Gestagen-Präparate erhöhten das Risiko für koronare Herzkrankheit um 21 Prozent. Das Risiko für venöse Thrombosen erhöhte sich unter kontinuierlicher Anwendung um 61 Prozent und unter sequenzieller Anwendung auf das Doppelte (HR = 2,00), verglichen mit Frauen, die keine HRT anwendeten. Bei oraler Estrogen-Monotherapie erhöhte sich das Risiko für venöse Thrombosen um 57 Prozent.

Unter transdermalen Therapien wie hormonhaltigen Pflastern zeigte sich kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein leicht erhöhtes Risiko für venöse Thrombosen bei kombinierter Anwendung (Estrogen plus Gestagen) um 46 Prozent (HR = 1,46).

HRT nach persönlichem Risikoprofil auswählen

Tibolon birgt demnach das höchste Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, während es das Risiko für venöse Thrombosen nicht erhöht. Orale Estrogen-Präparate, insbesondere in Kombination mit einem Gestagen, sind dagegen stärker mit venösen Thrombosen verbunden. Transdermale Therapien scheinen in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen die aktuell sicherste Option zu sein.

»Es ist wichtig, dass sowohl Ärzte als auch Frauen über die Risiken von Hormontherapien informiert sind, insbesondere darüber, dass verschiedene Medikamente unterschiedliche Risiken für Blutgerinnsel und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bergen. Tibolon war insbesondere mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte verbunden. Tibolon wird in Europa verwendet, ist jedoch in Ländern wie den USA nicht zugelassen. Wir hoffen, dass unsere Studie dazu beiträgt, dass dieses Medikament auch in Europa vom Markt genommen wird«, so Seniorautorin Dr. Åsa Johansson.

Die Studie zeigt, dass Hormontherapien individuell angepasst werden sollten, um Risiken zu minimieren. Frauen und Ärzte sollten die Risiken der einzelnen Präparate sorgfältig abwägen. 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa