Topische Gentherapie heilt Wunden |
Sven Siebenand |
30.06.2025 16:20 Uhr |
Ständige Verbandwechsel gehören zum Lebensalltag von Betroffenen mit der schweren Hauterkrankung Epidermolysis bullosa. / © Imago Images/IPON
Die dystrophe Epidermolysis bullosa (DEB) ist eine Form der Epidermolysis bullosa. Schätzungsweise 700 Betroffene leben in Deutschland, hieß es auf einer Online-Pressekonferenz des Herstellers vergangene Woche. DEB wird mitunter auch Kollagen-Typ-VII-Defizienz genannt. Denn das COL7A1-Gen, das für Typ-VII-Kollagen codiert, ist bei DEB durch Mutation inaktiviert.
Fehlt dieses Protein, wird der Zusammenbau von Fibrillen beeinträchtigt, die die Basalmembran in der darunter liegenden Dermis verankern. Die Folge: Die Haut reagiert schon bei kleinsten Verletzungen mit starker Blasen- und Narbenbildung. Auch extrakutane Komplikationen wie Schmerz, Infektionen, Anämie und Gedeihstörung sind häufig. Symptomatisch wird zum Beispiel antiseptisch und antibiotisch behandelt. Auch ein Gel mit Birkenrinden-Trockenextrakt (Filsuvez®) ist bei DEB zugelassen.
Wie Krystal Biotech informiert, müssen Patienten in Deutschland nicht mehr lange auf die neue Gentherapie Vyjuvek warten. Sie soll im Spätsommer in Deutschland auf dem Markt eingeführt werden. Zugelassen ist Beremagene geperpavec ab der Geburt zur Wundbehandlung bei DEB, wenn die entsprechende Mutation beziehungsweise Mutationen in dem genannten Gen vorliegen.
Der therapeutische Ansatz besteht darin, dass durch Einbringen des Gens COL7A1 mithilfe eines modifizierten Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) als Vektor funktionales Typ-VII-Kollagen wiederhergestellt wird. Beremagene geperpavec dringt in die geschädigte Haut ein und transduziert sowohl Keratinozyten als auch Fibroblasten. Das Vektorgenom wird im Zellkern episomal deponiert. Daraufhin werden COL7-Transkripte erzeugt, sodass die Zelle funktionales Typ-VII-Kollagen herstellen und sezernieren kann. Dieses setzt sich zu Verankerungsfibrillen zusammen, die Epidermis und Dermis zusammenhalten.
In der zulassungsrelevanten Studie mit 31 Patienten erhielt jeder eine Behandlung für zwei Wunden: eine Wunde wurde mit der Gentherapie und die andere mit Placebo behandelt. Nach sechs Monaten waren 67 Prozent der mit Vyjuvek behandelten Wunden vollständig geheilt, verglichen mit 22 Prozent der mit Placebo behandelten Wunden. Schüttelfrost und Juckreiz sind die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen.