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Von Typ 1 bis Typ 4: Allergien gegen Wirkstoffeund Arzneimittel

Datum 10.11.1997  00:00 Uhr

- Titel

Govi-Verlag

Von Typ 1 bis Typ 4: Allergien gegen Wirkstoffe und Arzneimittel

Wichtige allergieauslösende Medikamente sind Penicilline, Schmerzmittel, Chemotherapeutika, Antiepileptika, Psychopharmaka, Antiphlogistika, Antihistaminika und Antibiotika. In Beipackzetteln müssen bekannte allergische Reaktionen unbedingt aufgeführt werden. Medikamente können beim Menschen alle vier Allergietypen auslösen.

Die typischen Symptome sind Juckreiz, Ödeme, Exantheme, Asthmaanfälle, Störungen des Allgemeinbefindens, Gliederschmerzen und Migräneanfälle. Das Lyell-Syndrom und der anaphylaktische Schock sind die schwersten allergischen Reaktionen. Zusätzlich treten noch toxische und pseudoallergische Reaktionen sowie Intoleranzen und Mischformen auf.

Die Routinediagnostik beinhaltet Labortests (RIST und RAST) und Untersuchungen am Patienten (Haut- oder Provokationstests). Die Identifizierung des beteiligten Allergens ist oft schwierig, da niedermolekulare Arzneimittel erst nach Bindung an körpereigene Proteine eine Immunantwort auslösen, so daß Allergietests in diesen Fällen negativ ausfallen. Im Körper gebildete Abbau- oder Umwandlungsprodukte (Metabolite) können auch allergen wirken. Weiterhin enthalten fertige Präparate noch Konservierungsstoffe oder Stabilisatoren, die ebenfalls Allergien auslösen können. Diese müssen jedoch im Beipackzettel vollständig aufgelistet sein. Mehrere Umstände bestimmen die Allergieauslösung, wie Applikationsroute (oral, Injektion, Salbe), Allgemeinzustand und Immunlage des Patienten sowie genetische Faktoren.

Typ-1- bis Typ-4-Allergien


Typ-1-Reaktionen werden durch allergenspezifische IgE-Antikörper ausgelöst, die nach Bindung an Mastzellen die Freisetzung von Faktoren (Histamin, Serotonin, Prostaglandine, Thromboxane) einleiten, die die charakteristischen Symptome hervorrufen. Penicillin ist ein starkes Typ-1-Allergen. Ein anaphylaktischer Schock tritt meist nur nach intravenöser Applikation ein. Bei Typ-2-Allergien werden Blutzelltypen (Granulozyten, Erythrozyten, Thrombozyten) durch Antikörper, Komplement und Killerzellen zerstört, nachdem das Medikament (zum Beispiel Methyldopa) an körpereigene Zellen gebunden wurde. Bei Typ-3-Reaktionen lagern sich zirkulierende Antigen-Antikörper-Komplexe an Gefäßwänden ab und leiten Entzündungsreaktionen ein, die Gefäße und umliegendes Gewebe schädigen. Je nach betroffenem Organ kommt es zu Alveolitis, Glomerulonephritis, Arthritis, Endokarditis, neurologischen Störungen und Durchfällen. Typ-3-Allergien können durch Penicilline, Allopurinol, Phenylbutazon, Dextran, tierische Seren beziehungsweise tierische Antikörper ausgelöst werden. An Typ-4-Reaktionen sind verschiedene Zelltypen (Makrophagen, Granulozyten, Helfer-T-Zellen) und lösliche Faktoren (Cytokine, Histamin, Leukotriene, Prostaglandine) beteiligt. Typ-4-Allergien können durch Lokalanästhetika, Chemotherapeutika, Antibiotika, Neuroleptika, Antihistaminika oder Bestandteile von Salben (Duftstoffe, Konservierungsstoffe) und Stabilisatoren (Kampfer, Perubalsam, Thymol, Menthol, ätherische Öle, Formalin) ausgelöst werden. Hautausschläge am ganzen Körper können durch Penicillin, Barbiturate und Betablocker verursacht werden.

Hervorzuheben sind Penicilline und Schmerzmittel. Penicilline können alle vier Allergietypen hervorrufen. Besonders häufig sind Arzneimittel-Exantheme. In den USA treten schwere und oft tödlich verlaufende anaphylaktische Reaktionen gegen Penicilline mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:10 000 auf (etwa 300 Todesopfer pro Jahr). Harmlosere allergische Reaktionen sind Nesselsucht und Quincke-Ödem. Wichtige allergieauslösende Schmerzmittel sind Acetylsalicylsäure oder Salicylate, die meist gegen Kopf-, Zahn- und Rheumaschmerzen eingenommen werden und in der Apotheke frei verkauft werden. Häufige allergische Symptome sind Exantheme, Asthmaanfälle und Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens.

Behandlung von Medikamentenallergien


Für die Behandlung von Medikamentenallergien eignen sich nur eine begrenzte Anzahl an wirksamen Maßnahmen. Die besten sind strikte Allergenkarenz und Ausweichmedikamente. Die mit Allergien einhergehenden Entzündungsprozesse können in schweren oder langwierigen Fällen durch Steroidpräparate wirkungsvoll geheilt werden. Sofortmaßnahmen gegen den anaphylaktischen Schock erfolgen nach der AABC-Regel: Adrenalin s.c., i.v. oder mit Dosier-Aerosol, Antihistaminika, Bronchiospasmolytika (Reproterol, Terbutalin) und Corticosteroide (100 - 500 mg Prednisolon-Äquivalent). Andere Maßnahmen, die gegebenenfalls durchgeführt werden müssen, sind Volumenersatz, Intubation, Tracheotomie und Beatmung.

PZ-Titel von Diethard Baron, Freising
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