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10.11. Kartellamt prüft Beitragsanstieg bei PKV
Die privaten Krankenversicherungen wollen nach eigenen Angaben
ihre Beiträge zum Jahreswechsel nicht gemeinsam um fünf Prozent
anheben. Sollten einzelne private Krankenversicherer ihre
Beiträge erhöhen, so könne dies schon wegen der unterschiedlichen
Kalkulationsmethoden nur "höchst unterschiedlich" ausfallen,
erklärte der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) am
Montag in Köln. Der Dachverband dementierte damit einen Bericht
der "Welt am Sonntag", wonach die 14 Millionen Versicherten der
Privatkassen zum Jahreswechsel flächendeckend eine
Beitragserhöhung um fünf Prozent zu erwarten hätten. Die Zeitung
hatte berichtet, die Unternehmen der Branche wollten diesmal
offenbar darauf verzichten, sich gegenseitig mit vorübergehend
unterschiedlichen Beitragssätzen Kunden abzuwerben. Das
Bundeskartellamt in Berlin kündigte unterdessen eine Überprüfung
der Prämiengestaltung bei den privaten Krankenversicherungen an.
Man habe aber bisher keine Anhaltspunkte dafür, daß diese ihre
Beitragssätze im Gleichschritt anheben wollten, sagte
Amtssprecherin Elke Zeise am Montag auf Anfrage.
10.11. Thomae mit schlechterem Ergebnis
Bei der Dr. Karl Thomae GmbH, Biberach, hat sich das Ergebnis
1996 deutlich verschlechtert. Der zu Boehringer Ingelheim
gehörende Pharmahersteller weist laut Pflichtveröffentlichung ein
auf 15,18 (23,05) Millionen DM gesunkenes Betriebsergebnis aus.
Das Finanzergebnis verschlechterte sich auf minus 20,37 (minus
19,20) Millionen DM und das Beteiligungsergebnis auf 22,86
(34,832) Millionen DM. Das Ergebnis der gewöhnlichen
Geschäftstätigkeit hat sich auf 17,66 (38,69) Millionen DM mehr
als halbiert, an die Muttergesellschaft C. H. Boehringer Sohn
wurden nur noch 9,31 (20,212) Millionen DM Gewinn abgeführt. Die
Ergebnisverschlechterung wurde durch höhere Zuführungen zu den
Personalrückstellungen beeinflußt. Das besondere Augenmerk habe
der Fortführung der 1995 begonnen Maßnahmen zur umfassenden
Restrukturierung des Unternehmens, zur Konsolidierung des
Pharmageschäfts in Deutschland und zur Verbesserung der
Kostenstrukturen gegolten.
10.11. Antiemese: Prophylaxe bei Chemotherapie
Die Kombination eines 5-HT3-Antagonisten (Setron) mit einem
Corticosteroid stellt heute den Goldstandard der antiemetischen
Therapie am Tag einer Chemotherapie dar. Diese Primärprophylaxe
ist indiziert bei allen moderat bis hochemetogenen
Therapieregimen, sagte Privatdozent Dr. Andreas du Bois,
Karlsruhe, vor der Fachpresse. Nach Empfehlungen einer
Consensus-Conference zählen alle Platin-haltigen Regimes sowie
Kombinationen mit Anthracyclinen und intravenösem Cyclophosphamid
zu den Setron-Corticoid-pflichtigen Chemotherapien. Eine
Monotherapie mit Ondansetran, Granisetron, Tropisetron oder
Dolasetron sei hier nicht mehr gerechtfertigt. Die Kombination
hilft etwa 75 Prozent der Patienten mit hochemetogener und etwa
90 Prozent der Patienten, mit moderat emetogener Therapie.
10.11. Neue Therapie für Asthmakranke
Eine neue Therapie mit Leukotrien-Hemmern kann nach Ansicht von
Wissenschaftlern den rund vier Millionen Asthmakranken in
Deutschland Erleichterung verschaffen. Diese Medikamente machen
Asthmatiker unempfindlicher gegen Anfälle, sagte der Leiter der
Klinik für Innere Medizin an der Universität Jena, Claus Kroegel,
am Montag in Bonn. Die Verengung der Lunge bei Asthmaanfällen
werde häufig von Leukotrienen verursacht, die der Körper selbst
bei Schmerzen und Fieber ausschüttet. Die Hemmer können
Leukotriene unschädlich machen. Vor allem den 250.000
Asthmapatienten, die ständig mit hohen Dosen Cortisol behandelt
werden müßten, könne so geholfen werden, sagte der Ärztliche
Direktor der Hochgebirgsklinik Davos, Michael Schmitz. Derzeit
würden etwa 70 verschiedene Leukotriene-Hemmer erprobt, erklärte
Schmitz. Einige würden schon seit fast eineinhalb Jahren in elf
Ländern ohne nennenswerte Nebenwirkungen angewandt. In
Deutschland sei mit der Zulassung der Präparate erst Ende des
nächsten Jahres zu rechnen, sagte Kroegel. Einige hundert
Patienten würden allerdings schon aus dem Ausland mit den
Medikamenten versorgt.
7.11. Madaus will an die Börse
Der Kölner Arzneimittelhersteller Madaus will 1998 an die Börse
gehen. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochdruck",
bestätigte Peter Zillig, Sprecher der Madaus AG, am Freitag in
Köln. "Ich denke, daß wir voraussichtlich im Herbst nächsten
Jahres soweit sind." Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte in seiner
Freitagausgabe berichtet, das Stammkapital des
Familienunternehmens solle durch den Börsengang von derzeit 65
Millionen DM auf mindestens 265 Millionen DM wachsen. Das
Traditionsunternehmen, das an seinem Stammsitz Köln rund 800
Mitarbeiter beschäftigt, war 1989 in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt worden. Die Anteile sind jedoch bislang
ausschließlich in Familienbesitz. Madaus erzielte im vergangenen
Jahr mit seinen Auslandstöchtern einen Umsatz von rund 600
Millionen DM.
7.11. Blutkrebs durch Virus
Ein unbekannter Krankheitserreger ist nach Erkenntnissen
britischer Forscher für das erhöhte Krebsrisiko von Kindern
verantwortlich, deren Väter in Atomanlagen arbeiten. Die Gefahr,
an Leukämie und Non-Hodgkin-Lymphomen zu erkranken, sei um 77
Prozent erhöht, berichten Wissenschaftler der Universität Oxford
im "British Medical Journal" (Bd. 315, 5, 1181) am Freitag. Die
Strahlenbelastung der Väter sei für die Krebsfälle der Kinder
jedoch nicht verantwortlich. Die Forschungsergebnisse
unterstützten vielmehr die bislang umstrittene These, daß ein
noch nicht identifizierter, infektiöser Krankheitserreger die
Ursache ist. Die Wissenschaftler führen das erhöhte Risiko auf
eine spezielle Bevölkerungsmischung im Umkreis von
Kernkraftwerken zurück. Die Belegschaft von Atomanlagen stamme
oft aus verschiedenen Regionen und würde zum Anlagenbau häufig in
ländlichen und zuvor isolierten Gegenden eingesetzt. Auf diese
Weise hätten sie "ungewöhnlich große Möglichkeiten", mit anderen
Bevölkerungsteilen zusammenzukommen: Das könne die Verbreitung
von krebserregenden Infektionen begünstigen. Einen Hinweis auf
Ubertragungen von Leukämie und Non-Hodgkin-Lymphomen von
Erwachsenen auf Kinder habe es bereits in verschiedenen Studien
gegeben.
07.11. Neue Galenik für Ondansetron
Die Serotonin-(5HT3)-Antagonisten Ondansetron, Granisetron,
Topisetron und neuerdings Dolasetron werden unter anderem zur
antiemetischen Begleittherapie bei der Chemotherapie von Tumoren
eingesetzt. Als Goldstandard der Antiemese am Tag der
Chemotherapie gilt die Kombination eines "Setrons" mit einem
Glucocorticoid, meist Dexamethason. Eine neue Arzneiform könnte
auch Patienten mit Schluckbeschwerden eine perorale Therapie mit
Ondansetron ermöglichen. Der Arzneistoff ist in ein schnell
zerfallendes Plättchen eingearbeitet, das sich innerhalb von
Sekunden im Mund auflöst. Die konzentrierte Wirkstofflösung wird
mit dem Speichel verschluckt. Es findet keine buccale Resorption
statt. Die Zulassung für die neue Arzneiform (Zofran Zydis®,
Glaxo Wellcome) ist nach Firmenaussagen beantragt.
07.11. Härteklausel: Einigung der Tarifpartner
Der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) und der
Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA) haben Ende
Oktober den Bundesrahmenvertrag für Apothekenmitarbeiter um eine
Härteklausel erweitert, die rückwirkend am 1. September 1997 in
Kraft tritt. Die Härteklausel ermöglicht den Apothekenleitern bei
einem Umsatzrückgang von mindestens 12 Prozent im Vergleich zum
durchschnittlichen Umsatz des Vorjahres, die Tarifgehälter der
Mitarbeiter über einen klar definierten Zeitraum um bis zu 10
Prozent zu senken. Die Härteklausel gilt zunächst bis Ende
Dezember 1998.
05.11. Kein höherer Arzneiverbrauch im Osten
Nach Berechnungen des Apothekerverbandes Brandenburg sind die
höheren Ausgaben zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV) in den Ostdeutschen Bundesländern ausschließlich
strukturell bedingt. Die jüngst vom Bundesministerium für
Gesundheit veröffentlichte Statistik verzeichnet für
Ostdeutschland um 13 Prozent höhere GKV-Arzneimittelausgaben je
Versichertem. Der Apothekerverband Brandenburg sieht darin
allerdings kein Indiz für einen übermäßigen Arzneimittelverbrauch
in Ostdeutschland. So seien allein 6 Prozent des Mehrverbrauchs
durch den höheren Rentneranteil in Ostdeutschland begründet. Ein
weiteres Prozent der höheren Ausgaben resultiere aus der in
Ostdeutschland größeren Zahl von Versicherten, die von der
Zuzahlung befreit sind. Hinzu komme die durch das geringere
Durchschnittseinkommen begründete spärliche Selbstmedikation im
Osten der Republik. In der Summe stünden damit den Mehrausgaben
von 13 Prozent "nachrechenbare Minderverbräuche von 17 Prozent"
gegenüber. Daraus resultiere in der Summe ein um 4 Prozent
geringerer Verbrauch in Ostdeutschland gegenüber dem Westen, so
das Fazit des Apothekerverbandes Brandenburg.
05.11. Gesetz gegen Alkoholwerbung möglich
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat erneut eine
Einschränkung der Fernsehwerbung für Alkohol und Nikotin
gefordert. Sie habe "ein unerträgliches Maß" erreicht, sagte
Seehofer der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung"
(Mittwochausgabe). Bei Versuchen, Fernsehintendanten zu einer
Selbstbeschränkung zu bewegen, sei sein Ministerium
"streckenweise einer unwahrscheinlichen Arroganz" begegnet,
klagte Seehofer. Wenn die Werbung aber nicht auf ein Erträgliches
Maß herabgefahren werde, werde er ein einschränkendes Gesetz
fordern.
05.11. Antiallergika werden rezeptpflichtig
Mehrere sehr häufig angewendete Anti-Allergie-Medikamente soll
es künftig nur noch auf Rezept geben. Gesundheitsministerium
bestätigte am Mittwoch einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Eine
entsprechende Verordnung des Ministeriums muß allerdings vom
Bundesrat noch gebilligt werden. In Kraft treten soll die seit
längerem angestrebte Regelung zum 1. Januar 1998. Betroffen sind
Antihistaminika mit den Wirkstoffen Astemizol und Terfenadin. Sie
stehen im Verdacht, daß es bei falscher Anwendung in Einzelfällen
zu tödlichen Nebenwirkungen kommen kann. Nach den Daten des
Gesundheitsministeriums soll es bei der Selbstmedikation mit den
Allergie-Präparaten allein in Deutschland in rund 300 Fällen zu
Komplikationen wie Herzrhythmus-Störungen und Kammerflimmern
gekommen sein, die möglicherweise im Zusammenhang mit der
Einnahme der Arzneien stehen. Dabei wurden auch zwei Todesfälle
registriert. Betroffen von der Verordnung sind das
astemizolhaltige Medikament Hismanal sowie die
Terfenadin-Präparate Fomos, Hisfedin, Histaterfen, Logomed,
Teldane, Terfedura, Terfemundin, Terfenadin, Terfen-Diolan,
Terfium und Vividrin-Tabletten mit Terfenadin.
05.11. Forscher ersetzen krankes Gehirngewebe
Britische Forscher haben in Tierexperimenten beschädigtes
Gehirngewebe durch gesundes ersetzen können. Die Technik biete
langfristig Therapiemöglichkeiten für Krankheiten wie Alzheimer,
Parkinson und Chorea Huntington, sagte Professor Jeffrey Gray vom
Londoner Maudsley Krankenhaus der dpa am Mittwoch. Klinische
Versuche mit Menschen sollen in drei Jahren beginnen. Bis zur
Entwicklung von Behandlungsmethoden für Krankheiten wie Alzheimer
werden den Angaben zufolge jedoch noch 10 bis 20 Jahre vergehen.
Die Wissenschaftler haben bei Ratten künstlich Infarkte erzeugt,
so daß die Tiere ihr Erinnerungsvermögen sowie kognitive
Fähigkeiten verloren. Dann wurden ihnen embryonale Gehirnzellen
von Mäusen injiziert. Die Ratten erholten sich nach Angaben der
Forscher vollständig und waren wieder in der Lage, komplexe
Aufgaben zu lösen. Zahlreiche Tests hätten belegt, daß die
injizierten Zellen zu den beschädigten Zellen gewandert seien und
dort die Funktionen der toten Zellen übernommen hätten. Die
Forscher erwarten, daß beim Menschen ähnliche Reaktionen ablaufen
würden. Es gehe bei der Forschung um die Wiederherstellung von
Hirnfunktionen, nicht um die Verbesserung des Gehirns, sagte Gray
mit Blick auf ethische Fragen bezüglich möglicher Manipulationen
am Denkorgan. Das Forscher-Team hat nach eigenen Angaben außerdem
einen Weg gefunden, fetale Gehirnzellen im Labor zu züchten und
so unabhängig von abgetriebenen Feten zu werden.
© 1997 GOVI-Verlag
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