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Diabetiker in der Apotheke: Früherkennung und Beratung

26.01.1998  00:00 Uhr

- Titel

Govi-Verlag

Diabetiker in der Apotheke:
Früherkennung und Beratung


Diabetes mellitus bereitet in den meisten Fällen lange Zeit keine Beschwerden und wird daher oft spät erkannt. In Deutschland leben circa 4,5 Millionen diagnostizierte Diabetiker, wobei die Häufigkeit im Alter deutlich zunimmt. Wegen der gravierenden Spätfolgen eines nicht rechtzeitig behandelten Diabetes ist die Früherkennung eine wichtige Aufgabe. Dieses Anliegen unterstützt die aktuelle Aktion "Testen nach dem Essen", die gemeinsam von Apothekern, dem ZDF Gesundheitsmagazin Praxis, der AOK, der Bundesärztekammer, der Deutschen Diabetesstiftung und der Bayer AG getragen wird .

Mit den Harnteststreifen und Informationsbroschüren sollen möglichst viele Menschen angesprochen und zum Zuckertest angeregt werden. Die Früherkennung unterstützt die Ziele der St. Vincente-Deklaration von 1989. Diese fordert eine Reduktion der diabetesbedingten Erblindungen und der Dialysefälle um je ein Drittel und der Amputationen aufgrund des diabetischen Fußes um die Hälfte. Die Folgeerkrankungen eines Diabetes, die Mikro- und Makroangiopathien sowie die Neuropathien, belasten die Lebensqualität des Patienten erheblich und verursachen hohe Kosten. Sie können jedoch bei frühzeitiger Therapie und einer optimalen Blutzuckereinstellung minimiert werden.

Apotheken haben bei der Früherkennung eines Diabetes einen besonderen Stellenwert. Durch die hohe Kundenfrequenz und das Zusammentreffen von Informationen, zum Beispiel aus Rezepten, Selbstmedikationseinkäufen und Patientengesprächen, haben Apotheker die Möglichkeit, Warnsignale früh zu erkennen, Informationen weiterzugeben, zum Arztbesuch zu raten und als Verstärker für ärztliche Empfehlungen zu wirken. In diese Palette gehören auch Screening-Untersuchungen, da in der Apotheke viele Menschen angesprochen werden können. Bei der aktuellen Aktion ist zu bedenken: Aufgrund der individuellen Nierenschwelle für Glucose bei etwa 150 mg/dl werden bei der Harnzuckermessung nur Blutspiegel über 150 mg/dl erkannt. Damit bleibt ein Großteil der Typ-II-Diabetiker unerkannt.

Die Apotheker können die Gelegenheit jedoch nutzen, den Kunden über die Erkrankung und ihre Folgen zu informieren, und ihn auf die Blutzuckermessung hinweisen - entweder beim Arzt oder in der Apotheke. Besonders empfehlenswert ist die Blutzuckerkontrolle für Menschen mit erkennbaren Risiken wie Adipositas, Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen. Auch schwangere Frauen und Kinder von Typ-II-Diabetikern haben ein erhöhtes Risiko. Bereits diagnostizierten Diabetikern sollte der Apotheker auch eine Cholesterolmessung und einen Test auf Mikroalbuminurie als Hinweis auf Nierenschäden empfehlen.

Beratung bei Abgabe von Harnteststreifen und der Blutzuckermessung


Die Glucosebestimmung mit den Teststreifen beruht auf der Glucoseoxidase-Peroxidase-Reaktion. Der in der Aktion verwendete Streifen (Clinistix ®) ermöglicht nur eine Ja-Nein-Bestimmung (ab 100 mg/dl Glucose im Harn). Der pH-Wert des Urins stört die Messung nicht; Ascorbinsäure in extrem hohen Konzentrationen kann die Reaktion abschwächen. Der Test soll zwei Stunden nach einer kohlenhydratreichen Nahrung ausgeführt werden. Das Ergebnis kann 10 Sekunden nach Eintauchen des Streifens in Urin abgelesen werden.

Die Blutzuckermessung ist in Apotheken inzwischen weit verbreitet und stellt eine wichtige Serviceleistung für den Kunden dar. Wichtig ist die garantierte Qualität der Untersuchung, was Vorbereitung und Übung erfordert. Bei insulinpflichtigen Diabetikern sollte der Apotheker darauf hinweisen, wie wichtig eine möglichst physiologische Einstellung des Blutzuckerprofils langfristig ist und daß der Patient die Blutspiegel auch selbst zu Hause kontrollieren kann. Bei der Auswahl der Geräte ist die Handhabbarkeit durch den Patienten eines der wichtigsten Kriterien. Gerade für ältere Leute mit Sensibilitätsstörungen in den Fingern und Augenproblemen ist eine einfache Handhabung besonders wichtig.

Gerade für jüngere Diabetiker kann die intensivierte Insulintherapie eine Alternative zur konventionellen Behandlung darstellen. Dabei wird ein langwirkendes Depotinsulin als Basis gespritzt und dann entsprechend den Mahlzeiten und dem Tagesablauf eine gezielte Menge von Normalinsulin als Bolus ergänzt. Damit kann der geschulte Diabetiker Essenszeiten und Tagesablauf frei wählen und vermindert zugleich die Gefahren von Hyperinsulinämie und Hypoglykämie. Folgeschäden werden verringert.

Diabetiker früh zu erkennen, möglichst gut einzustellen und zu betreuen, sollte das Anliegen aller Apotheker sein. Mit diesem Engagement und ihrer Teilnahme an der aktuellen Testaktion unterstreichen sie auch die Bedeutung der Apotheke im Gesundheitswesen.

PZ-Titelbeitrag von Karl Enk, Miltenberg
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