Tipps für eine nachhaltige Apotheke |
Laura Rudolph |
12.05.2023 17:00 Uhr |
»Wir Apotheker genießen ein hohes Vertrauen der Bevölkerung. Dieses sollten wir auch zugunsten der Nachhaltigkeit nutzen«, sagte der Apotheker Björn Schittenhelm beim Bayerischen Apothekertag. / Foto: BAV/Sabrina Spies
»Nachhaltigkeit hat eine ökologische, soziale und ökonomische Komponente. Nur, wenn alle drei Säulen im Gleichgewicht sind, schaffen wir es, wirklich nachhaltig zu sein«, begann Schittenhelm. Der Klimawandel wirke sich unmittelbar auf den Apothekenalltag aus. Beispielsweise führten Naturkatastrophen in Arzneimittel produzierenden Ländern gelegentlich zu Lieferengpässen und Extremwetter in Deutschland könne Großhandelslieferungen beeinträchtigen, so der Apotheker. »Die Flutkatastrophe 2021 hat ganze Apotheken zerstört«, erinnerte er. Durch die Klimaerwärmung sei es zudem aufwendiger geworden, die Lagertemperatur für Arzneimittel von maximal 25 Grad einzuhalten.
»Das Gesundheitswesen ist in Deutschland für etwa 5 bis 6 Prozent der Klimaemissionen verantwortlich. Auf eine Apotheke kommen pro Jahr durchschnittlich 27 Tonnen CO2-Äquivalente«, sagte Schittenhelm und ergänzte: »Von den circa 2300 zugelassenen Arzneistoffen ist etwa die Hälfte umweltrelevant.« Als kritisches Beispiel nannte er Diclofenac.
»Wir Apotheker genießen ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung. Dieses sollten wir auch zugunsten der Nachhaltigkeit nutzen«, sagte der Apotheker. Nachhaltige Apotheken würden als attraktiv und sicher bewertet. Doch wie wird die eigene Apotheke klimaneutral? »Wenn wir zum Ziel hätten, keine Treibhausgase zu emittieren, dann müssten wir schließen«, stellte Schittenhelm klar. Der Schlüssel zur Nachhaltigkeit liege vielmehr darin, den CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten und die verbleibenden Emissionen zu kompensieren.
Ein wichtiger Aspekt sei die Nutzung von Energie, sagte Schittenhelm. Er riet, Ökostrom zu nutzen, die Beleuchtung auf LED-Technik umzustellen und keine Dauerbeleuchtung zu betreiben, wenn diese nicht notwendig ist. »Stellen Sie die Klimaanlage nicht zu kalt ein, nutzen Sie ausschaltbare Steckerleisten und tauschen Sie alte Elektrogeräte gegebenenfalls gegen energiefreundlichere aus«, schlug der Apotheker vor.
»In Sachen Mülltrennung ist Deutschland Weltmeister. Darauf können wir stolz sein«, betonte Schittenhelm und wies darauf hin, dass die Müllverwertung sehr regional erfolge. »Sprechen Sie Ihre Kunden gegebenenfalls auf die korrekte Entsorgung von Arzneimitteln an«, ergänzte er. Viele Papiertüten ließen sich einsparen, wenn man diese den Kunden nicht aktiv anbietet. Weiterhin riet Schittenhelm, das Drucken von Dokumenten zu vermeiden. Papierloses Arbeiten sei beispielsweise durch digitale Dokumenten-Management-Systeme möglich. Müsse doch einmal etwas gedruckt werden, sei Recyclingpapier eine gute Alternative.
Durch Botendienstsoftware nachhaltig optimierte Routen tragen Schittenhelm zufolge ebenfalls dazu bei, den CO2-Fußabdruck zu senken. Als Fahrzeuge für den Botendienst bieten sich demnach gegebenenfalls Fahrräder oder Elektroautos an. Außerdem könne das Apothekenteam abwägen, ob eine Großhandelslieferung weniger pro Tag möglich sei, so der Apotheker.
Schließlich könnten Apothekenteams auch durch die Sortimentsgestaltung ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen, beispielsweise durch das Angebot von Naturkosmetik und Zero-Waste-Hygieneprodukten. »Sie persönlich entscheiden, in welche Richtung es geht«, schloss Schittenhelm ab und ergänzte: »Wir retten mit diesen Maßnahmen nicht die Welt, aber sie sind eine gute Möglichkeit, um CO2-Emissionen zu reduzieren.«