Tipps für die Beratung in der Apotheke |
Laura Rudolph |
27.01.2025 18:00 Uhr |
Augentropfen werden sehr häufig abgegeben, die Beratung ist aber nicht trivial. / © Adobe Stock/Katarina
Die Augen sind ein kleines, aber sehr relevantes Organ. Etwa 70 Prozent aller Sinneseindrücke nimmt der Mensch über das Sehen wahr. »Gibt es Störungen am Auge, beeinträchtigt das die Lebensqualität enorm«, betonte Dr. Christian Ude, Inhaber der Stern-Apotheke in Darmstadt und Präsident der Landesapothekerkammer Hessen. In seinem Vortrag gab er Beratungs- und Praxistipps rund um Ophthalmika.
So heterogen wie die Krankheitsbilder und Symptome seien – sie reichen von Trockenheit oder Allergie bis hin zu schweren Infektionen –, so unterschiedlich seien auch die verfügbaren Produkte. »Bei Zubereitungen für das Auge bewegen wir uns in den Bereichen Arzneimittel, Medizinprodukte oder Kosmetika«, sagte der Apotheker.
Dr. Christian Ude / © PZ/Alois Müller
Bei OTC-Kunden muss das pharmazeutische Personal erst abwägen, ob ein Arztbesuch nötig ist. »Die Abschätzung ist nicht leicht, aber wichtig«, betonte Ude. Seine Eselsbrücke für die Grenzen der Selbstmedikation lautet: AUGEN. Die Buchstaben stehen für die Stichpunkte Ausfluss, unscharfes Sehen, Gegenstände im Auge, einseitige Beschwerden und Nebenwirkungen.
Zur Erklärung: Eitriger oder gelblicher Ausfluss deute eher auf bakterielle Infektionen hin – die eines Arztbesuchs bedürfen. Einseitige Beschwerden können beispielsweise auf Migräne hindeuten. Weitere Grenzen der Selbstmedikation sind etwa Fremdkörper oder Chemikalien im Auge, starke Kopfschmerzen, Seheinschränkungen oder der Verdacht auf eine Arzneimittel-Nebenwirkung. »Grundsätzlich gilt: Wenn der Patient von akuten, plötzlichen, sehr heftigen Problemen spricht, sollte man die Reißleine ziehen«, riet der Referent.
Zu den häufigsten Augenbeschwerden in der Apotheke zählt Trockenheit. Sie entsteht, wenn die wässrige Schicht des Tränenfilms zu dünn oder die Lipidschicht defekt ist. »Tränenersatzmittel haben sehr unterschiedliche Eigenschaften«, sagte Ude. Häufig werde zu Zubereitungen mit Hyaluronsäure geraten, bei denen es jedoch große Unterschiede gebe. Zum einfacheren Vergleich hatte Ude einen Tipp parat: »Multiplizieren sie die Konzentration in Prozent, das Molekulargewicht und die Viskosität miteinander.« Je höher das mathematische Produkt, desto effektiver das Präparat.
Auch bei der Abgabe von Augenarzneien mit Virostatika gibt es einiges zu beachten. Bei Aciclovir-haltigen Präparaten gegen Herpes-simplex-Infektionen sei es wichtig, so früh wie möglich mit der Behandlung zu beginnen und diese drei Tage über die Abheilung hinaus fortzuführen. Ganciclovir, eingesetzt bei oberflächlicher Herpes-simplex-Keratitis, sei teratogen. »Frauen müssen bis sechs Monate und Männer bis drei Monate nach der Behandlung verhüten«, informierte der Apotheker.