Therapeutische Antikörper im eigenen Körper produzieren |
Theo Dingermann |
23.05.2024 09:07 Uhr |
BNT142 wird intravenös verabreicht. Nach Aufnahme des Lipid-Nanopartikels in eine Zelle wird die RNA translatiert und der assemblierte Tribody gebildet und in therapeutisch relevanten Konzentrationen ins Serum sezerniert. Dort vermittelt RiboMab02.1 die Aktivierung und Proliferation von T-Zellen, die spezifisch CLDN6-exprimierende Tumorzellen erkennen. Die Tumorzellen werden effizient abgetötet.
In präklinischen Studien mit BNT142 zeigte sich, dass der RiboMab02.1-Antikörper in Mäusen länger nachweisbar war, wenn er im Tier durch Ablesen einer entsprechenden mRNA synthetisiert wurde, verglichen mit der Applikation eines sequenzidentischen Proteins. Darüber hinaus reichten wöchentliche Injektionen von BNT142-RNA-LNP im Dosisbereich von 0,1 bis 1 µg bei Mäusen aus, um CLDN6-positive subkutane humane Xenotransplantat-Tumoren zu eliminieren und die Überlebensrate der Tiere im Vergleich zu Kontrollen zu erhöhen.
Bemerkenswert war auch, dass BNT142 in einem humanisierten Mausmodell mit CLDN6-positiven Tumoren nur eine vorübergehende und eher geringe Zytokinproduktion induzierte. Anzeichen für unerwünschte Wirkungen der Verabreichung von BNT142 RNA-LNP wurden weder bei Mäusen noch bei Makaken beobachtet.
Basierend auf den positiven Ergebnissen der präklinischen Studie wurde eine erste klinische Phase-I/II-Studie am Menschen gestartet, um die Sicherheit und vorläufige Wirksamkeit von BNT142 RNA-LNP bei Patienten mit CLDN6-positiven fortgeschrittenen soliden Tumoren zu untersuchen (NCT05262530). Eingeschlossen werden Patienten mit fortgeschrittenem/metastasiertem CLDN6-positiven Hoden-, Eierstock-, Endometrium- und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC).
CLDN6 ist auch der Angriffspunkt eines weiteren Kandidaten von Biontech. BNT211 ist eine autologe CAR-T-Zelltherapie, die gegen das Antigen CLDN6 gerichtet ist. In einer Phase-I/II-Studie wird sie bei Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren allein oder in Kombination mit einem für CLDN6-kodierenden CAR-T-Zellen-verstärkenden mRNA-Impfstoff untersucht. Der Impfstoff CARVac (für CAR-T Cell Amplifying RNA Vaccine) soll die Persistenz und Funktionalität der übertragenen Zellen verbessern. Insgesamt hat das Unternehmen etwa 20 Kandidaten für Krebstherapeutika mit unterschiedlichsten Ansätzen in der klinischen Entwicklung.