Testosteron-Verordnungen auffällig gestiegen |
Ausgewertet wurde auch die Codierung relevanter Diagnosen für Jungen und Männer, die im Jahr 2021 erstmals Testosteron verordnet bekommen hatten (3215 Personen). »Bei 36 Prozent dieser Jungen/Männer wurde in den drei Quartalen vor sowie im Quartal der Erstverordnung keine Diagnose codiert, die auf eine zugelassene Indikation hinweisen könnte«, schreibt das Bremer Autorenteam. Lag eine Diagnose vor, war es zu 97 Prozent ein Code für Hypogonadismus; bei den jüngeren Altersgruppen hatten die Indikationen übermäßiges Längenwachstum und verspätete Pubertät relevante Anteile.
Der Verdacht auf eine vermehrte nicht bestimmungsgemäße Nutzung in Deutschland lasse sich anhand dieser Studie zwar nicht direkt erhärten, aber neben dem starken Anstieg der Verordnungsprävalenz insgesamt könnten weitere Besonderheiten in diese Richtung deuten, so die Autoren. Hierzu zählt etwa der höchste Anstieg bei den 20- bis 29-Jährigen, die Zunahme der Verordnungen durch Hausärzte als Erstverordner sowie die in allen Altersgruppen häufig fehlende Diagnose für eine zugelassene Indikation beziehungsweise die mangelnde Abrechnung der vorgesehenen Messungen.
»In ihrer Gesamtheit können die verschiedenen Facetten der Studienergebnisse dazu dienen, die Relevanz von Maßnahmen zur Eindämmung eines möglicherweise nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs besser einschätzen zu können«, glauben die Forschenden. In manchen Ländern sei durch eine Verschärfung der Verschreibungskriterien der ansteigende Trend zumindest teilweise aufgehalten oder sogar umgekehrt worden.