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Abrechnungsdaten

Testosteron-Verordnungen auffällig gestiegen

Das Verordnungsvolumen von Testosteron-haltigen Arzneimitteln ist in Deutschland zwischen 2005 und 2023 um 415 Prozent angestiegen. Der Verdacht auf eine missbräuchliche Anwendung liegt nah, wie eine genauere Auswertung zeigt.
AutorKontaktPZ
Datum 08.10.2025  15:30 Uhr

Indiziert sind Testosteron-haltige Arzneimittel vor allem zur Behandlung des männlichen Hypogonadismus mit klinischen Symptomen und mehrfach im Labor bestätigtem Testosteron-Mangel. Einige Präparate sind zudem zur Behandlung der chronischen Form der aplastischen Anämie, bei einem übermäßigen Längenwachstum sowie einem verspäteten Einsetzen der Pubertät zugelassen. Daten aus dem Arzneiverordnungsreport zeigen, dass das Verordnungsvolumen zwischen 2005 und 2023 um 415 Prozent angestiegen ist. 

»Da es nicht plausibel erscheint, dass sich die Prävalenz der zugrunde liegenden Indikationen in diesem Ausmaß geändert hat, liegt der Verdacht nahe, dass der starke Anstieg in Teilen auf einen nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch zurückzuführen sein könnte«, heißt es in einem aktuellen Bericht im »Bulletin zur Arzneimittelsicherheit«, herausgegeben vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Gemeint ist zum Beispiel eine Anwendung zum Muskelaufbau oder bei altersbedingtem Libidoverlust.

Daher haben sich Mitarbeitende des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen die Verordnungsdaten genauer angeschaut. Sie griffen dafür auf die GePaRD-Datenbank zurück (German Pharmacoepidemiological Research Database), die Abrechnungsdaten und Diagnosen von vier großen Krankenkassen mit etwa 25 Millionen Versicherten enthält. Mittels Querschnittanalysen für jedes Kalenderjahr wurden altersspezifische und altersstandardisierte Verordnungsprävalenzen pro 1000 Jungen/Männer berechnet.

Die Arbeit bestätigt: Zwischen 2009 und 2021 stieg die Prävalenz einer Testosteron-Verordnung in allen Altersgruppen und im Mittel um 50 Prozent. Zuletzt waren es 3,44 Verordnungen pro 1000 Jungen und Männer. Die meisten betrafen 60- bis 69-Jährige, gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen und den 70- bis 79-Jährigen. In allen drei Gruppen gab es einen deutlichen Anstieg. Den höchsten relativen Zuwachs verzeichneten jedoch die 20- bis 29-Jährigen (plus 118 Prozent). Die regionale Verteilung war mitunter sehr heterogen. Erstverordnungen wurden vor allem von Urologen ausgestellt, gefolgt von den Hausärzten.

Bei mehr als einem Drittel fehlt die Diagnose

Ausgewertet wurde auch die Codierung relevanter Diagnosen für Jungen und Männer, die im Jahr 2021 erstmals Testosteron verordnet bekommen hatten (3215 Personen). »Bei 36 Prozent dieser Jungen/Männer wurde in den drei Quartalen vor sowie im Quartal der Erstverordnung keine Diagnose codiert, die auf eine zugelassene Indikation hinweisen könnte«, schreibt das Bremer Autorenteam. Lag eine Diagnose vor, war es zu 97 Prozent ein Code für Hypogonadismus; bei den jüngeren Altersgruppen hatten die Indikationen übermäßiges Längenwachstum und verspätete Pubertät relevante Anteile.

Der Verdacht auf eine vermehrte nicht bestimmungsgemäße Nutzung in Deutschland lasse sich anhand dieser Studie zwar nicht direkt erhärten, aber neben dem starken Anstieg der Verordnungsprävalenz insgesamt könnten weitere Besonderheiten in diese Richtung deuten, so die Autoren. Hierzu zählt etwa der höchste Anstieg bei den 20- bis 29-Jährigen, die Zunahme der Verordnungen durch Hausärzte als Erstverordner sowie die in allen Altersgruppen häufig fehlende Diagnose für eine zugelassene Indikation beziehungsweise die mangelnde Abrechnung der vorgesehenen Messungen.

»In ihrer Gesamtheit können die verschiedenen Facetten der Studienergebnisse dazu dienen, die Relevanz von Maßnahmen zur Eindämmung eines möglicherweise nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs besser einschätzen zu können«, glauben die Forschenden. In manchen Ländern sei durch eine Verschärfung der Verschreibungskriterien der ansteigende Trend zumindest teilweise aufgehalten oder sogar umgekehrt worden.

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