Taurin-Gabe verlängert Leben |
| Christina Hohmann-Jeddi |
| 09.06.2023 17:00 Uhr |
Um mehr über die Wirkung von Taurin beim Menschen herauszufinden, analysierten die Forschenden Daten der EPIC-Norfolk-Kohorte mit fast 12.000 Personen. Dabei stellten sie fest, dass niedrige Taurinkonzentrationen mit Übergewicht, Typ-2-Diabetes und hohen Glucosewerten einhergingen sowie mit Entzündungsmarkern und hohen Cholesterolwerten. Weitere Untersuchungen zeigten, dass körperliche Bewegung den Taurinspiegel anhebt. Somit könnte ein Teil der positiven Effekte von Sport über Taurin vermittelt werden.
Die Forschenden bewerten eine Tauringabe, um den altersbedingten Spiegelabfall dieser Substanz auszugleichen, als eine mögliche Anti-Aging-Strategie. Die Daten sprächen dafür, den Nutzen, aber auch mögliche Risiken der Supplementation bei Menschen zu prüfen.
Dr. Sebastian Grönke vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln geht davon aus, dass die Ergebnisse aus den Tiermodellen auch auf den Menschen übertragbar sind. »Es gibt auch bereits erste Hinweise, dass eine Taurinbehandlung positive Effekte auf altersassoziierte Erkrankungen im Menschen haben kann«, sagte er. So habe zum Beispiel gezeigt werden können, dass Taurin den Blutdruck bei Hypertoniepatienten senkt oder das Wohlbefinden von Parkinson-Patienten verbessert. »Diese Studien hatten allerdings nur wenige Teilnehmer und daher besteht noch weiterer Forschungsbedarf in diese Richtung.«
Dennoch hält Grönke es für realistisch, dass eine Taurineinnahme bei Menschen die Lebenszeit verlängern kann. Auch diesbezüglich seien aber noch klinische Studien nötig, um die genaue Dosierung und die Verträglichkeit bei einer Langzeittherapie mit relativ hohen Dosen abzuklären. Die in der aktuellen Untersuchung eingesetzte Dosis von 1000 mg Taurin pro kg Körpergewicht überschreitet die von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene Tageshöchstdosis von 100 mg pro kg Körpergewicht um das Zehnfache.
Taurin ist als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar. Obwohl es als relativ sicher gilt, rät Grönke derzeit noch von Selbstversuchen aufgrund der schlechten Datenlage und nicht untersuchten Risiken ab. Erste Studien bei Menschen zur Tauringabe als Anti-Aging-Mittel oder bei sarkopenischer Adipositas sind in Brasilien gestartet.
Auch von einer Supplementation von Taurin über Energiegetränke rät der Experte ab. Meist seien die enthaltenen Taurinmengen vermutlich zu gering, um Effekte zu erzielen, und die Aufnahmemenge der Getränke sei durch weitere Inhaltsstoffe wie Koffein beschränkt.