Subkutane Dauertherapie für PNH-Patienten |
Brigitte M. Gensthaler |
08.10.2024 10:30 Uhr |
Aufgrund des Wirkmechanismus von Crovalimab sind die Patienten anfälliger für Meningokokken-Infektionen, die schwer und tödlich verlaufen können. Daher müssen alle Patienten mindestens zwei Wochen vor der ersten Antikörperdosis mit einem tetravalenten Meningokokken-Impfstoff geimpft werden. Ist ein sofortiger Behandlungsstart erforderlich, sollte der Patient so schnell wie möglich geimpft werden und zusätzlich zwei Wochen lang Antibiotika einnehmen. Trotz Impfung sind alle Patienten auf frühe Anzeichen einer Meningokokken-Infektion zu überwachen und bei Bedarf antibiotisch zu behandeln.
Crovalimab ist kontraindiziert bei Patienten mit einer laufenden Neisseria-meningitidis-Infektion.
Nach Angaben von Roche ist das Medikament nur über ein Programm für kontrollierten Zugang (CAP) erhältlich. Hier müssen Ärzte bestätigen, dass Patienten die entsprechende Impfung oder Antibiotikaprophylaxe erhalten.
Mit Iptacopan und Danicopan kamen dieses Jahr bereits zwei neue Wirkstoffe für die PNH-Therapie auf den Markt. Nun folgte mit Crovalimab der dritte Neuling bei PNH. Anders als die erstgenannten ist Crovalimab jedoch nicht bei den Sprunginnovationen einzuordnen, sondern bei den Schrittinnovationen.
Wie Eculizumab und Ravulizumab, die beide schon lange im Handel sind (und auch bei anderen Erkrankungen zugelassen sind), ist Crovalimab gegen den Komplementfaktor C5 gerichtet. Das Wirkprinzip ist damit nicht innovativ. Auch im Anwendungsgebiet PNH bringt der Neuling derzeit keinen weiteren Vorteil. Während Eculizumab und Ravulizumab schon bei kleinen Kindern zum Einsatz kommen dürfen, ist dies bei Crovalimab erst ab zwölf Jahren der Fall.
Beim Applikationsintervall kann Crovalimab, das in der Erhaltungsphase vierwöchentlich gegeben wird, einen Vorteil gegenüber dem häufiger zu verabreichenden Eculizumab verbuchen. Gegenüber Ravulizumab, dessen Erhaltungsdosen alle acht Wochen gegeben werden, ist dieser Vorteil allerdings nicht gegeben.
Grundlage für die Einstufung als Schrittinnovation sind zunächst einmal die Studien, die eine vergleichbare Wirksamkeit und Sicherheit von Crovalimab im Vergleich zu Eculizumab zeigen. Der große Vorteil von Crovalimab ist jedoch, dass es anders als die beiden anderen Antikörper nicht infundiert werden muss, sondern subkutan appliziert wird. Das können die Patienten selbst zu Hause machen. Zeitaufwendige Praxis- oder Klinikaufenthalte für die Infusionen entfallen und die Applikationszeit ist kürzer. Das dürfte sich positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken.
Sven Siebenand, Chefredakteur