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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Ticagrelor

In diesen Tagen läuft das Patent für den Thrombozytenaggregationshemmer Ticagrelor aus. Der ADP-Antagonist unterscheidet sich von älteren Vertretern dieser Arzneistoffklasse hinsichtlich der Wirkdauer – was Vor- und Nachteile mit sich bringt.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 13.06.2025  07:00 Uhr

Wie wirkt Ticagrelor?

Ticagrelor ist ein Antagonist am P2Y12-Rezeptor auf der Oberfläche von Thrombozyten. Der natürliche Agonist an diesem Rezeptor ist Adenosindiphosphat (ADP), das zu den Aktivatorsubstanzen der Thrombozyten zählt. Bindet ADP an den P2Y12-Rezeptor, bewirkt das eine Aktivierung und Aggregation der Thrombozyten: Ein weißer Thrombus entsteht.

Im Gegensatz zu den Vorläufersubstanzen Clopidogrel und Prasugrel blockiert Ticagrelor den P2Y12-Rezeptor nicht irreversibel, sondern kompetitiv. Die Wirkdauer ist daher durch die Halbwertszeiten von Ticagrelor und seines aktiven Hauptmetaboliten begrenzt; sie hält bis zu 24 Stunden an. Das macht den Arzneistoff besser steuerbar. Es führt aber auch dazu, dass Ticagrelor zweimal täglich eingenommen werden muss, während bei Clopidogrel und Prasugrel eine einmal tägliche Einnahme ausreicht. Ein weiterer Unterschied zu Clopidogrel und Prasugrel besteht darin, dass Ticagrelor kein Prodrug ist. Die Wirkung setzt nach 30 Minuten ein.

In welchen Indikationen wird Ticagrelor eingesetzt?

Ticagrelor wirkt synergistisch mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) (75 bis 150 mg) und wird deshalb zur Thrombozytenaggregationshemmung mit dieser kombiniert. Die Kombination ist indiziert zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) oder mit einem Herzinfarkt in der Vorgeschichte.

Wie wird Ticagrelor dosiert?

Patienten mit ACS beginnen eine Therapie mit Ticagrelor mit einer einmaligen Initialdosis von 180 mg und nehmen dann 90 mg zweimal täglich zu einer Mahlzeit oder unabhängig davon ein. Die Kombinationstherapie mit ASS soll über zwölf Monate fortgesetzt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann bei Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko ASS nach drei Monaten abgesetzt werden, sodass dann Ticagrelor allein über neun Monate weitergegeben wird.

Liegt ein Herzinfarkt schon mindestens ein Jahr zurück, wird Ticagrelor als direkte Anschlussbehandlung mit zweimal täglich 60 mg dosiert. ASS soll weiter mit 75 bis 150 mg täglich dazugegeben werden, sofern dies nicht ausdrücklich kontraindiziert ist.

Wann darf Ticagrelor nicht angewendet werden?

Kontraindiziert ist Ticagrelor bei Patienten mit aktiver pathologischer Blutung, intrakraniellen Blutungen in der Vorgeschichte und schwerer Leberfunktionsstörung sowie in der Stillzeit. Zu den relativen Gegenanzeigen zählen neben einer Blutungsneigung und einem erhöhten Risiko für bradykarde Ereignisse auch Erkrankungen der Niere (Harnsäure-Nephropathie, Dialysepflicht), eine mäßige Leberfunktionsstörung, Gicht und Asthma/COPD sowie Schwangerschaft. Patientinnen im gebärfähigen Alter, die mit Ticagrelor behandelt werden, sollen eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden.

Welche Nebenwirkungen kann Ticagrelor haben?

Sehr häufige Nebenwirkungen von Ticagrelor sind Blutungen, erhöhte Harnsäurewerte und Gicht, Dyspnoe, Schwindel, Hypotonie, gastrointestinale Beschwerden und erhöhte Serumkreatinin-Werte.

Welche Wechselwirkungen sind möglich?

Ticagrelor wird in der Leber vor allem über CYP3A4 abgebaut. Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A4-Inhibitoren ist kontraindiziert; von der gleichzeitigen Anwendung mit potenten CYP3A4-Induktoren wird abgeraten. Da der Wirkstoff CYP3A4 auch leicht inhibiert, kann die gleichzeitige Anwendung mit Substraten dieses Enzyms problematisch sein. Aus diesem Grund sollen etwa die beiden Statine Simvastatin und Lovastatin nicht höher als mit 40 mg täglich dosiert werden, wenn sie gleichzeitig mit Ticagrelor gegeben werden.

Was ist beim Umstellen und beim Absetzen zu beachten?

Wird ein Patient von einem anderen Thrombozytenaggregationshemmer auf Ticagrelor umgestellt, soll die erste Ticagrelor-Dosis 24 Stunden nach der letzten Dosis der Vorgängersubstanz eingenommen werden. Vor einer geplanten Operation sollen Patienten, die Ticagrelor einnehmen, ihren Arzt oder Zahnarzt darüber informieren. Auf Anweisung des Operateurs wird Ticagrelor gegebenenfalls fünf Tage vor dem Eingriff abgesetzt.

Welcher ADP-Antagonist ist der beste?

Welcher ADP-Hemmer am besten darin ist, Sekundärereignisse zu verhindern, wurde schon mehrfach untersucht, meist in retrospektiven Kohortenstudien. Dabei waren die beiden neueren Substanzen Prasugrel und Ticagrelor dem älteren Clopidogrel überlegen, wobei Prasugrel noch ein wenig besser abschnitt als Ticagrelor. Der Unterschied zwischen den beiden Spitzenreitern ist jedoch jüngeren Untersuchungen zufolge gering, sodass es möglicherweise nicht gerechtfertigt scheint, Prasugrel gegenüber Ticagrelor zu bevorzugen.

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