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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Sulfasalazin

Antiphlogistisch und antibakteriell wirksam in einem: Um diesen Anspruch zu erfüllen, wurde Sulfasalazin entwickelt. Obwohl er schon mehr als 80 Jahre alt ist, zählt der Wirkstoff noch heute zu den Basistherapeutika bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und in der Rheumatologie.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 21.10.2025  09:00 Uhr

Wogegen wird Sulfasalazin angewendet?

Sulfasalazin wird als Disease-modifying anti-rheumatic Drug (DMARD) bei rheumatologischen Erkrankungen und zur Akutbehandlung, Rezidivprophylaxe sowie bei Arthropathien bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Colitis ulcerosa und Morbus Crohn eingesetzt. Bei rheumatologischen Erkrankungen darf das Medikament ab einem Alter von sechs Jahren angewendet werden, bei CED ab zwei Jahren.

Wie wirkt Sulfasalazin?

Sulfasalazin ist eine Azoverbindung, die aus dem Sulfonamid Sulfapyridin und dem Salicylat 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) besteht. Nach oraler Aufnahme wird Sulfasalazin im Dünndarm kaum resorbiert. Erst im Dickdarm wird die Azobrücke von Darmbakterien gespalten, wodurch die beiden Metabolite freigesetzt werden. 5-ASA wirkt über eine Hemmung der Produktion von proinflammatorischen Arachidonsäuremetaboliten antientzündlich. Sulfapyridin hat antibakterielle Eigenschaften, die vor allem im akuten Schub bei CED zum Tragen kommen. Inwiefern das Sulfonamid bei Rheuma zur Wirkung beiträgt, ist nicht vollständig geklärt. Diskutiert wird ein immunmodulierender Effekt.

Wie wird Sulfasalazin dosiert?

Sulfasalazin-Tabletten werden mindestens eine Stunde vor einer Mahlzeit mit reichlich Flüssigkeit geschluckt.

Um Nebenwirkungen zu vermeiden, wird Sulfasalazin einschleichend dosiert. Erwachsene mit einer rheumatologischen Erkrankung nehmen in Woche 1 abends 500 mg, in Woche 2 morgens und abends je 500 mg, in Woche 3 morgens 500 mg und abends 1 g sowie ab Woche 4 morgens und abends je 1 g. Bei Bedarf kann die Dosis nach drei Monaten auf dreimal täglich 1 g gesteigert werden. Die maximale Tagesdosis beträgt 4 g. Ältere Patienten sollten nicht mehr als 1,5 g Sulfasalazin täglich erhalten.

Bei Erwachsenen mit CED wird Sulfasalazin zur Rezidivprophylaxe mit 2 bis 3 g täglich verteilt auf zwei Einzeldosen dosiert, im aktiven Schub mit 3 bis 4 g verteilt auf drei Einzeldosen.

Kinder ab zwei Jahren mit CED erhalten initial 40 bis 60 mg Sulfasalazin pro kg Körpergewicht täglich und als Erhaltungsdosis 30 bis 40 mg/kg KG/d, jeweils verteilt auf drei bis vier Einzeldosen. Bei Kindern mit juveniler idiopathischer Arthritis ist die Anwendung ab sechs Jahren erlaubt. Hier beträgt die empfohlene Dosis 50 mg/kg KG/d (maximal 2 g) verteilt auf zwei Einzeldosen, die nach drei Monaten auf 75 mg/kg KG/d (maximal 3 g) gesteigert werden kann.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Die unerwünschten Wirkungen von Sulfasalazin lassen sich in zwei Gruppen einteilen: dosisabhängige Nebenwirkungen und Überempfindlichkeitsreaktionen. Letztgenannte sind nicht vorhersehbar und treten meist zu Beginn der Behandlung auf. Sie umfassen etwa Hautausschlag, Störungen der Leber- und Lungenfunktion sowie bestimmte Blutbildveränderungen. Patienten, bei denen es zu einer Übermpfindlichkeitsreaktion kommt, müssen Sulfasalazin sofort absetzen und dürfen es nie wieder anwenden.

Die dosisabhängigen Nebenwirkungen gehen überwiegend auf Sulfapyridin zurück. Das Sulfonamid wird nach Resorption acetyliert, hydroxyliert, glucuronidiert und dann mit dem Harn ausgeschieden. Langsam-Acetylierer weisen deshalb erhöhte Sulfapyridin-Serumspiegel auf. Der Acetylierer-Phänotyp des Patienten sollte daher sinnvollerweise bereits vor Beginn einer Therapie mit Sulfasalazin bestimmt werden, spätestens jedoch beim Auftreten von dosisabhängigen Nebenwirkungen wie Übelkeit/Erbrechen, Kopfschmerzen hämolytische Anämie und Methämoglobinämie.

Sulfasalazin kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen, vor allem in Kombination mit Alkohol.

Gibt es Wechselwirkungen zu beachten?

Sulfasalazin bildet mit Eisen Chelate, wodurch die Resorption eingeschränkt wird. Auch bei gleichzeitiger Anwendung mit Calciumpräparaten ist die Resorption verzögert. Bei einer Antibiotikatherapie kann die Wirkung von Sulfasalazin wegen der Schädigung der Darmflora gemindert sein.

Welche Patienten dürfen Sulfasalazin nicht anwenden?

Vor Beginn einer Behandlung mit Sulfasalazin und nach deren Start zunächst alle zwei Wochen, später dann alle drei Monate, muss ein vollständiges Blutbild gemacht werden. Auch die Nierenfunktion muss überwacht werden. Sulfasalazin darf bei Einschränkungen der Funktion von Leber oder Niere nur mit Vorsicht angewendet werden und ist bei schweren Einschränkungen kontraindiziert.

Ebenfalls nicht angewendet werden darf der Arzneistoff bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamiden oder Salicylaten, Erkrankungen der blutbildenden Organe, akuter intermittierender Porphyrie, Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel, Blutbildveränderungen, Ileus, Erythema exsudativum multiforme und unter Methenamin.

Was muss bei Patienten im reproduktiven Alter beachtet werden?

Sulfasalazin kann bei Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit bei eindeutiger Indikationsstellung und mit Vorsicht angewendet werden. Eine Supplementation von Folsäure ist allerdings vor allem in der Frühphase einer Schwangerschaft zwingend notwendig, weil Sulfasalazin einen Folsäuremangel verursachen kann.

Bei männlichen Patienten ist zu beachten, dass Sulfasalazin die Spermienproduktion verringert. Die Fertilität des Patienten kann unter der Threapie beeinträchtigt sein. Nach dem Absetzen ist die Oligospermie innerhalb von zwei bis drei Monaten reversibel.

Seit wann gibt es Sulfasalazin?

Sulfasalazin wurde in den 1930er-Jahren von Professor Dr. Nanna Svartz (1890 bis 1986) am Karolinska-Institut in Stockholm entwickelt. Sie war seit 1937 die erste Frau auf einem medizinischen Lehrstuhl in Schweden.

Zur damaligen Zeit ging man davon aus, dass die rheumatoide Arthritis eine chronisch-infektiöse Erkrankung mit einer entzündlichen Komponente sei. Svartz suchte daher nach einer Substanz, die gleichzeitig antibakteriell und entzündungshemmend wirkt, und kombinierte ein Sulfonamid mit einem Salicylat in einem Molekül. Auf dem Markt eingeführt wurden Präparate mit Sulfasalazin oder auch Salazopyrin in den 1950er-Jahren.

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