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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Ondansetron

Nicht übel: Mit Ondansetron als erstem Vertreter führten die Setrone Anfang der 1990er-Jahre eine Wende in der Krebstherapie herbei. Selbst bei Gabe hoch emetogener Zytostatika kann die Substanzklasse starkes Erbrechen zum Teil vollständig verhindern.
Carolin Lang
19.09.2023  18:00 Uhr

Welche Einsatzgebiete hat Ondansetron?

Ondansetron kommt zur Prophylaxe und Therapie von Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen im Rahmen einer Zytostatika- oder Strahlentherapie sowie nach Operationen zum Einsatz.

Wie wirkt Ondansetron?

Ondansetron wirkt als selektiver, kompetitiver 5-HT3-Rezeptor-Antagonist antiemetisch. Bei der Zytostatika- und Strahlentherapie setzen enterochromaffine Zellen im Dünndarm Serotonin frei. Durch den Antagonismus von Ondansetron wird die emetogene Wirkung des Serotonins an peripheren und zentralen 5-HT3-Rezeptoren verhindert und der Brechreflex unterdrückt. Ein Blick auf die Strukturformel macht die Verwandtschaft zum Serotonin deutlich.

Wie wird Ondansetron dosiert?

Die Dosierung von Ondansetron bei einer Chemo- oder Strahlentherapie richtet sich nach ihrem emetogenen Potenzial. Bei Erwachsenen beträgt die empfohlene Dosis bei peroraler Gabe 8 mg, eingenommen ein bis zwei Stunden vor der Chemotherapie oder Bestrahlung, gefolgt von 8 mg alle zwölf Stunden über maximal fünf Tage. Bei hoch emetogener Chemotherapie kann eine orale Einzeldosis bis maximal 24 mg Ondansetron zusammen mit Dexamethason gegeben werden. Nach 24 Stunden kann die Behandlung mit 8 mg Ondansetron zweimal täglich bis zu fünf Tage nach einem Behandlungszyklus fortgesetzt werden.

Intravenös oder -muskulär können Erwachsene 8 mg Ondansetron unmittelbar vor einer Chemo- oder Strahlentherapie erhalten. Bei hoch emetogener Chemotherapie können anschließend im Abstand von je vier Stunden zwei weitere 8-mg-Dosen verabreicht werden oder 1 mg Ondansetron pro Stunde über bis zu 24 Stunden kontinuierlich infundiert werden. Höhere Einzeldosen bis maximal 16 mg dürfen nur verdünnt infundiert werden. Die Wirksamkeit kann auch hier durch Kombination mit Dexamethason verstärkt werden.

Zur Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen nach Operationen beträgt die empfohlene perorale Dosis bei Erwachsenen 16 mg Ondansetron eine Stunde vor der Narkose. Alternativ können 4 mg bei Narkoseeinleitung intramuskulär oder intravenös verabreicht werden. Bei manifestem postoperativen Erbrechen wird eine Einzeldosis von 4 mg intravenös oder intramuskulär empfohlen.

Bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen wird die Dosierung auf Grundlage der Körperoberfläche oder des Körpergewichts ermittelt.

Muss die Dosis bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion angepasst werden?

Eine eingeschränkte Nierenfunktion erfordert keine Anpassung der Dosierung von Ondansetron. Bei mittel bis schwer eingeschränkter Leberfunktion sollte eine tägliche Gesamtdosis von 8 mg Ondansetron, oral oder intravenös, nicht überschritten werden.

Welche Nebenwirkungen können unter Ondansetron auftreten?

Sehr häufig oder häufig treten unter Ondansetron etwa Kopfschmerzen, Wärmegefühl sowie Hitzewallungen mit Rötung der Haut auf. Da der Arzneistoff die Dickdarmpassage verlängert, geht die Einnahme außerdem häufig mit Verstopfung einher. Gelegentlich kommt es etwa zu Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, asymptomatischen Veränderungen der Leberenzymwerte, Krampfanfällen und selten zu QT-Zeit-Verlängerungen sowie Überempfindlichkeitsreaktionen. Sehr selten sind toxische Hauteruptionen einschließlich toxischer epidermaler Nekrolyse.

Wann ist Ondansetron kontraindiziert?

Bei bekannter Überempfindlichkeit ist der Arzneistoff kontraindiziert. Da Ondansetron dosisabhängig das QT-Intervall verlängert, sollte die Anwendung bei Patientinnen und Patienten, die ein angeborenes Long-QT-Syndrom beziehungsweise eine verlängerte QT-Zeit haben oder entwickeln könnten, vermieden werden beziehungsweise mit Vorsicht erfolgen.

Mit welchen Arzneistoffen kann Ondansetron wechselwirken?

Wegen Berichten über starken Blutdruckabfall und Bewusstseinsverlust bei der gleichzeitigen Anwendung von Ondansetron und Apomorphin gilt die Kombination als kontraindiziert. Die Kombination mit Arzneimitteln, die die QT-Zeit verlängern oder Elektrolytstörungen mit sich bringen, sollte mit Vorsicht erfolgen. Die Kombination mit kardiotoxischen Arzneimitteln wie Anthracyclinen kann das Risiko für Arrhythmien erhöhen. Ondansetron wird über CYP3A4, CYP2D6 und CYP1A2 metabolisiert. Bei Patienten, die mit starken CYP3A4-Induktoren wie Phenytoin, Carbamazepin und Rifampicin behandelt wurden, war die Konzentration von Ondansetron im Blut erniedrigt. Die Leberfunktion von Kindern und Jugendlichen, die neben Ondansetron auch hepatotoxische Chemotherapeutika erhalten, sollte eng überwacht werden.

Eignet sich Ondansetron für Schwangere und Stillende?

Ondansetron wird zum Teil off Label bei Hyperemesis gravidarum eingesetzt. Allerdings sollte der Arzneistoff laut embryotox.de, der Webseite des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, in der Schwangerschaft nur bei ausgeprägter Symptomatik und Versagen der primär empfohlenen Antiemetika eingesetzt werden. Auch während der Stillzeit sind laut Embryotox andere Antiemetika vorzuziehen. Sind Einzelgaben von Ondansetron erforderlich, könne weiter gestillt werden. Auf Symptome beim Säugling sei dann zu achten.

In der Vergangenheit gab es Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für orofaziale Fehlbildungen oder Herzfehlbildungen bei der Anwendung von Ondansetron im ersten Trimenon der Schwangerschaft; 2019 informierte darüber auch ein Rote-Hand-Brief. Die Studienlage hierzu ist recht heterogen und auf embryotox.de zusammengefasst.

Seit wann gibt es Ondansetron?

Ondansetron (Zofran®) wurde im Jahr 1991 als erster selektiver 5-HT3-Antagonist in Deutschland zugelassen. Es folgten Tropisetron, Granisetron, Dolasetron und Palonosetron. Ondansetron »ist nach wie vor der Goldstandard, was sich auch in den Verordnungszahlen widerspiegelt«, heißt es im Arzneiverordnungs-Report 2021. Die Gesamtzahl der verordneten Tagesdosen (DDD) sind hier für das Jahr 2020 mit 1,6 Millionen angegeben.

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