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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Memantin

Memantin hat seit rund 20 Jahren einen festen Platz in der Therapie der Alzheimer-Demenz. Es soll den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit hinauszögern und alltagspraktische Fähigkeiten länger erhalten. Wie bei anderen Antidementiva gilt auch hier: möglichst bis zur Maximaldosis auftitrieren.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 04.05.2023  07:00 Uhr

Wofür ist Memantin zugelassen?

Der Glutamat-Rezeptorantagonist Memantin ist zugelassen zur Therapie der moderaten bis schweren Demenz vom Alzheimer-Typ. Bei Patienten mit schwerer Demenz werden mitunter zwei Antidementiva kombiniert, zum Beispiel Donepezil mit Memantin, doch das ist ein Off-Label-Gebrauch. Im Medikamentenklassifizierungssystem »Fit for The Aged« (FORTA-Liste 2021) wird Memantin bei Älteren mit mittelschwerer bis schwerer Demenz als »vorteilhaft« (Gruppe B) eingestuft.

Wie wird Memantin dosiert?

Memantin steht als Tabletten und als Lösung zur Verfügung und wird einschleichend dosiert. Beginnend mit 5 mg wird die Dosis wöchentlich um 5 mg gesteigert bis zur empfohlenen Erhaltungsdosis von 20 mg Memantinhydrochlorid pro Tag. Für diese Titrationsphase gibt es spezielle Starterpackungen mit entsprechend dosierten Tabletten. Bekommt der Patient die Lösung, ist zu beachten, dass pro Pumpenhub immer 0,5 ml Lösung mit 5 mg Memantinhydrochlorid abgegeben werden. Die Tageshöchstdosis entspricht also vier Pumpbewegungen.

Memantin wird einmal täglich möglichst zur gleichen Zeit mit oder ohne Nahrung eingenommen. Die Lösung wird dazu nicht in den Mund gesprüht, sondern auf einen Löffel oder in ein Glas Wasser gegeben.

Die Leberfunktion muss bei der Dosierung nicht berücksichtigt werden. Da Memantin renal eliminiert wird, ist aber die Nierenfunktion zu beachten. Bei einer mittelschweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min) wird die halbe tägliche Dosis gegeben. Bei guter Verträglichkeit über mindestens sieben Tage kann auf 20 mg pro Tag auftitriert werden. Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance 5 bis 29 ml/min) sollte die Dosis von 10 mg beibehalten werden.

Wie wirkt Memantin?

Memantin ist ein spannungsabhängiger, nicht kompetitiver Antagonist an glutamatergen Rezeptoren des Botenstoffs NMDA (N-Methyl-D-Aspartat). Der Arzneistoff reguliert die Wirkung pathologisch erhöhter toxischer Konzentrationen von Glutamat, die zu neuronalen Funktionsstörungen führen können. Es gilt zunehmend als erwiesen, dass eine Fehlfunktion der glutamatergen Neurotransmission zur Ausprägung der Symptome und zum Fortschreiten der neurodegenerativen Demenz beiträgt.

In einem Cochrane-Review aus dem Jahr 2019 stellten die Autoren »eine kleine nutzbringende Wirkung« bei Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit, nicht aber bei leichter Erkrankung fest. Dieser Nutzen bezog sich auf das Denken, die Ausübung von Alltagsaktivitäten sowie auf die Schwere der Verhaltens- und Stimmungsprobleme. Insgesamt würden Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit das Medikament gut vertragen, aber bei einigen Betroffenen könne es zu Schwindel führen. Wichtiges Ergebnis: Die Zugabe von Memantin zur etablierten Behandlung mit Acetylcholinesterase-Hemmern könne die Progression (im Vergleich zu Placebo) verlangsamen. Weniger gut sei die Evidenz für die Anwendung bei Menschen mit vaskulärer Demenz, schreiben die Autoren. Wahrscheinlich gebe es einen kleinen Nutzen für Denkstörungen, Verhalten und Stimmung und es könnte zu weniger Unruhe kommen.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Zu den häufig auftretenden Nebenwirkungen zählen Überempfindlichkeitsreaktionen, Kopfschmerzen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Schläfrigkeit, Obstipation, Dyspnoe, erhöhter Blutdruck und erhöhte Leberwerte. Gelegentlich kommt es zu Verwirrtheit und Halluzinationen, vor allem bei schwerer Demenzerkrankung. Bei Überdosierung treten vor allem zentralnervöse und gastrointestinale Symptome auf. Die Patienten werden symptomatisch behandelt.

Auf welche Wechselwirkungen ist zu achten?

Die Wirkungen von L-Dopa, dopaminergen Agonisten und Anticholinergika können bei gleichzeitiger Gabe von NMDA-Antagonisten möglicherweise verstärkt, die Wirkungen von Antipsychotika abgeschwächt werden. Der Serumspiegel von Hydrochlorothiazid kann bei gleichzeitiger Memantin-Anwendung sinken. Da Memantin keine CYP-Enzyme beeinflusst, sind keine pharmakokinetischen Interaktionen zu erwarten.

Gibt es Sicherheitshinweise zu Memantin?

Memantin kann die Krampfschwelle senken. Daher ist Vorsicht geboten bei Patienten mit Epilepsie und Krämpfen in der Anamnese.

Die gleichzeitige Anwendung von Memantin mit NMDA-Antagonisten wie Amantadin, Ketamin oder Dextromethorphan sollte vermieden werden. Da diese Verbindungen am gleichen Rezeptorsystem wie Memantin wirken, können vermehrt unerwünschte, hauptsächlich zentralnervöse Wirkungen mit dem Risiko einer pharmakotoxischen Psychose auftreten.

Eine anhaltende Alkalisierung des Urins, zum Beispiel durch Umstellung der Ernährung von fleischhaltiger auf vegetarische Kost, eine massive Einnahme von Antazida oder schwere Infektionen des Harntrakts mit Proteus-Bakterien, kann die renale Elimination deutlich verlangsamen und damit das Nebenwirkungsrisiko von Memantin erhöhen.

Patienten mit kürzlich zurückliegendem Myokardinfarkt, dekompensierter Herzinsuffizienz oder unkontrolliertem Bluthochdruck müssen unter Memantin-Einnahme sehr sorgfältig überwacht werden.

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