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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Maraviroc

Das HIV-Therapeutikum Maraviroc war 2007 der erste antiretrovirale Arzneistoff, der nicht gegen eine virale, sondern gegen eine humane Zielstruktur gerichtet ist. Er bindet an CCR5 – und wirkt deshalb nur gegen HI-Viren, die diesen Rezeptor auch nutzen.
Kerstin A. Gräfe
03.11.2023  07:00 Uhr

Wie wirkt Maraviroc?

Maraviroc (Celsentri® und Generika) bindet selektiv an den C-C-Chemokin-Rezeptor 5 (CCR5), den viele HI-Viren zum Andocken an die humane Zellmembran benötigen. Hat Maraviroc diesen besetzt, kann der nachfolgende Fusionsschritt nicht mehr stattfinden und das Virus nicht in die Zielzelle eindringen. Maraviroc zählt daher zu den Entry-Inhibitoren. Es ist der einzige Wirkstoff im Handel, der CCR5 blockiert. Andere Entry-Inhibitoren nutzen andere Targets.

Was ist das Einsatzgebiet von Maraviroc?

Maraviroc ist zugelassen in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln zur Therapie vorbehandelter HIV-Patienten, bei denen ausschließlich CCR5-trope HI-Viren nachgewiesen wurden. Das Virostatikum kommt bei  Erwachsenen und Jugendlichen sowie Kindern ab einem Alter von zwei Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 10 kg zum Einsatz.

Wie wird Maraviroc dosiert?

Maraviroc ist als Filmtabletten in den Stärken 25, 75, 150 und 300 mg sowie als Lösung zum Einnehmen mit 20 mg/ml erhältlich. Celsentri-Hersteller ViiV Healthcare zufolge sollen in Deutschland die Präparate mit 25 und 75 mg jedoch spätestens Ende 2023 nicht mehr im Handel sein. Die Firma begründet das damit, dass in den internationalen und nationalen Leitlinien inzwischen andere Behandlungsmöglichkeiten bevorzugt werden.

Die empfohlene Dosis beträgt 150, 300 oder 600 mg zweimal täglich in Abhängigkeit von Interaktionen mit gleichzeitig angewendeten antiretroviralen Pharmaka und anderen Arzneimitteln. Die Einnahme erfolgt zu oder unabhängig von den Mahlzeiten.

Mit Vorsicht eingesetzt werden sollte Maraviroc bei Patienten mit Leberfunktionsstörung sowie bei Patienten über 65 Jahre.

Bei Kindern wird die Dosierung basierend auf dem Körpergewicht vorgenommen; sie darf die empfohlene Erwachsenen-Dosis nicht überschreiten. Falls ein Kind die Tabletten nicht zuverlässig schlucken kann, sollte die Lösung zum Einnehmen verschrieben werden.

Wann darf Maraviroc nicht eingesetzt werden?

Kontraindikationen sind Überempfindlichkeit gegen Maraviroc selbst sowie gegen Erdnüsse oder Soja, da Celsentri Phospholipide aus Sojabohnen enthält.

Welche Nebenwirkungen kann Maraviroc haben?

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Durchfall, Erschöpfung und Kopfschmerzen. Zu den schwerwiegenderen Nebenwirkungen zählen Immunrekonstitutionssyndrom (IRIS), Osteonekrosen und Synkopen. Zudem kann Maraviroc Schwindel verursachen, was beim Autofahren und beim Bedienen von Maschinen zu berücksichtigen ist.

Was ist in Sachen Wechselwirkungen bei Maraviroc zu beachten?

Maraviroc wird über CYP3A4 und CYP3A5 metabolisiert. Hieraus ergeben sich Wechselwirkungen etwa mit dem starken CYP3A4-Inhibitor Ritonavir, der in der HIV-Therapie oft als Booster eingesetzt wird. Bei gleichzeitiger Gabe von Maraviroc mit starken CYP3A4-Inhibitoren und/oder CYP3A4-Induktoren sollte die Dosis angepasst werden.

Zudem ist Maraviroc ein Substrat von P-Glykoprotein (P-gp) und des Anionentransporters OATP1B1. Wie sich dies im Einzelfall auf die Maraviroc-Exposition auswirkt, ist jedoch nicht bekannt.

Darf Maraviroc in der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden?

Maraviroc darf in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der zu erwartende Nutzen das mögliche Risiko für den Fetus rechtfertigt. Beim Stillen kann ein Risiko für Neugeborene/Säuglinge nicht ausgeschlossen werden.

Generell sollten HIV-infizierte Mütter ihre Kinder unter keinen Umständen stillen, um eine Übertragung von HIV zu vermeiden.

Was gibt es sonst noch Wissenswertes zu Maraviroc?

Der Corezeptor CCR5 spielt auch bei einer möglichen Heilung einer HIV-Infektion eine entscheidende Rolle. Bekannt ist, dass das vollständige Fehlen von CCR5 auf der Zelloberfläche infolge einer natürlichen Mutation (CCR5Δ32) in beiden CCR5-Allelen eine Resistenz gegenüber HIV-Infektionen bewirkt. Mit diesem Wissen gelang es im Jahr 2007 erstmalig, die Erkrankung in Remission zu bekommen: Ein HIV-positiver Mann, auch bekannt als »Berliner Patient«, erhielt zur Behandlung seiner akuten Leukämie eine Stammzelltransplantation von einem Spender, der homozygot für die CCR5Δ32-Mutation war. Bis zum Lebensende war der Patient danach frei von detektierbarem HIV, ohne dass er eine antiretrovirale Therapie bekommen hatte.

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