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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Bupropion

Bupropion ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer, der zur Behandlung von Depressionen angewendet wird. Zudem kommt er zur Tabakentwöhnung zum Einsatz.
Kerstin A. Gräfe
25.09.2024  07:00 Uhr

Was sind die Einsatzgebiete von Bupropion?

Bupropion wird als Elontril® und Generika zur Behandlung von Episoden einer depressiven Erkrankung angewendet. In der Regel wird das Amfetamin eingesetzt, wenn Mittel der ersten Wahl wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), trizyklische Antidepressiva und Inhibitoren der Monoaminoxidase (MAO-Hemmer) mit zu vielen Nebenwirkungen einhergehen.

Zudem wird Bupropion als Hilfe bei der Entwöhnung von nikotinabhängigen Patienten in Verbindung mit unterstützenden motivierenden Maßnahmen gegeben. Der Vertrieb des entsprechenden Präparats Zyban® wurde 2022 von Hersteller GSK vorsorglich ausgesetzt, da es Hinweise auf das Vorhandensein von Nitrosamin-Verunreinigungen in Konzentrationen über den zulässigen Grenzwerten gab. Seit 2023 ist das Präparat in Großbritannien und vielen EU-Ländern wieder lieferfähig, in Deutschland weiterhin außer Vertrieb.

Wie wirkt Bupropion?

Bupropion hemmt selektiv im zentralen Nervensystem die Wiederaufnahme der Katecholamine Noradrenalin und Dopamin in die Neuronen und erhöht dadurch die Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt. Auf die Wiederaufnahme von Serotonin hat Bupropion nur einen minimalen Einfluss, auf die beiden Monoaminoxidasen gar keinen.

Wie wird Bupropion dosiert?

Bupropion ist als Monopräparat in Form von 150-mg- und 300-mg-Retardtabletten im Handel. Zur Behandlung depressiver Episoden nehmen Erwachsene anfangs 150 mg Bupropion einmal täglich ein. Zeigt sich innerhalb von vier Wochen keine Besserung, kann die Dosis auf 300 mg einmal täglich erhöht werden. Zwischen den Einnahmen sollte eine Zeitspanne von 24 Stunden liegen.

Unterstützend zur Tabakentwöhnung beträgt die empfohlene Anfangsdosis einmal täglich 150 mg, die ab Tag sieben auf zweimal täglich 150 mg gesteigert wird. Zwischen beiden Einnahmezeitpunkten muss ein Zeitraum von mindestens acht Stunden liegen.

Wie bei allen Antidepressiva ist bei Bupropion ein Wirkeintritt erst nach 14 Tagen zu erwarten. Bei Depressionen sollte Bupropion für mindestens sechs Monate eingenommen werden. Ist geplant, die Tabletten abzusetzen, sollte ein Ausschleichen der Therapie erwogen werden. Eventuell kann es ansonsten zum Rebound-Effekt oder zu Absetzsymptomen kommen.

Welche Nebenwirkungen kann Bupropion haben?

Die häufigsten Nebenwirkungen bei Anwendung von Bupropion sind Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Mundtrockenheit. Um die ebenfalls sehr häufige Nebenwirkung Schlaflosigkeit zu vermeiden, sollte die Einnahme nicht vor dem Schlafengehen erfolgen. Selten kann es zu Krampfanfällen kommen.

Welche Wechselwirkungen sind zu beachten?

Die gleichzeitige Anwendung von Bupropion und MAO-Hemmern ist kontraindiziert. Zwischen dem Ende einer Behandlung mit irreversiblen MAO-Hemmern und dem Beginn einer Bupropion-Anwendung müssen mindestens 14 Tage vergehen; bei reversiblen MAO-Hemmern reichen 24 Stunden. Mehrere Bupropion-haltige Arzneimittel dürfen nicht gleichzeitig verabreicht werden, da die Inzidenz von Krampfanfällen dosisabhängig ist.

Bupropion und sein Hauptmetabolit Hydroxybupropion hemmen den CYP2D6-Stoffwechselweg. Die gleichzeitige Gabe von Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite, die überwiegend über diesen Weg metabolisiert werden, sollte in deren unterem Dosierungsbereich begonnen werden. Vermieden werden sollte zudem die gleichzeitige Anwendung mit Arzneistoffen, die über CYP2D6 in aktive Metaboliten umgewandelt werden. Dazu zählt zum Beispiel Tamoxifen. Da Bupropion auch selbst vor allem über CYP2B6 verstoffwechselt wird, ist Vorsicht geboten, wenn es gleichzeitig mit Induktoren oder Hemmern dieses Isoenzyms angewendet wird.

Bei gleichzeitiger Gabe mit SSRI oder SNRI besteht die Gefahr für ein Serotoninsyndrom. Der Konsum von Alkohol sollte möglichst vermieden werden.

Darf Bupropion in Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden?

Laut Fachinformation soll Bupropion in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Bei depressiven Erkrankungen sollten laut Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, die SSRI Sertralin und Citalopram bevorzugt werden. Kommen diese nicht infrage, könne Bupropion Embryotox zufolge auch bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft verordnet werden. Zur Tabakentwöhnung befindet Embryotox Bupropion als medikamentöse Behandlung im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans nach kritischer Indikationsstellung als akzeptabel. Stillen sei bei Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes unter Vorbehalt akzeptabel.

Bupropion als Abnehmmittel?

Bupropion hat in Kombination mit dem µ-Opioidantagonisten Naltrexon seit 2015 auch eine EU-Zulassung als Antiadipositum und wurde hierzulande im Jahr 2018 als Mysimba® (8 mg Naltrexonhydrochlorid/90 mg Bupropionhydrochlorid) auf den Markt gebracht. Wie Bupropion den Appetit zügelt, ist weitgehend unbekannt. Diskutiert wird eine Wirkung auf zwei Hirnbereiche, den Nucleus arcuatus des Hypothalamus und das mesolimbische System, die an der Regulierung von Hunger und Belohnung beteiligt sind. Ein zentraler Botenstoff ist in diesem Zusammenhang Proopiomelanocortin (POMC). Bupropion stimuliert POMC-abhängige Neuronen direkt und Naltrexon verstärkt diese Wirkung, indem es einen von β-Endorphin vermittelten negativen Rückkopplungsmechanismus unterdrückt.

Bereits zum Zeitpunkt der Zulassung gab es Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen von Mysimba auf das kardiovaskuläre System. Diese sind bislang nicht ausgeräumt, sodass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) im vergangenen Jahr mit einer Überprüfung von Mysimba begonnen hat. In Deutschland ist Mysimba seit 2020 nicht mehr im Verkehr.

Sonstiges

Bupropion (Zyban®) wurde gemeinsam mit Vareniclin (Champix®) 2021 in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Gruppe der Psychopharmaka als »Medikament bei Suchterkrankungen« aufgenommen. Bis dato hatte die Liste lediglich Nikotin-Ersatzpräparate aufgeführt.

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