Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Betahistin

Seit den 1970er-Jahren wird das Histaminanalogon Betahistin zur Therapie von Schwindel eingesetzt, besonders bei Patienten mit dem Symptomkomplex Morbus Menière. Seine Wirkung ist jedoch umstritten.
AutorKontaktLaura Rudolph
Datum 19.05.2025  16:20 Uhr

Wofür wird Betahistin eingesetzt?

Das typische Einsatzgebiet von Betahistin ist Schwindel, der vom Gleichgewichtsorgan herrührt – auch im Zusammenhang mit Morbus Menière, einer Innenohrerkrankung, die durch ein Symptomtrio aus Schwindelanfällen, Hörminderung und Tinnitus gekennzeichnet ist. Ebenfalls kommt der Wirkstoff bei Hydrops cochleae, einer krankhaften Flüssigkeitsansammlung im Innenohr, zur Anwendung.

Wie wirkt Betahistin?

Betahistin ist ein Histaminanalogon. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es plausible Hypothesen, die auf Studien an Menschen und Tieren basieren. Demnach wirkt Betahistin im neuronalen Gewebe sowohl als partieller H1-Rezeptoragonist als auch als H3-Rezeptorantagonist. Der Wirkstoff greift also in die Aktivität des Botenstoffs Histamin im zentralen Nervensystem ein und soll dadurch die Durchblutung des Innenohrs und des gesanten Gehirns erhöhen. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass sich kleine Muskeln in den Blutgefäßen des Innenohrs entspannen, wodurch der Blutfluss erleichtert wird.

Betahistin beeinflusst außerdem die Wahrnehmung und Verarbeitung von Nervenimpulsen in den Gleichgewichtszentren des Gehirns. Dies kann Schwindel, Ohrgeräusche und Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen lindern. Die Wirkung ist jedoch umstritten. In der BEMED-Studie (»BMJ« 2016, DOI: 10.1136/bmj.h6816) mit 221 Morbus-Menière-Patienten lag die Wirkung nur leicht über Placeboniveau.

Wie wird Betahistin dosiert?

Der Wirkstoff ist in Arzneimitteln in zwei verschiedenen Formen verfügbar: als Betahistin-Dihydrochlorid in Tabletten oder Tropfen und als Betahistin-Dimesilat in Tabletten. Die übliche Dosis des Dihydrochlorids beträgt für Erwachsene 24 bis 48 mg pro Tag und kann auf bis zu drei Einzeldosen aufgeteilt werden. Beim Dimesilat sind Tagesdosen von 6 bis 12 mg und ebenfalls bis zu drei Einmaldosen üblich. Die Dosierung sollte an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden.

Wie lange dauert eine Therapie mit Betahistin?

Bei Betahistin handelt es sich in der Regel um eine Langzeittherapie, die meist über mehrere Monate fortgeführt wird. Bis zum Wirkeintritt können mehrere Wochen vergehen.

Welche Wechselwirkungen sind zu beachten?

»Bei der Einnahme von Betahistin in Kombination mit anderen Arzneimitteln ist aufgrund fehlender Interaktionsdaten Vorsicht geboten«, heißt es in der Fachinformation entsprechender Präparate. Basierend auf In-vitro-Daten seien keine CYP-Interaktionen zu erwarten. Jedoch ist die Wechselwirkung von Betahistin mit unselektiven Hemmstoffen der Monoaminoxidase (MAO), beispielsweise Tranylcypromin, und mit selektiven MAO-B-Hemmern wie Selegilin und Rasagilin, zu beachten. Sie stören den Abbau von Betahistin, weshalb bei gleichzeitiger Anwendung Vorsicht geboten ist.

Als partieller H1-Rezeptoragonist kann Betahistin zudem die Wirkung von Antihistaminika abschwächen – und umgekehrt. Daher sollten beide nicht gleichzeitig eingenommen werden. Soll eine Therapie mit Betahistin auf eine Therapie mit einem Antihistaminikum folgen, empfiehlt es sich, das Antihistaminikum zunächst über etwa sechs Tage auszuschleichen. Andernfalls kann es zu Entzugserscheinungen wie Unruhe und Schlafstörungen kommen, da die meisten Antihistaminika eine leicht sedierende Wirkung haben, die dann abrupt wegfallen würde.

Ob Betahistin mit anderen Arzneimitteln interagiert, die ebenfalls bei Morbus Menière zum Einsatz kommen können, wurde nicht untersucht. Dazu zählen etwa Vasodilatanzien, Psychopharmaka wie Sedativa, Tranquilizer und Neuroleptika sowie Parasympatholytika und Vitamine.

Welche Kontraindikationen sind zu beachten?

Zu den Gegenanzeigen für eine Behandlung mit Betahistin zählen Asthma bronchiale und ein Phäochromozytom, ein Tumor, der meist im Nebennierenmark sitzt und Katecholamine wie Noradrenalin produziert. Ebenso dürfen Schwangere, Stillende sowie Kinder und Jugendliche den Wirkstoff nicht anwenden, da es nicht genug Sicherheitsdaten gibt. Eine relative Kontraindikation sind Magen-Darm-Geschwüre.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Als Nebenwirkungen von Betahistin werden Kopfschmerzen, Benommenheit, Herzklopfen, Magen-Darm-Beschwerden, flüchtiger Hautausschlag mit Hautrötung und Quaddelbildung sowie Hitzegefühle aufgeführt. Die Häufigkeit ist unbekannt. In seltenen Fällen kann es außerdem zu Brustbeklemmungen kommen. Gastrointestinale Beschwerden lassen sich in der Regel durch den Einnahmezeitpunkt zum oder nach dem Essen oder durch eine Verringerung der Dosis vermeiden.

Was ist bei älteren Patienten zu beachten?

Betahistin wird in der PRISCUS-Liste 2.0 als potenziell inadäquat für ältere Menschen eingestuft, da der Wirkstoff zu einer Sedierung führen kann. Er sollte bei dieser Patientengruppe nur mit Vorsicht angewendet werden.

Was ist in Bezug auf die Fahrtüchtigkeit zu beachten?

Da Betahistin zu Schläfrigkeit führen kann, kann dies die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. In klinischen Studien war dieser Effekt jedoch vernachlässigbar. Dagegen kann die Schwindelerkrankung selbst, gegen die Betahistin eingenommen wird, die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Ob Betahistin-Anwender ein Fahrzeug fahren oder Maschinen bedienen dürfen, muss letztlich individuell entschieden werden.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa