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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Baclofen

Baclofen ist ein Derivat der γ-Aminobuttersäure (GABA), des wichtigsten hemmenden Neurotransmitters im Zentralnervensystem. Das zentral wirksame Muskelrelaxans wird bei Patienten mit schwerer Muskelspastik eingesetzt.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 19.03.2025  07:00 Uhr

Wofür ist Baclofen zugelassen?

Bei Erwachsenen sind Baclofen-Tabletten zugelassen zur Behandlung der Spastizität (krankhaft erhöhte Muskelspannung) der Skelettmuskulatur bei Multipler Sklerose (MS), Rückenmarkerkrankungen oder -verletzungen oder bei Spastizität zerebralen Ursprungs. Reicht die orale Medikation nicht aus, kann Baclofen auch intrathekal infundiert werden.

Das Medikament darf auch bei Kindern und Jugendlichen mit zerebraler Spastizität, vor allem bei infantiler Zerebralparese, sowie bei einer Spastizität der Skelettmuskulatur bei diversen Rückenmarkerkrankungen eingesetzt werden. Intrathekal ist Baclofen zugelassen bei Patienten ab vier Jahren mit schwerer chronischer Spastizität, die auf ein orales Muskelrelaxans nicht ansprechen oder die bei ausreichender Dosierung inakzeptable Nebenwirkungen erleiden.

Wie wirkt Baclofen?

Baclofen ist ein p-Chlorphenyl-Derivat der γ-Aminobuttersäure (GABA). Der Arzneistoff stimuliert GABA-B-Rezeptoren, die prä- und postsynaptisch lokalisiert sind. Seine zentral muskelrelaxierende Wirkung beruht auf einer vorwiegend im Rückenmark ansetzenden Verstärkung der präsynaptischen Hemmung, die die Erregungsübertragung dämpft. Die neuromuskuläre Reizübertragung wird nicht beeinflusst.

Wie wird Baclofen dosiert?

Eine einschleichende Therapie hilft, Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. Bei Erwachsenen beginnt man mit 15 mg Baclofen täglich peroral, verteilt auf zwei bis vier Einzeldosen, und steigert langsam um 5 bis 15 mg bis zur optimalen Tagesdosis. Diese liegt meist bei 30 bis 75 mg (Tageshöchstdosis) und wird auf zwei bis vier Einzelgaben verteilt. Bei älteren Menschen, bei zerebraler Spastizität oder eingeschränkter Nierenfunktion geht man langsamer und vorsichtiger vor.

Dies gilt auch für Kinder und Jugendliche. Hier beginnt man mit einer sehr geringen Dosierung (ungefähr 0,3 mg/kg pro Tag), meist verteilt auf vier Einzeldosen. Die maximale Tagesdosis liegt für Kinder unter acht Jahren bei 40 mg, bei älteren Kindern bei 60 mg.

Die Tabletten sollen zu den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit oder mit Milch eingenommen werden.

Welche Kontraindikationen sind zu beachten?

Kontraindiziert ist Baclofen bei Menschen mit Epilepsie und anderen zerebralen Anfallsleiden sowie bei terminaler Niereninsuffizienz. Es ist nicht geeignet zur Therapie einer Spastizität bei rheumatischen Erkrankungen, Parkinsonismus oder aufgrund peripherer Verletzungen.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Sehr häufige oder häufige Nebenwirkungen von Baclofen sind Übelkeit und Erbrechen, Schläfrigkeit, Benommenheit und Sedation. Diese Symptome können die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen erheblich beeinträchtigen. Auch die Willkürkraft kann geschwächt sein. Die Nebenwirkungen sind meist vorübergehend und lassen bei Dosisreduktion nach. Bei Patienten mit psychiatrischen oder zerebrovaskulären Erkrankungen, zum Beispiel nach Schlaganfall, oder bei älteren Menschen können unerwünschte Wirkungen heftiger verlaufen. Besonders bei Epilepsie kann es zur Senkung der Krampfschwelle und Krampfanfällen kommen. Bei intrathekaler Gabe können infusionsbedingte Nebenwirkungen auftreten. Die erektile Funktion des Mannes kann durch Baclofen dosisabhängig gehemmt werden.

Auf welche Wechselwirkungen ist zu achten?

Bei gleichzeitiger Einnahme anderer Muskelrelaxanzien oder von zentral dämpfenden Medikamenten können sich deren Effekte gegenseitig verstärken. Wechselwirkungen mit Alkohol sind nicht vorhersehbar. Die gleichzeitige Einnahme von Antihypertensiva kann den Blutdruck verstärkt senken. Arzneimittel, die die Nierenfunktion erheblich beeinflussen, können die Ausscheidung von Baclofen so weit reduzieren, dass toxische Effekte auftreten. In Einzelfällen kann Baclofen Leberenzymwerte erhöhen.

Was gilt in Schwangerschaft und Stillzeit?

Laut Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, gehört Baclofen in der Schwangerschaft nicht zu den Mitteln der Wahl und sollte Ausnahmesituationen vorbehalten sein. In der Stillzeit sollte die Indikation für den Einsatz sehr kritisch geprüft und wenn möglich auf physiotherapeutische Maßnahmen und nicht steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac ausgewichen werden.

Was sagt die neue Leitlinie?

Gemäß der Ende 2024 erschienenen S2k-Leitlinie zur Therapie des spastischen Syndroms sollten orale Muskelrelaxanzien nur eingesetzt werden bei einer alltagsrelevanten beeinträchtigenden Spastizität, die mit physikalischen und anderen Maßnahmen nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Vor allem bei spinaler Spastik werden orale Antispastika mit unterschiedlichem Wirkansatz auch kombiniert.

Die intrathekale Baclofen-Behandlung (ITB) ist bei verschiedenen Formen einer schweren behindernden Spastizität angezeigt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Folgeschäden führen wird. Zur Langzeitbehandlung wird eine Pumpe implantiert. Wichtig für die Patienten ist ein Versorgungsprogramm, das die regelmäßige Kontrolle und Füllung der ITB-Pumpe und das Management möglicher Komplikationen auch im Notfall gewährleistet.

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