Statine + Muskelschmerzen = Noceboeffekt |
Theo Dingermann |
29.08.2022 17:30 Uhr |
»Die Vorstellung, dass Statine häufig Muskelschmerzen verursachen können, hat sich bei einigen Patienten und Ärzten hartnäckig gehalten. Unsere Studie bestätigt jedoch, dass das Statin nur selten die Ursache für Muskelschmerzen bei denjenigen ist, die Statine einnehmen«, sagt Mitautor Professor Dr. Colin Baigent von der Universität Oxford. Es solle daher in Fällen, in denen Patienten im Rahmen einer Statintherapie über Muskelschmerzen berichten, zunächst davon ausgegangen werden, dass die Symptome höchstwahrscheinlich andere Ursachen haben. Die Statintherapie sollte fortgesetzt werden, bis andere mögliche Ursachen ausgeschlossen sind.
Auch Dr. Christina Reith, eine weitere Mitautorin von Oxford Population Health, ergänzt: »Wir hoffen, dass diese Ergebnisse Ärzten und Patienten helfen werden, fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, ob sie eine Statintherapie beginnen oder fortsetzen sollen, und zwar in Anbetracht der bekannten signifikanten Vorteile der Statine bei der Verringerung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen«.
Die Autoren räumen natürlich auch einige Einschränkungen ihrer Studie ein, darunter das Fehlen konsistenter Daten darüber, ob Muskelbeschwerden zum Abbruch der Behandlung führten. Außerdem gab es keine zuverlässigen Informationen über einige relevante Begleiterkrankungen oder andere Medikamente, die das Risiko für das Auftreten von Symptomen beeinflussen können.
In einem verlinkten Kommentar schreibt Dr. Maciej Banach, Professor für Kardiologie an der Medizinischen Universität Lodz in Polen, der nicht an der Studie beteiligt war: »Das Problem der statinassoziierten Nebenwirkungen wird seit mindestens 15 bis 20 Jahren diskutiert, und trotz überwältigend beruhigender Daten aus RCT, Kohortenstudien und Registern sind Nebenwirkungen immer noch die Hauptursache für den Abbruch einer Statintherapie. Im Jahr 2022 ist das Problem nicht auf einen Mangel an Daten, Diagnosekriterien, wirksamen Therapien oder Behandlungsempfehlungen zurückzuführen, sondern auf eine unzureichende Aufklärung von Ärzten und Patienten.«