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Krebs

Statine könnten Metastasen verhindern

Statine sind potente Therapeutika – um den Cholesterolspiegel zu senken. Sie können aber vielleicht noch etwas anderes. Untersuchungen legen nahe, dass sie ein Gen hemmen, das Krebszellen metastasieren lässt.
Sven Siebenand
04.03.2022  17:00 Uhr

Tumorpatientinnen und -patienten sterben meist nicht am Primärtumor, sondern an dessen Metastasen. Die molekularen Mechanismen der Metastasierung zu verstehen, ist deshalb eine wichtige Aufgabe im Kampf gegen Krebs. Wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) informiert, ist es Professor Dr. Ulrike Stein vom MDC zusammen mit einer Arbeitsgruppe bereits vor mehr als zehn Jahren gelungen, im menschlichen Darmkrebs einen wichtigen Treiber dieses Prozesses ausfindig zu machen: das Metastasis-Associated in Colon Cancer 1-Gen (MACC1).

Um sich zu vermehren, fortzubewegen und in anderes Gewebe einzudringen, exprimieren Krebszellen MACC1. »Viele Krebsarten streuen nur bei den Patientinnen und Patienten mit hoher MACC1-Expression«, erläutert Stein. Diese Rolle von MACC1 als Schlüsselfaktor und Biomarker für Tumorwachstum und Metastasierung ist mittlerweile in mehr als 300 Veröffentlichungen bestätigt worden – nicht nur bei Darmkrebs, sondern bei mehr als 20 soliden Tumoren, etwa Magen-, Leber- oder Brustkrebs.

Nun hat Stein zusammen mit Privatdozent Dr. Robert Preißner von der Berliner Charité entdeckt, was den Metastasenantrieb in solchen Fällen stören könnte: Statine. Sie hemmen die MACC1-Expression in Tumorzellen. Die Ergebnisse des Teams um Erstautor Dr. Björn-Oliver Gohlke, ebenfalls von der Berliner Charité, sind im Fachjournal »Clinical and Translational Medicine« publiziert.

Zunächst führte ein Substanzen-Screening zur Suche nach MACC1-Inhibitoren zur Wirkstoffklasse der HMG-CoA-Reduktase-Hemmer, besser bekannt als Statine. An verschiedenen Tumorzelllinien haben Forschende diese Entdeckung im nächsten Schritt überprüft – mit Erfolg: Alle sieben getesteten Wirkstoffe verminderten die MACC1-Expression in den Zellen, allerdings nicht alle gleich stark. Als nächstes wurden genetisch veränderte Mäuse mit erhöhter MACC1-Expression mit Statinen behandelt. Die Tiere bildeten daraufhin kaum noch Tumoren und Metastasen aus. »Besonders bemerkenswert ist, dass dies bei den Tieren auch dann noch funktioniert hat, nachdem wir die Dosis im Verhältnis zur Menge, die Menschen normalerweise einnehmen, verkleinert haben«, so Stein.

Die Beobachtungen passen zu einer weiteren Erkenntnis, die die Analyse der Daten von insgesamt 300.000 Statin-Anwendern umfasst. Laut Preißner war die Krebshäufigkeit bei Statin-Anwendern im Vergleich zur Gesamtbevölkerung um die Hälfte niedriger.

Von einer präventiven Statin-Einnahme ohne ärztliche Beratung rät Stein allerdings klar ab. »Wir stehen noch ganz am Anfang«, betont die Wissenschaftlerin. »Zelllinien und Mäuse sind keine Menschen, wir können die Ergebnisse nicht ohne Weiteres übertragen.« Nach den experimentellen Untersuchungen und der retrospektiven Datenanalyse sei nun eine klinische Studie geplant. Erst danach könne man mit Gewissheit sagen, ob Statine die Metastasierung bei Patientinnen und Patienten mit hoher MACC1-Expression tatsächlich verhindern oder abschwächen.

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