Stärkere Krämpfe in Zyklen ohne Eisprung? |
Carolin Lang |
17.07.2024 09:00 Uhr |
Treten kurz vor oder während der Periode Unterleibsschmerzen auf, die nicht auf andere Erkrankungen zurückzuführen sind, ist die Rede von primärer Dysmenorrhö. / Foto: Getty Images/PixelsEffect
Die Untersuchung, über die eine Arbeitsgruppe von der University of British Columbia (UBC) in Kanada aktuell im »Journal of Pain Research« berichtet, war zweigeteilt. Beim ersten Teil handelte es sich um eine prospektive Beobachtungsstudie, in die 75 Frauen im Alter von 19 bis 35 Jahren eingeschlossen waren. Während eines einzelnen Zyklus dokumentierten diese täglich das Auftreten und die Intensität von Menstruationskrämpfen und maßen ihre orale Basaltemperatur, um nachzuvollziehen, ob ein Eisprung stattgefunden hatte.
40 Frauen hatten ovulatorische und 35 anovulatorische Zyklen mit einer ähnlichen Länge von durchschnittlich knapp 30 Tagen, schreiben die Forschenden um Gurleen Mann. In beiden Gruppen ähnelten sich die Frauen hinsichtlich Alter, Gewicht, Bildung und anderen reproduktiven Merkmalen.
Menstruationskrämpfe traten sowohl in ovulatorischen als auch in anovulatorischen Zyklen auf. Die Krämpfe in anovulatorischen Zyklen dauerten dabei mit vier statt drei Tagen länger und waren, gemessen an einer Skala von 0 bis 4, etwas intensiver (1,9 gegenüber 1,6). Die mittlere Krampfintensität multipliziert mit der Dauer der Krämpfe (Tage pro Zyklus), ergab einen Krampf-Score. Dieser betrug bei den anovulatorischen Zyklen 8, bei den ovulatorischen Zyklen hingegen 6. »Das ist die erste Dokumentation von intensiveren und häufigeren Krämpfen in anovulatorischen Zyklen«, schreibt die Arbeitsgruppe.
»Ich war überrascht, signifikante Krämpfe sowohl in Menstruationszyklen mit als auch ohne Eisprung zu sehen«, kommentiert Dr. Paul Yong, außerordentlicher Assistenzprofessor für Geburtshilfe und Gynäkologie an der UBC und einer der Studienautoren, die Ergebnisse in einer Mitteilung der Universität. Denn dies stelle die gegenwärtige Denkweise infrage, nach der eine primäre Dysmenorrhö nur in ovulatorischen Zyklen auftritt.
Eine Limitation der Studie ist, dass eine sekundäre Dysmenorrhö in der Kohorte nicht diagnostisch ausgeschlossen wurde. Die Teilnehmerinnen wurden nur systematisch befragt, ob bei ihnen eine Endometriose diagnostiziert worden war. Bei zwei Teilnehmerinnen war dies der Fall. Zu beachten ist hierbei: Endometriose wird häufig erst sehr spät erkannt. Eine Sensitivitätsanalyse, bei der die beiden Teilnehmerinnen ausgeschlossen wurden, ergab, dass die Dauer der Krämpfe und der Krampf-Score bei anovulatorischen Zyklen weiterhin signifikant höher waren. Dies galt allerdings nicht für die Krampfintensität allein.