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Tetris

Spielen hilft bei der Trauma-Bewältigung

Tetris am Computer zu spielen, kann Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) dabei helfen, Erinnerungen an traumatische Erlebnisse zu verdrängen. Die PTBS wird damit zwar nicht grundsätzlich behandelt, der gezielte Einsatz des Computerspiel-Klassikers könnte aber die Wartezeit auf einen Psychotherapie-Platz überbrücken helfen.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 09.01.2019  11:48 Uhr

Ein wichtiges Symptom der PTBS sind unwillkürlich wiederkehrende bildliche Erinnerungen an die traumatischen Erlebnisse, sogenannte Flashbacks. Vor wenigen Jahren konnten Forscher aus Großbritannien und Schweden zeigen, dass sich solche Flashbacks bei Unfallopfern abmildern lassen, wenn diese innerhalb von sechs Stunden nach dem Unfall 20 Minuten lang Tetris spielen. Doch hilft das gezielte Zocken auch Patienten mit PTBS, deren Trauma schon Jahre zurückliegt? Dieser Frage ging jetzt ein Forscherteam um Professor Dr. Henrik Kessler von der Ruhr-Universität Bochum nach.

An der Studie nahmen 20 Patienten teil, die zur Behandlung einer komplexen PTBS stationär in der Klinik waren. Die Probanden absolvierten dort die üblichen Einzel- und Gruppentherapien sowie eine spezielle Intervention: Einmal pro Woche schrieben sie eine ihrer belastenden Erinnerungen auf ein Blatt Papier, das sie danach zerrissen, ohne über den Inhalt zu sprechen. Anschließend spielten sie für 25 Minuten Tetris.

In den Tagen und Wochen nach der Intervention ging die Häufigkeit des Flashbacks, auf den der Patient fokussiert hatte, deutlich zurück. Nicht fokussierte Flashbackinhalte suchten die Patienten dagegen mit relativ konstanter Häufigkeit heim. Über die Wochen wurden so nacheinander verschiedene Flashbacks abgearbeitet, die anschließend jeweils seltener auftraten. Insgesamt ging die Anzahl der Flashbacks von fokussierten Situationen um durchschnittlich 64 Prozent zurück, die von nicht fokussierten Situationen nur um 11 Prozent. Von den 20 Teilnehmern sprachen 16 auf die Intervention an, berichten die Autoren im »Journal of Consulting and Clinical Psychology«.

Der Erfolg der Methode beruht den Forschern zufolge auf den Prinzipien der Interferenz und der Gedächtniskonsolidierung. Wenn Patienten sich eine belastende Erinnerung detailliert ins Gedächtnis rufen, aktiviert das vermutlich Gebiete für räumlich-bildliche Verarbeitung im Gehirn. Vergleichbare Areale könnten auch für das Spielen von Tetris bedeutsam sein. Beide Aufgaben benötigen also vergleichbare und begrenzte Ressourcen, es kommt zur Interferenz.

Immer wenn ein Patient den Inhalt eines Flashbacks bewusst wiedererinnert, wird die damit verbundene Gedächtnisspur kurzzeitig labil. Wenn in dieser Zeit eine Interferenz stattfindet, könnte die Gedächtnisspur abgeschwächt wieder eingespeichert werden, also eine Gedächtniskonsolidierung stattfinden.

In einer Pressemitteilung der Universität betont Kessler die praktische Bedeutung des Ergebnisses. Man hoffe, eine Behandlung ableiten zu können, die Menschen auch allein durchführen können, wenn kein Therapieplatz verfügbar ist. »In unserer Studie wurde die Intervention zwar von einem Teammitglied begleitet, aber dieses hat keine aktive Rolle eingenommen.« Eine PTBS lasse sich mit den verfügbaren Therapien gut behandeln, allerdings gebe es viel mehr Patienten als Therapieplätze. Wichtig sei jedoch, dass die Intervention eine komplexe Traumatherapie nicht ersetzen kann, sondern lediglich ein zentrales Symptom, die Flashbacks, lindert. Bevor Tetris Spielen traumatisierten Menschen offiziell empfohlen werden kann, müssen allerdings erst weitere Studien mit Kontrollgruppen und deutlich größeren Patientenzahlen die Wirksamkeit bestätigen.

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