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Mögliche Ampelkoalition
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SPD-Politikerin mahnt Verbesserungen für Pflegekräfte an

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich hat davor gewarnt, dass der Mangel an Pflegekräften das bestehende Gesundheitssystem in Deutschland aushöhlen könnte. »Das System kann nur weiterbestehen, wenn wir die Beschäftigten halten«, sagte Stamm-Fibich bei einer Webdiskussion zur »Gesundheitspolitik einer möglichen Ampelkoalition«. Geld allein könne das Problem aber nicht lösen.
AutorKontaktCornelia Dölger
Datum 29.10.2021  14:00 Uhr

»Wir sind besser durch die Pandemie gekommen als viele andere«, sagte Stamm-Fibich, frisch in den Bundestag wiedergewählte Sozialdemokratin aus Erlangen, bei der Online-Diskussion. Mitdiskutant in der vom Verband der Betriebskrankenkassen (BKV) initiierten Runde war Benjamin Plocher von der Daimler Betriebskrankenkasse. Die Arzneimittelexpertin betonte, die Corona-Pandemie habe für viele Beschäftigte, besonders in der Pflege, eine Maximalbelastung und Dauerstress bedeutet. »Deshalb muss auch in der kommenden Legislaturperiode unser Augenmerk darauf liegen, die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten spürbar zu verbessern«, so Stamm-Fibich. Insbesondere die Situation in den Krankenhäusern, wo derzeit die Zahl der Intensivpatienten wieder steigt und gleichzeitig immer weniger Personal vorhanden ist, bereite ihr Sorgen. »Es wird eine große Aufgabe sein, die Beschäftigten zu halten.« Denn: »Das System kann nur weiterbestehen, wenn wir die Beschäftigten halten.«

Dabei hat Stamm-Fibich, die dem Bundestag seit 2013 angehört und zuletzt Berichterstatterin für Arzneimittelthemen in der SPD-Fraktion war, vor allem die Arbeitgeber im Visier. Es gelte, an diese zu appellieren, damit alles dafür getan werde, um die Menschen in ihren Arbeitssituationen zu entlasten. Arzneimittel- und spezifische Apothekenthemen im Licht der Ampelkoalition kamen bei der Runde allerdings nicht zur Sprache. Zu einer verbesserten Jobsituation gehöre auch, dass freie Tage und Wochenenden »nicht beliebig weggenommen werden«. Darauf müsse stärker geachtet werden. Eine bessere Bezahlung tue ihr Übriges, sei aber nicht allein für die Qualität des Jobs entscheidend. »Die Bedingungen müssen stimmen.« Dem stimmte Benjamin Plocher grundsätzlich zu und ergänzte, ein entscheidender Beitrag für eine verbesserte Situation der Pflegekräfte könne die dringend nötige Krankenhausstrukturreform sein.

Vom Kurativen zum Präventiven

Was Prävention im Gesundheitsbereich angeht, betonte Plocher, derzeit Vorstand der Daimler BKK, dass sich hierbei die Betriebskrankenkassen stark engagierten. »Wir sind da nah an den Leuten und wissen, wo der Schuh drückt.« Generell brauche es einen Wandel vom Kurativen zum Präventiven, so Plocher. Hierbei müssten die Freiheiten der einzelnen Kassenarten aber bestehen bleiben. »Ich glaube nicht, dass wir mit zentralen und einheitlichen Vorgaben weit kommen«,  betonte Plocher. Stamm-Fibich entgegnete, das 2015 in Kraft getretene Präventionsgesetz sei »ein Meilenstein« gewesen, aber bei der konkreten Ausführung hapere es, etwa durch kleinteilige Regelungen.  Deshalb brauche es nunmal mehr Einheitlichkeit. »Die Angebote brauchen sonst zu lange bis in die Regelversorgung«, so Stamm-Fibich. Gerade bei der Vorbeugung der großen Volkskrankheiten müssten mehr Menschen erreicht werden. 

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