Spahn will bilateral mit Russland über Sputnik V verhandeln |
Bislang hatte Deutschland Impfstoff ausschließlich zusammen mit den anderen EU-Staaten angeschafft. Diesen Weg hatte die Bundesregierung auch für Sputnik V gefordert - und eine Absage kassiert. Ein Sprecher der EU-Kommission betonte am Donnerstag jedoch, ein Vorgehen wie das von Deutschland bedeute nicht das Ende der europäischen Impfstoff-Strategie. Vielmehr stehe es Ländern frei, bilateral Impfstoff zu beschaffen, der nicht Bestandteil des gemeinsamen Vorgehens sei.
Der Impfstoff von Astrazeneca soll nach Spahns Worten in Deutschland auch weiterhin nicht bei Menschen unter 60 Jahren eingesetzt werden. «Wir bleiben dabei, dass wir den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission folgen», sagte er. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte am Mittwoch trotz sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen jüngerer Menschen weiterhin uneingeschränkt grünes Licht für die Anwendung des Impfstoffes gegeben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland dagegen hatte Astrazeneca zuletzt erst für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. «Wenn wir nur Astrazeneca als Impfstoff hätten und keine Alternative für die unter 60-Jährigen, dann käme man in der Abwägung - wie ist die Empfehlung - möglicherweise zu einem anderen Ergebnis», sagte Spahn. Da es aber ja alternative Impfstoffe gebe, könne man aus Vorsicht bei der Empfehlung bleiben, Astrazeneca bei jüngeren Menschen nicht anzuwenden. Ähnlich argumentierte auch der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, im ZDF-«Morgenmagazin».
Wie Bayern sichert sich auch Mecklenburg-Vorpommern noch vor der möglichen EU-Zulassung den Zugang zu dem russischen Coronavirus-Impfstoff Sputnik V. Wie Landesgesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Donnerstag in Schwerin mitteilte, hat sich das Land gegenüber Russland eine Option auf eine Million dieser Impfdosen gesichert. «Wir sind aktuell noch in einer Phase, wo es große Abhängigkeiten von noch zu wenigen Herstellern gibt», begründete Glawe den Vorstoß. «Die Kosten belaufen sich voraussichtlich für den Bund auf rund zehn Millionen Euro», hieß es in der Mitteilung von Glawes Ministerium.
Mecklenburg-Vorpommern versuche auch eigene Wege zu gehen, um das Tempo und die Planbarkeit der Impfungen zu verbessern. «Wir sind interessiert an langfristigen Kooperationen mit Russland. Darüber hinaus prüft das Land, ob im Land ansässige Firmen eine Abfüllung oder Produktion ermöglichen könnten», sagte Glawe.