Sorgen nach erstem H5N1-Todesopfer in den USA |
Theo Dingermann |
07.01.2025 13:00 Uhr |
Das Vogelgrippevirus, das in den USA nun ein erstes Todesopfer gefordert hat, ist ein H5N1-Virus der Klade 2.3.4.4b. / © Getty Images/CDC/Science Photo Library
Am 6. Januar meldete das Gesundheitsministerium von Louisiana den ersten Todesfall eines Patienten, der sich mit dem hochpathogenen Vogelgrippevirus H5N1 der Klade 2.3.4.4b infiziert hatte. Der Patient war über 65 Jahre alt und hatte Berichten zufolge Vorerkrankungen. Er hatte sich vermutlich an privat gehaltenen Wildvögeln infiziert.
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC erklärte in einer Stellungnahme, dass der Vorfall zwar tragisch sei, aber nichts an ihrer Einschätzung des aktuellen Risikos, das von dem Virus ausgehe, ändere. Allerdings seien Menschen, die mit Vögeln, Geflügel oder Kühen arbeiten oder in ihrer Freizeit mit ihnen in Kontakt kommen, einem höheren Risiko ausgesetzt als die Allgemeinbevölkerung, so die Behörde.
Grippeexperten warnen hingegen, dass es nach diesem ersten Todesfall durch H5N1 im Land wahrscheinlich noch weitere geben werde. Denn die Eigenschaft der aktuellen Klade von H5N1-Viren, bei so vielen Tierarten Krankheitssymptome auszulösen, sei in der Welt der Grippeviren so gut wie beispiellos.
Selbst wenn tödliche Infektionen weiterhin nur einen kleinen Prozentsatz der menschlichen Infektionen ausmachen, habe man es tragischerweise wahrscheinlich nicht das letzte Mal damit zu tun, so der Virologe Dr. Richard Webby, der bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Kollaborationszentrum für Studien zur Ökologie der Influenza bei Tieren leitet, das am St. Jude Children’s Research Hospital in Memphis, Tennessee, angesiedelt ist.
Während das H5N1-Virus seit 2003 weltweit mehr als 450 Todesopfer gefordert hat, ist dies der erste Todesfall durch das Virus in Nordamerika. In den USA hatten sich bisher 67 Personen mit dem Virus infiziert, die alle nur leichte Symptome entwickelten. Die meisten Patienten erkrankten an einer Konjunktivitis, die nach kurzer Zeit wieder abklang. Bei sieben Personen verlief die Infektion sogar asymptomatisch. Anzeichen für eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch wurden in keinem der Fälle beobachtet, wie in einer Analyse dokumentiert ist, die kürzlich im »New England Journal of Medicine (NEJM)« erschien.
Dies sei kein Grund zur Sorglosigkeit, betonen Experten. Denn auch bei der jetzt verstorbenen Person in Louisiana wurden in den Virusisolaten bedenkliche Mutationen identifiziert, die es dem Virus leichter machen könnten, sich an Zellen in den oberen Atemwegen des Menschen anzuheften. Diese Veränderungen wurden bei den Viren der infizierten Vögel, die zur Ansteckung geführt hatten, nicht festgestellt, was laut Aussage der CDC wahrscheinlich bedeutet, dass Viren diese Mutationen während der Erkrankung des Patienten erworben hatte.
Ähnliche Mutationen waren auch in den Virusisolaten des schwer erkrankten Teenagers in British Columbia, Kanada, gefunden worden. Das 13-jährige Mädchen verbrachte mehrere Wochen auf der Intensivstation und erhielt künstliche Beatmung, erholt sich aber inzwischen.
Beruhigend ist, dass es laut Angaben des Gesundheitsministeriums von Louisiana nicht zu Infektionen bei Kontaktpersonen des verstorbenen Patienten gekommen sei. Auch den kanadischen Behörden waren keine Hinweise einer Infektion bei Kontaktpersonen des infizierten Mädchens gemeldet worden.
Sorge bereitet nach wie vor der starke Befall amerikanischer Rinder mit dem Virus. Ende März 2024 war der erste Fall festgestellt worden. Bis heute sind 900 Herden in 16 Bundesstaaten betroffen. Nach wie vor ist unklar, wie sich das Virus so gut unter den Rindern ausbreiten konnte.