| Johanna Hauser |
| 11.12.2025 15:30 Uhr |
Die Behandlung einer Tuberkulose braucht etwa vier bis sechs Monate. Das neuartige Antibiotikum Sorfequilin könnte in Kombination mit anderen TB-Medikamenten die Therapiedauer verkürzen. / © Adobe Stock/Dr_Microbe
Sorfequilin gehört wie Bedaquilin zu den Diarylchinolinen. Diese binden spezifisch an die c-Untereinheit der mykobakteriellen ATP-Synthase und hemmen so den zellulären Energiestoffwechsel der Mykobakterien. Sie wirken bakterizid sowohl auf sich teilende als auch ruhende Tuberkuloseerreger. Mit der Markteinführung von Bedaquilin im Jahr 2014 war damals erstmals eine Behandlung der multiresistenten Tuberkulose verfügbar. Inzwischen gibt es auch gegen Bedaquilin erste Resistenzen.
Sorfequilin ist im Vergleich zu Bedaquilin stärker wirksam, seine minimale Hemmkonzentration ist 10-fach niedriger. In einer Phase-II-Studie zeigte das neuartige Antibiotikum nun in Kombination mit Linezolid und Pretomanid eine schnellere Heilung einer unkomplizierten Tuberkulose im Vergleich zur Standardtherapie. Die Ergebnisse wurden kürzlich auf der Union World Conference on Lung Health 2025 in Kopenhagen vorgestellt.
An der Phase-III-Studie nahmen 309 Patienten mit neu-diagnostizierter, Sputum-positiver Tuberkulose teil. Die Erregerstämme wiesen eine Empfindlichkeit gegenüber Rifampicin und Isoniazid auf.
Alle Teilnehmer wurden für 26 Wochen therapiert und in fünf Gruppen randomisiert. Die ersten drei Gruppen erhielten Sorfequilin in steigender Dosierung (25 mg, 50 mg oder 100 mg) in Kombination mit Pretomanid 200 mg und Linezolid 600 mg. Die vierte Gruppe erhielt Bedaquilin mit Pretomanid und Linezolid.
Nach acht Wochen bekamen die Sorfequilin-Gruppen Isoniazid und Rifampicin für sieben bis 18 Wochen, in Gruppe vier wurde für 18 Wochen mit einer reduzierten Bedaquilin-Dosis (100 mg) weiter therapiert.
Die fünfte Gruppe erhielt die Standardtherapie: In den ersten acht Wochen wurde mit Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol therapiert, anschließend für 18 Wochen mit Isoniazid und Rifampicin.
Primärer Endpunkt war eine negative Sputumkultur. In den ersten acht Wochen wurden wöchentlich Tests durchgeführt.
In den mit Sorfequilin behandelten Gruppen wurde der primäre Endpunkt nach acht Wochen von 31 Prozent (25 mg), 46 Prozent (50 mg) und 59 Prozent (100 mg) erreicht. In den beiden anderen Gruppen (Bedaquilin und Standardtherapie) erreichten je 45 Prozent der Teilnehmer das Ziel nach Woche acht.
Die Teilnehmer der Sorfequilin-Gruppen durften die Behandlung früher abschließen, sofern nach Woche 8 oder Woche 15 eine Sputum-Kultur negativ war und ab Woche 15 keine TB-bedingten Symptome mehr vorlagen. Dieses Ziel erreichten 28 Prozent, 46 Prozent beziehungsweise 64 Prozent der Teilnehmer.
Das Therapieregime mit 100 mg Sorfequilin erwies sich als wirksamer gegen Tuberkulose als die Standardbehandlung, teilt die TB Alliance in einer Pressemitteilung mit.
Die Ergebnisse lassen hoffen, so die Forscher, dass bei Patienten mit unkomplizierter Tuberkulose eine Therapie zukünftig früher beendet werden kann. Eine Phase-III-Studie ist bereits in Planung. Zudem prüfen die Wissenschaftler der TB Alliance den Einsatz langwirksamer injizierbarer Therapien. Diese sollen latente Tuberkulose über eine vereinfachte Therapieplanung besser behandelbar machen, aber auch die Therapiedauer an sich weiter verkürzen, so die Hoffnung. Das ist unter anderem für Sorfequilin und Pretomanid in Planung.