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Maßnahmenpaket

So will die EU Lieferengpässe in den Griff bekommen

Die EU-Staaten sollen sich bei akutem Medikamentenmangel öfter gegenseitig helfen können. Die EU-Kommission hat heute in Brüssel angekündigt, dass noch diesen Oktober ein freiwilliger Verteilmechanismus gestartet werden soll.
dpa
Cornelia Dölger
24.10.2023  16:45 Uhr

Szenarien wie in der vergangenen kalten Jahreszeit sollen sich in dieser Saison nicht wiederholen, das hat sich nicht nur die Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben, sondern auch die EU. Während die Ampelkoalition hierzulande mit dem Lieferengpassgesetz (ALBVVG) sowie einem Fünf-Punkte-Plan das Schlimmste verhindern will, kündigte auch die EU-Kommission heute mehrere Maßnahmen an, etwa einen neuen Verteilmechanismus für Arzneimittel.

Laut dem Strategiepapier, das die EU-Kommission verabschiedete, sollen Mitgliedsländer über einen freiwilligen Solidaritätsmechanismus lebenswichtige Medikamente teilen – wenn sie in einem Land der EU knapp werden, könnten andere Länder aushelfen. Den geplanten Mechanismus zwischen den Staaten kann es laut den Plänen sogar mit Ländern des globalen Südens geben.

Über diesen Mechanismus soll ein Land seinen Bedarf an einem bestimmten Arzneimittel kundgeben und andere Mitgliedstaaten sollen daraufhin Medikamente aus ihren Beständen abgeben können. Zudem schlägt die EU-Kommission vor, dass – wie bei der Corona-Impfstoffbeschaffung – die EU-Staaten gemeinsam Medikamente einkaufen.

Liste mit bis zu 350 wichtigen Medikamenten

Nach Angaben der EU-Kommission soll darüber hinaus eine Liste mit besonders wichtigen Medikamenten ausgearbeitet werden. Darunter versteht die Behörde Mittel, für die es keine geeignete Alternative gibt und wo ein Engpass bedeutet, dass Menschen ernsthaft Schaden nehmen könnten.

Für diese Medikamente sollen dann – wenn möglich – Lösungen gegen den Mangel ausgearbeitet werden, etwa durch mehr Vorräte, mehr Produktion oder mehr Partnerschaften beispielsweise mit Drittstaaten. Auf der Liste könnten am Ende zwischen 100 und 350 Medikamente stehen, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Sie betonte aber auch: »Medikamentenknappheit kann nicht von heute auf morgen beseitigt werden, denn die Ursachen sind langwierig und vielschichtig.«

Anfang Oktober hatte Kyriakides die Pläne bei einer Parlamentsdebatte verteidigt. Alle relevanten Akteure sollten hierbei mit ins Boot, so die EU-Gesundheitskommissarin: die Industrie, die Beteiligten der Versorgungskette, die Mitgliedstaaten und deren nationale Gesundheitssysteme sowie die beteiligten EU-Institutionen. Die Maßnahmen sollten nach Art eines Werkzeugkastens flexibel eingesetzt werden können. Kyriakides verwies in der Debatte zudem auf das EU-Pharmapaket, also die umfassende Reform des EU-Arzneimittelrechts, die Werkzeuge gegen Lieferengpässe vorhalte, etwa ein EU-weites Warnsystem, das Knappheiten oder Rücknahmen frühzeitig anzeigt.

Liese: »Billigmentalität« Einhalt gebieten

Der Mediziner und EU-Abgeordnete Peter Liese (CDU) schlug bereits vor der heutigen Ankündigung Alarm: »In den letzten Monaten hat sich das Problem der Knappheit von Arzneimitteln dramatisch zugespitzt«, zitierte ihn heute etwa die Berliner Morgenpost. Die Anzahl der Erstmeldungen von Lieferengpässen notwendiger Arzneimittel in Deutschland steige massiv: 2018 habe es 265 solcher Meldungen gegeben, 2022 schon 680. Damit, dass in diesem Jahr bis Mitte Juni bereits 497 Erstmeldungen eingegangen seien, sei ein »unerträglich hohes Niveau« erreicht.

Liese hatte zudem dazu aufgerufen, der »Billigmentalität« vor allem bei Generika endlich Einhalt zu gebieten. In einer Mitteilung erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament Anfang Oktober, das Gesundheitssystem gebe viel Geld aus, vor allem für innovative medizinische Präparate. Bei den Generika hätten viele Länder Europas, allen voran Deutschland, allerdings immer nur auf den Preis geachtet.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte derweil der »Bild am Sonntag«, der Medikamentenmangel werde in diesem Winter nicht so schlimm wie im letzten Jahr, Engpässe seien aber nicht zu vermeiden: »Wir sind mit Herstellern von Antibiotika und Fiebersäften im engen Austausch. Wir beobachten genau: Was könnte knapp werden?« Er riet davon ab, Antibiotika auf Vorrat zu lagern. Vorsorgen dürften Eltern kleiner Kinder aber schon, etwa indem sie eine kleine Flasche Fiebersaft zuhause hätten, »um zum Beispiel am Wochenende reagieren zu können«.

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