So werden Ohrentropfen richtig angewendet |
Die Ohren lang ziehen: Das sollte man beim Einträufeln von Ohrentropfen tun, um die Gehörgangskrümmung auszugleichen. / Foto: Getty Images/Westend61
Typische Anwendungsgebiete von Ohrentropfen sind zum Beispiel Schmerzen infolge einer unkomplizierten Gehörgangsentzündung, Infektionen, Juckreiz und eine Verlegung mit Ohrenschmalz. Die lokale Wirkung der gelösten, emulgierten oder suspendierten Inhaltsstoffe steht im Vordergrund.
Weil das Ohr auf Kälte und kalte Flüssigkeiten sehr empfindlich reagiert, empfiehlt es sich, die Tropfflasche oder Einmaldosenbehältnisse vor der Anwendung in der Hand oder Hosentasche auf Körpertemperatur anzuwärmen. Kalte Flüssigkeit im Ohr ist sehr unangenehm und kann Schwindel und Schmerzen hervorrufen oder verstärken. Daran denken: Handelt es sich bei den Ohrentropfen um eine Suspension, wie bei der Wirkstoffkombination Ciprofloxazin und Dexamethason, muss das Fläschchen unmittelbar vor Gebrauch geschüttelt werden.
Prinzipiell kann das Einträufeln in das Ohr der Patient selbst vornehmen, doch besser geht es durch einen Familienangehörigen, erst recht wenn Kinder und Senioren die Patienten sind. Beim Eintropfen gilt es, die Krümmung des Gehörgangs auszugleichen. Da sich diese bei Erwachsenen von der bei Säuglingen und Kleinkindern unterscheidet, sollten Erwachsene die Ohrmuschel leicht nach hinten und oben ziehen, beim Säugling und Kleinkind nach hinten und unten. Durch das »Langziehen« der Ohren kann Luft besser entweichen und die meist viskose Tropflösung bis auf den Boden des Gehörgangs vordringen.
Am besten verabreicht man Ohrentropfen bei seitlich geneigtem Kopf. Vor allen Dingen Kinder sollten bei dieser Prozedur auf der Seite liegen und die Position für drei bis fünf Minuten beibehalten. Um Trommelfell und Gehörgangshaut vollständig zu benetzen, werden Kindern in der Regel zwei Tropfen, Erwachsenen bis zu fünf Tropfen verabreicht. Die Spitze des Tropfers sollte weder die Ohrmuschel noch den äußeren Gehörgang oder andere Hautpartien berühren.
Um Kleidung oder Bettwäsche nicht zu beschmutzen, kann man den Gehörgang nach der Applikation locker mit Watte oder Mull verschließen. Ein kompakter Pfropf kann hingegen die Besiedelung mit Bakterien oder Pilzen begünstigen, weil sich eine feuchte Kammer bilden könnte. Einmal geöffnete Ohrentropfen in Mehrdosenbehältnissen sind innerhalb von vier bis sechs Wochen zu verbrauchen. Diese Frist ist unabhängig davon, ob die Grundlage wasserhaltig oder frei davon ist.
Ohrentropfen zur Anwendung im äußeren unverletzten Gehörgang müssen weder steril sein noch ist eine Euhydrierung oder Isotonie erforderlich. Anders sieht es aus, wenn das Trommelfell perforiert ist. Dann müssen Tropfen zusätzlich frei von Konservierungsmitteln sein. Ins Mittelohr gelangte Arznei- und Hilfsstoffe können ototoxisch wirken. Ein perforiertes Trommelfell kann der Patient an einem zischenden Geräusch erkennen, wenn er sich die Nase zuhält und dann wie beim Schnäuzen bläst. Dann ist der Gang zum HNO-Arzt unerlässlich. Ohrentropfen, etwa mit antimykotischer Wirkung, dürfen nur unter ärztlicher Überwachung bei defektem Trommelfell angewendet werden.
Nasentropfen mit α-Sympathomimetika sind ein probates Mittel, um bei einer akuten Mittelohrentzündung die Schleimhäute in der Nase und der Ohrtrompete abzuschwellen. Sekret, das sich in der Paukenhöhle gebildet hat, kann dann besser abfließen. Bei der Abgabe an den Patienten sollte das Apothekenteam darauf hinweisen, dass die Tropfen nicht ins Ohr, sondern in die Nase geträufelt werden.
Es gibt auch Tropfen gegen Ohrenschmerzen, die oral einzunehmen sind. Auch hierbei ist der Patienten darüber aufzuklären, dass es sich bei diesen homöopathischen Zubereitungen nicht um klassische Ohrentropfen handelt.