So kommen die »jungen Wilden« zurück in die Offizinen |
Jennifer Evans |
11.10.2021 15:30 Uhr |
Marcella Jung hat 10 Tipps für Apothekeninhaber, wie sie neue Mitarbeiter finden können. Sie hält seit fast 20 Jahren Seminare für Pharmazeuten, unter anderem zu Management-, Führungs- und Marketingthemen. / Foto: LAV Sachsen-Anhalt
Um geeignetes Fachpersonal für eine Apotheke vor Ort zu finden, gibt es ein paar Tricks, wie Marcella Jung in ihrem Vortrag in Dessau darlegte. Die Betriebswirtin, Dozentin, Trainerin und Inhaberin der Jung-Akademie hält seit fast 20 Jahren Seminare für Apotheker, unter anderem zu Management-, Führungs- und Marketingthemen. Neben den modernen Methoden der Mitarbeitergewinnung, sprach Jung ebenfalls über die Bedeutung von Motivation und Entlastung, um gute Mitarbeiter zu halten.
Zentral ist aus ihrer Sicht schon der erste Schritt: Die Stellenanzeige genau auf eine Zielgruppe abzustimmen. Während die Generation Y (zwischen 1980 und 1995 Geborene) nach zeitlicher Flexibilität, Homeoffice, Freiraum zur Entfaltung und Gelegenheiten zum kreativen Mitgestalten suche, orientiere sich die Generation Z (zwischen 1996 und 2010 Geborene) wieder stärker an traditionellen Werten wie Stabilität, Ordnung und einem Umgang auf Augenhöhe, so Jung. Angepasstes Wording in einer Stellenanzeige könne also bereits über Interesse oder Desinteresse entscheiden. Das ist aber nur einer der insgesamt zehn Tipps, die sie Apothekeninhabern bei der Suche nach neuen Mitarbeitern ans Herz legt, damit künftig die »jungen Wilden« auch wieder in die Offizinen kommen und nicht gleich nach der Universität in die Industrie abwandern.
Darüber hinaus gilt es, das richtige Medium für die Stellenanzeige auszuwählen, beispielsweise über jene sozialen Medien zu suchen, in denen die Zielgruppe besonders häufig zu finden ist. Einige Business-Plattformen eignen sich Jung zufolge besser dafür, weil sie zusätzlich eine Gehaltsorientierung für einen bestimmten Job oder Region bieten. Für erfolgsversprechend hält sie außerdem, die Suche zu flexibilisieren etwa auch einmal an Headhunter, Quereinsteiger, Apothekenvertretungen oder Schaufensterwerbung zu denken. Von Bedeutung ist demnach auch, die Benefits des eigenen Betriebs zu unterstreichen. Das kann laut Jung ein Zuschuss zur Mitgliedschaft im Fitness-Studio oder den Fahrtkosten sein, Tankgutscheine, flexible Arbeitszeiten oder Weiterbildungsmöglichkeiten, ein kostenloses Angebot an Obst und Getränken sowie im Sommer Eis aufs Haus.
Nah am Nachwuchs bewegt sich darüber hinaus, wer in einer Stellenanzeige persönlich formuliert und zum Beispiel in den sozialen Medien dazu aufruft: »Wer kennt jemanden, der gut zu uns passt?«. Ein Foto des Inhabers wirke in dem Zusammenhang nahbarer als das Logo der Offizin. Auch Vermittlungsprämien im lokalen Umfeld auszuschreiben, können neues Personal in die Apotheke bringen. Vor Augen halten müssten die Inhaber sich, dass speziell Wechselwillige oft in den sozialen Medien unterwegs seien. Trotz des Fachkräftemangels rät Jung aber dazu, »nicht jeden zu nehmen«. Entscheidender und nachhaltiger ist es ihrer Ansicht nach, den richtigen Typ Mensch zu finden – sowohl für das bestehende Team als auch für das zu besetzende Aufgabenfeld.
Motivierend könne beispielsweise sein, einem neuen Mitarbeiter bereits vor Arbeitsantritt Wertschätzung entgegenzubringen, indem er ein Foto des künftigen Teams, einen Gutschein für das Café neben der Offizin oder sein Namensschild vorab per Post erhält. Nicht zuletzt könne sich ein Arbeitgebersiegel günstig auf die Mitarbeitersuche auswirken, weil solche Auszeichnungen ein zusätzliches Argument für die Bewerber darstellen könne, so Jung.