So klappt die Medikationsanalyse im Heim |
Im Anschluss verdeutlichten zwei erfahrene Apothekerinnen den Nutzen der pDL für Heimbewohner. Dr. Isabel Waltering, ATHINA-Koordinatorin Westfalen-Lippe, stellte das Beispiel einer 84-jährigen hoch dementen, multimorbiden Frau vor. Die Pflege sei ebenso aufwendig wie mühsam gewesen. Nach Erhöhung der Risperidon-Dosis habe sich die Situation weiter verschlechtert. »Die Patientin bekam täglich 18 verschiedene Arzneimittel zu fünf Zeitpunkten und 17 Tabletten mussten für die Sondengabe gemörsert werden.«
Bei der Medikationsanalyse habe sie 19 arzneimittelbezogene Probleme (ABP) detektiert, zum Beispiel falsche Einnahmezeitpunkte, Doppelmedikation und Anwendungsprobleme. Der neue Medikationsplan – vom Arzt abgezeichnet – enthielt nur noch elf Medikamente, davon drei als Bedarf. »Der Patientin geht es besser, die Pflege ist leichter und es ist viel weniger zu mörsern.«
»Wir müssen pDL anbieten«, ist Franziska Lemmer von der Albert-Schweitzer-Apotheke in Düsseldorf überzeugt. Sie stellte eine statistische Auswertung vor. Bei Übernahme einer neuen Station habe die Apotheke bei 26 Medikationsanalysen 265 einzelne Arzneimittelzeilen geprüft. »Wir identifizierten 109 handlungsbedürftige Funde«, darunter Wechsel- und Nebenwirkungen, Dosierungsfehler, fehlende Indikationen oder unpassende Medikamente. Ihre Lösungsvorschläge umfassten vor allem Kontrolle von Labor- und Vitalwerten, Absetzen eines Medikaments und Symptomkontrolle durch die Pflegekräfte. »Nur zwanzig Vorschläge wurden umgesetzt – aber ohne uns wäre gar nichts passiert.«
Für die Apothekerin sind die Pflegekräfte »der Schlüssel zu pDL im Heim«. Sie müssten umfassend informiert und einbezogen werden. Waltering ermunterte die Kollegen: »Sie lernen von der Pflege ganz viel, was Sie dann am HV umsetzen können. Das ist sehr befruchtend.«