So klappt die Medikationsanalyse im Heim |
Geballte pDL-Kompetenz auf der Expopharm-Bühne: Die Apothekerinnen Dr. Nina Griese-Mammen, Dr. Isabel Waltering, Franziska Lemmer, Franziska Scharpf, Tatjana Buck und Ina Riechling (von links) / Foto: PZ/Alois Müller
Beim »pDL Campus live« auf der Expopharm stellte Tatjana Buck, Apothekerin aus Bad Saulgau, die neuen Materialien vor. Das »Herzstück« sei die Standardarbeitsanweisung (SOP), die Hilfestellungen für die Durchführung der erweiterten Medikationsberatung in Heimen liefere und eine einheitliche Qualität der pDL sicherstellen soll. Daneben stehen ab sofort auch eine Prozessbeschreibung sowie eine Kurzfassung der Vereinbarung zwischen Apotheke und Versichertem über die Inanspruchnahme der pDL im Alten- und Pflegeheim zum Download zur Verfügung. Um Alten- und Pflegeheime über die neuen Leistungen zu informieren, wurde zudem ein Flyer erarbeitet.
Auch eine Checkliste gibt es, allerdings nicht für die Apotheke, sondern für die sogenannte Bezugspflege, »also die Pflegekraft, die den Patienten kennt und täglich mit ihm in Kontakt ist«, erklärte Buck. Im Groben unterscheide sich der Ablauf der Medikationsanalyse im Heim nicht von dem in der Offizinapotheke. Neu sei, dass die Bezugspflege mit in den Prozess eingebunden wird, insbesondere bei der Datenerhebung und dem Abschlussgespräch.
Im Optimalfall füllt eine Pflegefachkraft die Checkliste noch vor dem eigentlichen Medikationsgespräch aus, macht Angaben zu auffälligen Symptomen innerhalb der vergangenen vier Wochen und notiert Besonderheiten wie Magensonde oder Bettlägerigkeit. »So haben Sie schon ein effektives Bild vom Patienten, bevor Sie in das Medikationsgespräch gehen«, erklärte Buck. Dieses finde dann vor Ort im Alten- und Pflegeheim, im Rahmen seiner Möglichkeiten gemeinsam mit dem Patienten und idealerweise auch mit der Bezugspflege, statt.
Nach der AMTS-Prüfung erfolgt die Erarbeitung von Lösungen, gegebenenfalls mit dem behandelten Arzt. Die Lösungen sollten vor dem Abschlussgespräch »dringend« mit der Pflegekraft besprochen werden, um zu vermeiden, dass Vorschläge gemacht werden, die schon einmal erfolglos ausprobiert wurden, riet Buck. Da Arzt und Pflegekräfte in die Lösungsfindung eingebunden sind, sei es besonders wichtig, bei arzneimittelbezogenen Problemen (ABP) zu priorisieren. Das Anschlussgespräch erfolge dann gemeinsam mit dem Patienten und der Pflegekraft. Der Ergebnisbericht geht als Original an den Arzt und als Kopie an die Pflege.
Im Anschluss verdeutlichten zwei erfahrene Apothekerinnen den Nutzen der pDL für Heimbewohner. Dr. Isabel Waltering, ATHINA-Koordinatorin Westfalen-Lippe, stellte das Beispiel einer 84-jährigen hoch dementen, multimorbiden Frau vor. Die Pflege sei ebenso aufwendig wie mühsam gewesen. Nach Erhöhung der Risperidon-Dosis habe sich die Situation weiter verschlechtert. »Die Patientin bekam täglich 18 verschiedene Arzneimittel zu fünf Zeitpunkten und 17 Tabletten mussten für die Sondengabe gemörsert werden.«
Bei der Medikationsanalyse habe sie 19 arzneimittelbezogene Probleme (ABP) detektiert, zum Beispiel falsche Einnahmezeitpunkte, Doppelmedikation und Anwendungsprobleme. Der neue Medikationsplan – vom Arzt abgezeichnet – enthielt nur noch elf Medikamente, davon drei als Bedarf. »Der Patientin geht es besser, die Pflege ist leichter und es ist viel weniger zu mörsern.«
»Wir müssen pDL anbieten«, ist Franziska Lemmer von der Albert-Schweitzer-Apotheke in Düsseldorf überzeugt. Sie stellte eine statistische Auswertung vor. Bei Übernahme einer neuen Station habe die Apotheke bei 26 Medikationsanalysen 265 einzelne Arzneimittelzeilen geprüft. »Wir identifizierten 109 handlungsbedürftige Funde«, darunter Wechsel- und Nebenwirkungen, Dosierungsfehler, fehlende Indikationen oder unpassende Medikamente. Ihre Lösungsvorschläge umfassten vor allem Kontrolle von Labor- und Vitalwerten, Absetzen eines Medikaments und Symptomkontrolle durch die Pflegekräfte. »Nur zwanzig Vorschläge wurden umgesetzt – aber ohne uns wäre gar nichts passiert.«
Für die Apothekerin sind die Pflegekräfte »der Schlüssel zu pDL im Heim«. Sie müssten umfassend informiert und einbezogen werden. Waltering ermunterte die Kollegen: »Sie lernen von der Pflege ganz viel, was Sie dann am HV umsetzen können. Das ist sehr befruchtend.«