Erster Schritt ist eine Krankheitseinsicht und Bereitschaft zur Therapie des Betroffenen. Der Erkrankte muss den Willen zur Therapie selbst aufbringen. / Foto: Getty Images/Westend61
»Wenn ein geliebter Mensch in eine psychische Krise gerät, ist vieles, was man jahrelang kannte und Bestand hatte aufgehoben«, sagt Gudrun Weißenborn vom Landesverband für Angehörige psychisch erkrankter Menschen in Berlin. Sie ist seit 25 Jahren in der Angehörigenberatung tätig und weiß, dass auch Nicht-Erkrankte in eine Krise geraten können. »Das Verhältnis von Nähe und Distanz verändert sich. Die Möglichkeiten und Grenzen des Miteinanders müssen neu ausbalanciert werden«, so die Projektleiterin.
»In der Anfangsphase einer psychischen Erkrankung fühlen sich Angehörige oft hilflos«, erzählt Rolf Fischer, der im Kölner Verein Rat und Tat mehrere Gesprächskreise für Angehörige leitet. »Vor allem dann, wenn der Betroffene keine Krankheitseinsicht zeigt.« Der erste Schritt zur Entlastung sei daher, dass der oder die Erkrankte eine Behandlung beginnt. Wenn das trotz Bittens nicht geschieht, kann man sich an einen sozialpsychologischen Dienst wenden, rät der Vereinsvorsitzende: »Ein Sozialarbeiter oder Sozialpsychologe besucht dann den Erkrankten zu Hause.«
Angehörige sollten gut über die Erkrankung ihres Familienmitglieds informiert sein. Je mehr sie über die Symptome, den Verlauf und die Behandlung wissen, desto sicherer können sie mit ihr umgehen. »Es hilft zu akzeptieren, dass es schwierig ist«, so Weißenborn. »Gleichzeitig sollte man schauen, wie man sich selbst stärken kann.« So eine Situation kann das Umfeld in Mitleidenschaft ziehen.
»Das Schwierigste für die Angehörigen ist, wenn sie sich persönlich dafür verantwortlich fühlen, dass es dem Erkrankten wieder besser gehen soll«, sagt die systemische Paar- und Familientherapeutin Angelika Völkel aus Berg am Starnberger See. Das kann aber nicht funktionieren: Der Erkrankte muss den Willen zur Therapie selbst aufbringen.